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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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lassen konnte, um von dort aus zu Fuß an Land zu steigen. Schließlich brauchte Mark ja nicht zu atmen.
    Gloha stieg wieder etwas höher und stellte fest, daß ihre Einschätzung richtig gewesen war: Trent war von den drei Schönen umringt. Dann löste sich eine von ihnen aus der Gruppe, um Mark Knochen zu retten – überlegte es sich aber wieder anders. Vielleicht hatte sie ihn ja vorher nicht deutlich genug erkannt. Es mußte ein Schock für sie sein, plötzlich festzustellen, mit wem und was sie es da zu tun hatte. Doch Gloha konnte nicht behaupten, daß es ihr leid tat.
    Wieder ging sie tiefer und landete diesmal auf der Wasseroberfläche. Die federte sie zwar ab, doch der Teich war nicht so tief, wie Gloha erwartet hatte, so daß ihre Füße den Boden streiften. Dann aber begriff sie, daß das Wasser zwar tief gewesen war, doch mit ihrer Landung hatte sie nämlich das meiste aus dem Teich hinausgespült. Die drei Meerjungfrauen waren am plötzlich ausgetrockneten Ufer gestrandet; ihre einst so hübschen Frisuren wirkten matt, und sie starrten Gloha in vollkommener Eintracht wütend an. Gloha stapfte aus dem Wasser. Als sie Trent erreicht hatte, nahm sie wieder ihre ursprüngliche Gestalt an.
    »Tut mir leid«, sagte sie mit so viel Bedauern in der Stimme, wie sie aufbieten konnte.
    »Schon in Ordnung«, preßte Esche zwischen den Zähnen hervor. »Es kann sich ja nur um Wochen handeln, bis der Teich sich wieder füllt. Bestimmt werden wir bis dahin einigermaßen trocken über die Runden kommen.«
    »Vielleicht geht es ja auch schneller«, meinte Trent. Er machte eine Geste, und ein in seiner Nähe gestrandeter Fisch verwandelte sich in eine große Wassermelonenpflanze mit einer Vielzahl riesiger Früchte. Trent stach mit dem Finger in eine der Melonen, worauf sie platzte und ihr Wasser in den Teich ergoß.
    »Oho!« rief Zeder, als sie begriff, worauf er hinauswollte. Sie stach eine weitere Frucht an, und auch deren Wasser strömte in den Teich.
    Trent stapfte in der Mulde umher, verwandelte Fische und Kräuter in weitere Wassermelonenpflanzen. Die anderen folgten ihm und stachen die Früchte an. Zusammen mit dem Rückstrom von den höheren Hängen füllte dieses Wasser den Teich schon bald bis zur Hälfte. Jetzt war wieder genug Wasser darin, daß die Jungfrauen schwimmen konnten, während Mark und Gloha sich im Teich wuschen. Trent, den die platzenden Melonen von Kopf bis Fuß durchnäßt hatten, war bereits einigermaßen sauber.
    »Danke«, sagte Mahagoni. »Hör mal, wenn du deine Kleider draußen zum Trocknen auslegen und ein bißchen mit uns im Wasser spielen würdest, könnten wir vielleicht vergessen, wie alt du zu sein behauptest.« Sie lächelte gewinnend.
    »Ich fürchte, wir müssen weiter«, erwiderte der Magier, und insgeheim war Gloha froh darüber.
    Sie folgten dem Strom bis an die Stelle, wo er in den Berg mündete. Von hier aus ließen sie den Blick nach Südosten schweifen. Jenseits des Flußbettes befand sich ein Berg. Dort war ein Weg zu erkennen, der um das Hindernis zu führen schien, doch sah er nicht besonders einladend aus. Denn er war von Knochenstücken und Federbüscheln übersät und roch nach Drachenatem.
    »Ich könnte wieder zu einem Vogel Rokh werden und euch auf die andere Seite bringen«, schlug Gloha vor.
    »Wir sind uns nicht sicher, wo sich Crombies Zuhause befindet«, ermahnte Trent sie. »Es könnte ebensogut genau unter diesem Berg sein. Wenn wir den Berg aber auslassen, sind wir damit schon ein Stück vom Weg abgewichen. Und je weiter wir dann gehen, um so unwahrscheinlicher wird es, daß wir ans Ziel deiner Reise kommen.«
    Sie nickte. »Ich hoffe nur, daß es nichts mit dem Drachen zu tun hat, der möglicherweise in der Nähe dieses Weges wohnt.«
    »Wenn nötig, werde ich das Untier verwandeln.«
    Sie gingen zu Fuß weiter. Gloha hätte zwar vorausfliegen können, um die Lage zu sondieren, doch der Weg wand sich unter einem so dichten Laubdach dahin, daß man von oben nicht das geringste hätte erkennen können. So hielt sie die Flügel zwar bereit, blieb aber am Boden.
    Da war tatsächlich ein Drache. Ein großer. Er döste, den Kopf quer über den Weg gelegt. Als sie sich näherten, stellten sich die Drachenohren auf, und kleine Rauchwölkchen traten aus den Nüstern der Bestie hervor.
    »Ein Raucher«, sagte Trent grimmig. »An den kommen wir nicht nahe genug heran, um ihn zu verwandeln.«
    Gloha verstand: Die gefürchtetsten Drachen waren zwar die Feueratmer,

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