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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gloha.
    »Was ist denn an Mundania so schlimm?« wollte Mark wissen.
    »Das weiß doch jeder. Es ist der ödeste Ort, den man sich vorstellen kann«, warf Gloha ein. »Weil es dort keine Magie gibt. Kein Wunder, daß der Magier Trent verzweifelt danach strebte, nach Xanth zurückzukehren.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Trent. »Man muß Mundania einfach nur verstehen.«
    »Da kommt die nächste Woge«, sagte Metria schadenfroh.
     
    Gloha fand sich an einem Flußufer wieder. Eine solide Steinbrücke mit einer hölzernen Zugbrücke führte über den Strom, und in der Nähe wusch eine Gruppe von Frauen Kleidung im seichten Uferwasser. Gerade fuhr ein zweirädriger bedeckter Wagen über die Brücke, der von einem einzigen Einhorn gezogen wurde – nein, es war ein Pferd, denn es besaß kein Horn.
    Gloha schaute an sich herunter. Sie war ein Kind von fünf, sechs Jahren, ohne Flügel, in einem Menschenrock und einer Menschenjacke, und saß oberhalb der Frauen am Fluß.
    Sie blickte zur anderen Seite hinüber. Unweit von ihr stand ein Mann. Er war ziemlich schütter behaart, sah beinahe schon glatzköpfig aus, und hatte einen kurz gestutzten rötlichen Bart und braune Augen. Der Mann hatte einen seltsamen kleinen Stand mit einem Brett daran und stand mit dem Gesicht davor, wobei er immer wieder zu den Frauen und der Brücke hinüberblickte. Da begriff Gloha, daß der Mann die Szene malte. Und so stand sie auf und ging auf ihn zu, um sich anzuschauen, wie sein Bild wohl aussehen mochte.
    »Kind!« schrie eine der Frauen. Es war die Mutter des Mädchens – das wußte Gloha einfach, ohne sich daran zu erinnern. »Halte dich von diesem Mann fern! Der ist verrückt!«
    Also mußte Gloha umkehren. Bedauernd ging sie auf die Brücke zu. Der Wagen war inzwischen darüber hinweggerollt, doch nun schritt ein anderer Mann darüber. Er war merkwürdig gekleidet und wirkte etwas verwirrt. Aber irgendwie kam er Gloha bekannt vor.
    Das war ja der Magier Trent! Er sah fast genauso aus wie jetzt, in seinem verjüngten Zustand. Aber sie wußte, daß es der wirkliche junge Trent war – und daß dies Mundania sein mußte, denn Xanth war es ganz bestimmt nicht. Also teilte sie sich gerade in die verrückte Vision von Trents Vergangenheit.
    Sie versuchte, ihm etwas zuzurufen, konnte es aber nicht. Das Kind, das Gloha selbst gerade belebte, schaute nur zu. Trent überquerte die Brücke und blickte sich um. Als er Gloha sah, schien er sie gar nicht zu erkennen. Das war nicht weiter überraschend, weil sie im Augenblick ja auch nicht sie selbst war. Da heftete sich Trents Blick auf den Maler. Er verließ die Straße und ging auf den Mann zu.
    Gloha hätte gern ihrem Gespräch gelauscht, aber sie wußte, daß ihre mundanische Mutter es ihr nicht erlauben würde, näherzutreten. Also machte sie sich am Ufer zu schaffen, jagte hinter einem Käfer her, begab sich mal hierhin, mal dorthin, um sich wie zufällig dem Maler zu nähern. Schließlich nahm sie am Ufer Platz und schaffte es sogar, noch ein Stück näher zu rücken.
    Doch sie erlebte eine Enttäuschung. Trent versuchte zwar, mit dem Maler zu sprechen, doch der schien ihn überhaupt nicht zu verstehen. Gloha begriff, wo das Problem lag: Trent sprach xanthisch, wie es alle Einwohner dieses Landes von Natur aus taten, der Maler dagegen mundanisch. Mit zwei so unterschiedlichen Sprachen konnten die Männer sich nicht besonders gut verständigen.
    Endlich gab Trent es auf und ging weiter. Gloha wäre ihm gern gefolgt, konnte es aber nicht; das Mädchen ging einfach nicht weiter. Sie bemühte sich und versuchte, sich durchzusetzen. Zu ihrer Überraschung funktionierte es – vielleicht. Jedenfalls geschah etwas.
    Dann war sie plötzlich in einem Obsthain. Die Obstbäume blühten wunderhübsch. Sie schienen kaum Blätter zu haben, waren aber vollständig von Blüten übersät. Der Maler war auch dort und malte die Szene. Wieder schaffte Gloha es nicht, sich ihm zu nähern, weil die Frau, in der sie sich gerade befand, einfach nur vorüberging. Aber wenigstens wußte sie jetzt, daß dies ein anderer Tag und ein anderer Ort war.
    Doch es war Trent, den Gloha eigentlich sehen wollte, nicht der Maler. Wieder strengte sie sich an, und diesmal fand sie sich in einem anderen Körper wieder, in dem sie ihn beobachtete. Inzwischen sah er ein wenig zerlumpt aus; es mußte einige Zeit verstrichen sein, und er hatte offenbar viel durchgemacht. Es war ihm schwergefallen, in diesem fremden Land Nahrung

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