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Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Titel: Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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knapp darüber. Es lag sogar so eingequetscht in diesem Bereich des Daches, dass ich wusste, warum ich es nie bemerkt hatte: Es befand sich so dicht unter meinem Fenster, dass ich Kopf und Schultern hätte hinausstrecken und nach unten blicken müssen, um es zu sehen.
    Die Plane war durch ihr Alter und dadurch, dass sie so lange draußen den Elementen ausgesetzt war, steif und spröde. Sie war mit Ziegeln beschwert. Als ich einen von der Plane schob und eine Ecke anhob, bewegte sich das ganze Ding, und ich erhaschte einen umfassenden Blick auf das, was darunter lag.
    Ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, was ich da sah. Ich wollte glauben, dass jemand auf dem Dach gewesen war, Rippchen gegessen und die abgenagten Knochen auf einen Haufen geworfen hatte, als er fertig war. Vielleicht viele Leute; es lagen so viele da … ich hatte die Rippen zuerst gesehen. Sie waren nicht schön und weiß: Sie waren gelblich und hatten kleine dunkle Stellen, an denen etwas getrocknet war. Aber es lagen noch andere Knochen dort, winzige und große, eine ganze Hand, die ein paar Sehnenstränge noch immer zusammenhielten … die Schädel waren ein wenig weggerollt, aber ich zählte sie automatisch.
    „Roe?“, rief Martin von unten. „Was ist passiert? Alles klar?“
    Wieder kam eine Windbö auf. Zum ersten Mal seit sechs Jahren wehte es unter der grauen Plane. Das Haar an einem der Schädel hob sich.
    Ich wollte von dem Dach runter.
    Ich warf mich hoch, schwang die Beine über die Dachspitze und kletterte in Rekordzeit hinunter.
    „Roe“, rief Martin wieder, eindeutig alarmiert.
    Meine Füße fanden die erste Sprosse. Es schien mir, als vergingen lange Minuten, ehe ich das Metall in die Hände bekam, und dann flogen meine Füße nach unten, sobald mich die Leiter vollständig hielt.
    Martin und Angel stellten sofort Fragen. Ich lehnte mich gegen das Metall, die Füße endlich auf dem Boden, in sicherer Entfernung zu dem Schrecken auf dem Dach.
    „Sie sind da“, konnte ich schließlich sagen. „Sie waren die ganze Zeit dort oben.“
    Martin wirkte immer noch nichtsahnend, aber Angel, die mir bei der Suche geholfen hatte, verstand mich sofort.
    „Die Familie Julius“, sagte sie zu Martin. „Sie ist auf dem Dach.“
     

     
    Das mussten wir der Polizei erzählen. Angel brachte die Schrotflinte weg und tätigte den Anruf. Dann sah ich, wie sie die Stufen zu ihrer Wohnung hinaufsprang, wahrscheinlich, um Shelby zu wecken.
    Wir saßen auf der Veranda auf einem der Stühle. Ich hatte mich auf Martins Schoß zusammengerollt.
    „Sie trug noch ihre Perücke“, wisperte ich. „Aber darunter war nur ein Schädel.“
     

     
    Alle waren da. Es war wie eine Gartenparty für die Gesetzeshüter von Spalding County.
    Unser Haus stand gerade so noch innerhalb der Stadtgrenzen, also kam zuerst der Polizeichef. Padgett Lanier hatte eine lange Nase, war groß, mit sich lichtendem blondem Haar und beinahe unsichtbaren Wimpern und Augenbrauen. Er hatte einen Schmerbauch und einen Mund, der zu klein für sein Gesicht war. Er war seit zwanzig Jahren Polizeichef von Lawrenceton. Ich hatte ihn auf verschiedenen Festlichkeiten getroffen, als ich noch mit Arthur Smith ausgegangen war.
    Ich saß inzwischen auf meinem eigenen Stuhl, aber noch immer auf der Veranda, in der Hoffnung, so würde keiner unser Haus betreten. Martin hatte seinen Stuhl zu meinem geschoben und hielt meine Hand. Shelby und Angel saßen mitten auf der Veranda und versperrten den Weg zur Haustür, während sie die Betriebsamkeit mit unbewegten Mienen beobachteten.
    „Mrs. Bartell?“, fragte Lanier vom Rasen aus.
    „Teagarden“, sagte ich.
    „Haben Sie sie gefunden?“
    „Ja. Auf dem Dach. Unter dem Plastik.“
    „Der Bildermann sollte in einer Minute da sein“, sagte er. Es klang, als spräche er von Mr. Rogers; Lanier gehörte zu den Leuten, die dachten, weil ich klein war, müsse ich auch kindlich sein. „Er sollte besser als Erstes raufgehen. Haben Sie etwas angefasst, während Sie dort oben waren? Warum waren Sie überhaupt auf dem Dach? Augenblick, hier kommt Jack; Sie können es gleich uns beiden erzählen.“
    Detective Sergeant Jack Burns kam als Nächstes, und ich seufzte, als ich sah, wie er aus dem Wagen stieg. Er hasste mich abgrundtief. Andererseits behandelte er mich wie eine Erwachsene. Burns trug einen seiner gräulichen Anzüge, die er offensichtlich in finsteren Nächten auf Flohmärkten kaufte. Er sah die Leiter mit einer Miene an, die noch

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