Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus
Gefühl habe, er wäre verheiratet, und ich wolle sichergehen, ehe ich mit ihm ausging.“
„Ja, und?“
„Der Typ im Souvenirstand wollte, dass ich den Kerl vergesse, den ich letzte Nacht getroffen hatte, und stattdessen mit ihm ausgehe, aber ich sagte, ich habe dem Mann versprochen, dass ich ihn heute treffe, auch wenn ich ihn in die Wüste schicke, wenn er verheiratet ist.“ Angel zeichnete mit der Hand einen Kreis in die Luft, um zu zeigen, wie lange dieses Schäkern gedauert hatte. „Worauf es am Ende hinausläuft, ist: Der Axtmann hat das Haus gemietet, seit ein paar Jahren schon. An dieser Straße gehört übrigens kein Haus einem Nicht-Cajun, wegen eines Gesetzes, das besagt, dass die Häuser an Familienmitglieder gehen sollen und niemand sie je verkaufen darf, aber was dieses bestimmte Haus betrifft, so ist der einzige Sohn gerade in der Armee und will, dass jemand in dem Haus wohnt, bis er aus dem Dienst zurückkommt – oder so was in der Art.“
„Hat er einen Namen genannt?“
„Der Name ist wohl DuMont oder so ähnlich. Er arbeitet im Holzlager, das keine fünf Minuten von hier entfernt ist, und er ist verheiratet; oder zumindest wohnt eine Frau bei ihm, und Rene meinte, er habe gehört, sie soll ziemlich wild sein. Er hat mir geraten, mich von denen fernzuhalten.“
„Ich weiß nicht, was wir jetzt machen sollen“, bemerkte ich, während wir einander einen oder zwei Augenblicke lang anstarrten. „Warum sollte ein Mann namens DuMont uns mit einer Axt angreifen? Warum kassiert er die Miete für Alicia Manigault? Wo ist sie? Sie kann nicht tot sein, wenn sie jedes Jahr für ein paar Wochen aufkreuzt und sich in das Haus bei den Colemans und deren Hund reinquetscht.“
„Ja, und was hat das alles mit den Skeletten auf dem Dach Ihres Hauses zu tun, wenn wir schon all diese Fragen stellen?“, fügte Angel hinzu. „Das einzige, was mir in den Sinn kommt, ist, jemanden zu fragen, der Antworten kennt.“
Ich dachte lange nach, ob ein Weg daran vorbei führte, aber es schien unsere einzige Option zu sein. Zumindest war der Axtmann weg, und vielleicht konnten wir in seiner Abwesenheit etwas herausfinden, das den Angriff auf uns erklärte. Was wir tun sollten, wenn wir den Grund herausgefunden hatten, wusste ich nicht.
„Wenn jemand sich mit einer Axt auf mich stürzt, will ich wissen, warum“, sagte Angel. Sie sah mich von der Seite an, spürte mein Zögern.
Für Angel war das eine Frage der Ehre.
„Dann sollten wir mal anklopfen gehen“, sagte ich.
Wir kundschafteten kurz alles aus. Nirgendwo rings um das Haus, das eher eine größere Hütte war, standen Fahrzeuge. Wir sahen einander an und zuckten die Achseln.
Ich fuhr dreist in die Einfahrt. Ich fuhr, während Angel sich im Fußraum zusammenkauerte. Ich parkte so dicht wie möglich hinter dem alten Auto, die Beifahrertür war vom vorderen Fenster aus nicht so gut zu sehen. Sobald die Frau und ich nach drinnen verschwunden wären, würde Angel aus dem Auto schlüpfen und nach hinten schleichen. Im Hof gab es genügend Sträucher, um sie zu verbergen. Wenn die Klimaanlage nicht bereits lief, stand möglicherweise ein Fenster offen, von dem aus Angel hören könnte, wenn ich in Schwierigkeiten geriet.
Das hatte große Ähnlichkeit mit völliger Planlosigkeit.
Meine Hände schwitzten, als ich ausstieg. Es regnete noch immer genug, um die Touristen fernzuhalten, und der Bayou-Cajun-Sumpfrundfahrtenstellplatz gegenüber der Straße war verlassen. Ich klemmte meine Tasche unter einen Arm, als wäre sie mein Freund, und marschierte zur Hütte, öffnete die knarrende Tür der abgeschirmten Veranda und betätigte die Klingel.
Ich war darauf vorbereitet, dass die Frau, die mir die Tür öffnete, unfreundlich war, vielleicht billig gekleidet und vulgär. Wenngleich extrem nervös, so war ich doch gefasst.
Allerdings war ich nicht darauf vorbereitet, dass die Tür von einer Toten geöffnet würde.
„Ja?“, sagte Charity Julius.
Sie begriff die Sachlage schneller als ich, kein Zweifel.
Der Ausdruck auf meinem Gesicht und das Keuchen, das sich mir entrang, ließen bei ihr keine Zweifel aufkommen, dass ich sie erkannt hatte. Sie wusste nicht, wer in aller Welt ich war, aber sie wusste, ich hatte sie erkannt.
In dem Augenblick, in dem Angel aus dem Auto in den Hinterhof schlich, schlug Charity mir so fest in den Magen, dass ich mich krümmte, und während ich vorgebeugt dastand, landeten ihre geballten Fäuste mit einem
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