Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
Entschiedenheit, die mir an ihr neu war. „Wenn Sie mich kurz entschuldigen würden?“
„Vielen Dank!“ Emily gab sich so freundlich und dankbar, dass ich am liebsten gekotzt hätte. „Ich bitte meine Tante nur ungern, auf Elizabeth aufzupassen. Sie soll nicht denken, ich wäre nur hierher gezogen, weil mir hier eine kostenlose Babysitterin zur Verfügung steht.“
„Gern geschehen.“ Auch ich bemühte mich um Herzlichkeit und Aufrichtigkeit. Dabei wollte ich so dringend davonlaufen, dass es mich unter den Fußsohlen juckte. Nicht mehr lange, und ich würde diese Emily Kaye gründlich durchprügeln - und warum? Das fragte ich mich, während ich mich mit einem freundlichen Nicken von ihr verabschiedete, um endgültig den Flur hinunter zu entschwinden. Weil Emily Aubrey heiraten würde! Sie würde ihn heiraten, und ich würde wieder einmal als Verlassene dastehen, auch wenn ich ihn selbst gar nicht heiraten wollte. Ich wusste, wie kindisch ich mich benahm, ich wusste, dass meine Gefühle jeglicher Logik entbehrten, aber trotzdem konnte ich nichts gegen sie tun. Es war wahrlich nicht eine meiner Sternstunden.
Höchste Zeit für ein kleines Motivationsgespräch.
Gar nicht verheiratet zu sein war wesentlich besser, als unglücklich verheiratet zu sein.
Eine Frau brauchte nicht zu heiraten, um ein ausgefülltes Leben zu fuhren.
Ich wollte Aubrey sowieso nicht heiraten, und ich hätte wahrscheinlich auch Arthur Smiths Antrag nicht angenommen, wenn er mir einen gemacht hätte. Falsch. Ich hätte ihn angenommen, aber das wäre ein Fehler gewesen.
Bis man den Richtigen gefunden hatte, liefen alle Beziehungen schief, das konnte man gar nicht verhindern.
Wenn eine Beziehung nicht in einer Ehe endete, hieß das noch lange nicht, dass man unattraktiv oder der Ehe nicht wert war.
Das alles betete ich mir vor, und nachdem ich mit der Liste durch war, betete ich sie mir gleich noch einmal herunter.
Ich hatte drei Durchläufe hinter mir, als Mutter zurückkam. Mutter war auch missgestimmt. Sie war wütend, weil die Routine in ihrem Betrieb aus den Fugen geraten war, weil die Polizei sie schon wieder befragt hatte, und weil Tonia Lee die Stirn besessen hatte, tot in einem Haus aufzutauchen, das Select Realty anbot. Natürlich sagte sie das nicht so direkt, aber dies waren die eindeutigen Untertöne bei der Tirade, die sie vom Stapel ließ.
„Mein Gott, was rede ich da!“, sagte sie plötzlich. „Ich kann nicht fassen, was ich da von mir gebe, und dabei liegt eine Frau, die ich kenne, wahrscheinlich gerade irgendwo auf einem Tisch und wartet darauf, von einem Gerichtsmediziner aufgeschnitten zu werden.“ Sie schüttelte den Kopf, bestürzt über sich selbst. „Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass das Unruhe bringt. Ich hatte weiß Gott nicht allzu viel für Tonia Lee übrig, aber was sie durchgemacht hat, sollte niemand durchmachen müssen.“
„Hast du Lynn von den Diebstählen erzählt?“
„Ja. Ich habe sie ihre eigenen Schlüsse ziehen lassen. Über die fehlenden Vasen im Andertonhaus hatte ich sie vorher schon informiert, das habe ich nun ergänzt, indem ich ihr von den anderen Begebenheiten erzählte, die ja keine Kleinigkeit sind. Jemand in unserem Grüppchen von Maklern ist grundlegend unehrlich.“
„Mutter, ist dir schon mal in den Kopf gekommen, dass Tonia Lee herausgefunden haben könnte, wer die Sachen aus den Häusern stiehlt? Dass sie vielleicht deswegen umgebracht wurde?“
„Ja. Klar. Ich hoffe, die Diebstähle haben nichts mit dem Mord zu tun.“
„Das würde nämlich bedeuten, dass einer der Makler der Mörder ist.“
„Ja. Lass uns das Thema wechseln. Wir wissen nichts. Es war wahrscheinlich eine von Tonia Lees Eroberungen, der ihr den Garaus gemacht hat.“
„Höchstwahrscheinlich. Ich gehe jedenfalls nach Hause, sobald Lynn mit mir gesprochen hat.“
„Du kannst dich nicht für den Maklerberuf erwärmen, sehe ich das richtig?“ Meine Mutter fragte das offenkundig ungern, aber sie wollte Klarheit und die entsprechende Unterhaltung schnell hinter sich bringen.
„Ich glaube nicht“, gestand ich ebenso ungern, aber so war es nun mal.
Sie tätschelte meine Hand, womit sie mich zum zweiten Mal an diesem Tag überraschte. Wir gehörten nicht zu den Menschen, die einander ständig berührten.
„Entschuldigung?“, meldete sich Debbie Lincoln von der Tür her. „Diese Frau möchte jetzt mit Ihnen sprechen, Miss Teagarden.“
„Danke“, sagte ich. Ich nahm meine
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