Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
flachen Absätzen. Sogar ihre Handtasche passte zum Rest der Kleidung. Dazu dezenter, aber echter Schmuck und glänzendes, goldbraunes Haar, halblang, perfekt geschnitten, glatt.
„Hat Ihnen der Gottesdienst gefallen?“, erkundigte ich mich höflich.
„Oh, sehr, und Pastor Scott ist ja so nett!“, sagte sie doch allen Ernstes.
Bitte?
„Er kann so gut mit Kindern umgehen“, fuhr sie fort. „Elizabeth, mein kleines Mädchen, ist ganz vernarrt in ihn. Er hat versprochen, bald einmal mit ihr in den Park zu gehen.“
Was hatte Aubrey versprochen?
All meine Sinne schalteten auf Alarmstufe.
„Was haben Sie für Glück!“, fuhr Mrs. Kay fort.
Machte mein Starren sie denn gar nicht nervös?
„Ich meine, weil Sie doch mit ihm zusammen sind“, fügte sie hastig hinzu.
Ah, die Gute hatte ihre Hausaufgaben gemacht, hatte sich umgehört. In meinem Kopf ging es hoch her, die Gedanken drängten sich mir rücksichtslos auf, so viele auf einmal, dass es eine Weile dauern würde, sie alle zu Ende zu denken.
Aubrey liebte Kinder? Aubrey hatte sein neues Gemeindeglied bereits besucht und dessen kleines Mädchen in den Park eingeladen?
„Sie spielen Orgel, nicht?“, fragte ich nachdenklich.
„Ja. Leider nicht besonders gut.“ Die Frau log, dass sich die Balken bogen, das spürte ich in den Knochen. Höchstwahrscheinlich war sie ein Musikgenie. „In Macon habe ich allerdings in meiner Kirche bei den Gottesdiensten gespielt“, fuhr sie fort. Aha – da hatte sich mein Verdacht ja schon gleich bestätigt!
„Sie sind – entschuldigen Sie bitte die Frage – Sie sind Witwe?“, erkundigte ich mich vorsichtig.
„Ja.“ Sie fasste sich kurz, wollte das schmerzhafte Thema rasch hinter sich bringen. „Ken kam letztes Jahr bei einem Autounfall um, seitdem ist es für mich schwer, in Macon zu leben. Ich bin allein dort, ohne Familie. Wir waren nur da, weil Kens Job es verlangte. Aber hier in Lawrenceton wohnt eine Tante von mir, Cile Vernon. Sie hatte gehört, dass im Kindergarten eine Stelle als Erzieherin frei war, ich habe mich beworben und die Stelle zum Glück auch bekommen. Jetzt suche ich nach einem kleinen Haus für Elizabeth und mich.“
„Da sind Sie hier auf jeden Fall an der richtigen Adresse!“ Ich wollte die Unterhaltung ein bisschen heiterer gestalten und mir auf keinen Fall anmerken lassen, welcher Verdacht mich plagte. Dabei hatte ich das Gefühl, an der Wand hinter Emilys Schulter in großen Lettern lesen zu können, welches Ende meiner Beziehung zu Pastor Scott bevorstand.
„Ja, Mrs. Yates ist sehr nett. Ein Haus habe ich auch schon ins Auge gefasst. Es liegt in der Honor Street, gleich neben der Junior Highschool. Der Kindergarten ist von dort aus zu Fuß zu erreichen, und für mein kleines Mädchen gibt es gleich nebenan eine Kindertagesstätte. Natürlich würde ich am liebsten gar nicht arbeiten und zu Hause bei der kleinen Elizabeth bleiben“, sagte sie wehmütig.
Die Schriftzeichen leuchteten immer heller. Natürlich wäre sie gern Hausfrau und Mutter!
Was noch schlimmer war: Das Haus, das sie ernsthaft in Erwägung zog, war mein Haus. Das Haus, das ich von Jane Engle geerbt hatte.
Sie würde direkt gegenüber von Lynn, Arthur und dem Baby wohnen.
Aubrey würde mich fallen lassen und sich in diese orgelspielende Witwe mit dem niedlichen kleinen Töchterchen verlieben.
Nein, ich war paranoid.
Nein, ich war realistisch.
„Mrs. Kaye“, sagte Idellas süßes Stimmchen und riss mich damit gerade noch rechtzeitig aus den schlimmsten Gedanken. „Es tut mir leid, wir müssen unseren Termin verschieben. Ich kann Ihnen das Haus heute nicht noch einmal zeigen.“
„Oh! Ich hatte extra meine Tante gebeten, auf Elizabeth aufzupassen, damit ich es mir allein anschauen kann!“ In Emily Kayes Stimme mischten sich Bedauern und Vorwurf.
Ich dagegen hatte es mit einer Welle aus Wut und Selbstmitleid zu tun, die mit der vollen Wucht eines Monsunregens über mich hereingebrochen war. Lieber wäre ich gestorben, als Emily Kaye merken zu lassen, wie mir zumute war.
„Erkundige dich doch einfach bei Detective Smith, ob du kurz mal eine halbe Stunde weg kannst, um Mrs. Kaye das Haus zu zeigen“, schlug ich Idella vor, die die Enttäuschung ihrer Kundin sehr mitzunehmen schien. Meine Stimme klang hohl und falsch in meinen Ohren. Bestimmt passte auch mein Gesichtsausdruck so gar nicht zu meinen mitfühlenden Worten, aber ich tat mein Bestes.
„Prima Idee!“, sagte Idella mit einer
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