Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
worden (irgendwann war Giffords ungewöhnlicher Lebensstil eben doch den falschen Leuten ins Auge gefallen), einer lebte in einer psychiatrischen Einrichtung … aber LeMaster Cane betrieb weiterhin erfolgreich seine Reinigungsfirma, davon ging ich jedenfalls aus, ich hatte ihn seit Jane Engles Beerdigung nicht mehr gesehen. John Queensland war jetzt mit meiner Mutter verheiratet, auch Gerald hatte wieder geheiratet. Arthur Smith hatte geheiratet, und ich …
Anscheinend hatten sich nur bei LeMaster Cane und mir in den achtzehn Monaten seit dem letzten Clubabend die Lebensumstände nicht grundlegend geändert.
KAPITEL VIER
Am Freitag Morgen erwachte ich mit einem Gefühl der Leere, das mich in letzter Zeit beständig plagte. Ich hatte an diesem Tag nichts Besonderes vor, ich musste nirgendwo hin, und niemand erwartete mich.
Meine Arbeitsstunden in der Leihbücherei hatten meiner Woche eine Struktur verliehen. Selbst dann noch, als die finanzielle Lage der Einrichtung mir nur noch einen Teilzeitjob ermöglichte. Inzwischen war mir ziemlich klar, dass ich mich langfristig nicht mit den Leuten in Mutters Firma zusammentun wollte, das Lernen für die Maklerlizenz fiel also auch aus.
Morgens nach dem Aufwachen noch halb verschlafen im Bett zu liegen machte nur Spaß, wenn man es sich eigentlich gar nicht leisten konnte. Da half auch Madeleines massiger, warmer Körper nicht, der eingerollt neben mir lag. Früher hatte ich in diesen unersetzbaren Minuten vor dem Aufstehen meinen Tag geplant, jetzt lag er wie eine öde Wüste vor mir. Es gab nichts zu planen. An das Abendessen bei Mutter mochte ich nicht denken, ich hatte Angst vor den widerstreitenden Gefühlen, die jeder Gedanke an Martin Bartell in mir weckte.
Irgendwann versetzte ich mir im Geiste einen Tritt in den Hintern, stand auf, ging in die Küche, um die Kaffeemaschine einzuschalten und schob mein Gymnastikvideo in den Videorekorder. Ich absolvierte Knie- und Rumpfbeugen, rannte auf der Stelle und hüpfte im Kreis, wobei mir allerdings jede einzelne so verbrachte Minute gewaltig auf den Keks ging. Madeleine schien es ähnlich zu gehen, sie betrachtete diesen neuen Teil unserer morgendlichen Routine fasziniert, aber leicht widerwillig. Ganz ohne Sport ging es nun mal nicht mehr. Ich war dreißig, mein Körper verbrannte die Kalorien nicht mehr einfach so nebenbei. Meine Mutter schlüpfte drei Mal die Woche in einen schicken Trainingsanzug und begab sich ins neu eröffnete Fitnessstudio, um dort am Aerobicunterricht teilzunehmen. Mackie Knight, Franklin Farrell und Donnie Greenhouse joggten jeden Abend oder fuhren Rad, genau wie viele andere Bürger unserer Stadt. Franklins Mitarbeiterin Terry Sternholtz hatte ich schon häufiger Seite an Seite mit Eileen aus Mutters Büro beim sogenannten „Powerwalken“ beobachten dürfen, der neue Mann meiner Mutter spielte Golf. Praktisch alle, die ich kannte, sorgten dafür, dass ihre Muskeln nicht einrosteten und ihre Körper in angemessener Form blieben. Also hatte auch ich mich dem Unausweichlichen gebeugt und turnte, allerdings nur zu Hause, sehr ungern und mit wenig Enthusiasmus.
Als ich endlich das Gefühl haben durfte, mir mein Frühstück verdient zu haben, war die Dusche nach der schweißtreibenden Hüpferei ein echtes Vergnügen. Während ich meine Haare trocknete, fasste ich einen Entschluss: Dies war der Tag, an dem ich mich ernsthaft auf die Suche nach einem Haus machen würde. Ich brauchte ein Projekt, was bot sich da mehr an als die Suche nach einem Haus, das mir gefiel? Janes Bücher und die wenigen Sachen, die ich aus ihrem Haus mitgenommen hatte, weil ich sie behalten wollte, lagen ordentlich gestapelt überall in meinem Reihenhaus herum, was mir manchmal ein Gefühl der Klaustrophobie bescherte, und Mutter hatte bereits angedeutet, dass Janes Esszimmermöbel nicht ewig auf Gastfreundschaft in ihrem dritten Schlafzimmer hoffen durften.
Eine Haussuche ohne Select Realty kam für mich selbstverständlich nicht in Frage, wobei ich allerdings fand, dass nicht ausgerechnet Mutter mir Häuser vorschlagen und zeigen sollte. Wer dann? Eileen, Idella, oder Mackie? Mackie konnte einen solchen Vertrauensbeweis gut gebrauchen, dachte ich, während ich mich aus der Hüfte vorbeugte, um mit dem Fön auch die untersten Haarschichten zu erreichen. Leider war ich nie ein großer Fan Mackies gewesen, was meiner Meinung nach nichts damit zu tun hatte, dass er schwarz und ein Mann war. Ich fühlte mich in
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