Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
seiner Gegenwart einfach nicht wohl. Eileen war gescheit und konnte sehr witzig sein, war aber ziemlich bestimmend. Idella stieß einen bestimmt nicht herum, dazu war sie viel zu lieb, und konnte einen auch mal allein lassen, wenn man nachdenken musste. Aber ob Hausbesichtigungen mit ihr Spaß machten? Nein, beschied ich, das sicher nicht.
Letztlich entschied ich mich doch für Eileen und rief gleich im Büro an, wo mir Patty mitteilte, dass Eileen noch nicht zur Arbeit erschienen war.
Jetzt, wo ich mich entschieden hatte, wie ich den Tag angehen wollte und mit wem, plagte mich die Ungeduld. Ich suchte mir Eileens Telefonnummer aus dem Telefonbuch und rief bei ihr zu Hause an.
„Hallo?“, meldete sich eine mir unbekannte Frauenstimme.
„Kann ich bitte Eileen sprechen?“
„Darf ich fragen, wer da spricht?“
„Roe Teagarden.“ Wer zum Teufel war das? Eileens persönliche Assistentin? Andererseits ging mich das eigentlich nichts an.
Endlich kam Eileen an den Apparat.
Ich sagte ihr, dass ich beschlossen hatte, mich auf die Suche nach einem eigenen Haus zu machen.
„Könntest du mir etwas zeigen?“, bat ich. „Wenn es geht schon bald.“
„Natürlich! Wonach suchst du denn?“
Oh. Nun, vier Wände, ein Dach … weitere Einzelheiten fielen mir erst beim Reden ein. „Ich möchte mindestens drei Zimmer.“ Eins davon sollte meine Bibliothek werden. „Ich brauche eine Küche mit großer Arbeitsfläche.“ In dieser Hinsicht ließ das Reihenhaus definitiv allerhand zu wünschen übrig. „Ich will ein großes Schlafzimmer mit geräumigem Einbauschrank.“ Für all meine neuen Kleider. „Ich möchte mindestens zwei Badezimmer.“ Warum nicht? Eins konnte immer hübsch sauber und ordentlich bleiben, falls Besuch kam. „Außerdem eine ruhige Straße, nicht zu viel Verkehr.“ Für Madeleine, die mit heiserem Schnurren um meine Knöchel strich.
„Welche Preisvorstellung hast du im Kopf?“
Meine Gespräche mit einem Investitionsberater waren noch nicht abgeschlossen, noch wusste ich nicht genau, wie viel Geld mir zum Leben blieb, wenn ich Janes Kapital unangetastet ließ. Aber nichts hinderte mich daran, jetzt ein Haus zu kaufen und den Rest meines Vermögens zu investieren oder den Erlös aus dem Verkauf von Janes Haus als Anzahlung in das neue Haus zu stecken … all das schoss mir blitzschnell durch den Kopf, und schon tauchte die Antwort auf Eileens Frage in meinem Bewusstsein auf wie in der Kristallkugel einer Wahrsagerin.
„Gut“, sagte Eileen. „Fünfundsiebzig- bis fünfundneunzigtausend, das lässt uns einigen Spielraum. Seit Golfwhite seine Fabrik dicht gemacht hat, stehen in dieser Preisklasse einige Häuser zum Verkauf.“ Golfwhite – logischerweise Erzeuger von Golfbällen und anderem Golfzubehör – hatte das Werk in Lawrenceton geschlossen und war mit allen Mitarbeitern, die zum Umzug bereit gewesen waren, in ein größeres nach Florida umgesiedelt.
„Aber ich brauche nichts allzu Großes oder Pompöses!“ Plötzlich hatte ich Angst, Eileen könnte mich missverstanden haben.
„Mach dir keinen Kopf, Roe. Was dir nicht gefällt, musst du nicht kaufen“, meinte meine Maklerin trocken. „Lass uns morgen Nachmittag anfangen. Ich werde sehen, was ich bis dahin auftun kann.“
Als ich mich angezogen hatte – limonengrüne Bluse, dunkelblaue Hose und dunkelblauer Sweater – fiel mir nichts anderes ein als ein Besuch bei meiner alten Freundin Susu Saxby Hunter, die im ältesten Teil Lawrencetons das Haus bewohnte, das sie von ihren Eltern geerbt hatte. Susus Haus stammte aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, verfügte über charmant hohe Decken und Fenster, ausreichend Schrankfläche und außergewöhnlich breite Flure, was mir aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen immer schon gut gefallen hatte. In breiten Fluren lassen sich jede Menge Bücherregale aufstellen, was Susu nicht getan hatte, meiner Meinung nach eine schwer verständliche Platzverschwendung. Allerdings hatte sie als Inneneinrichterin auch andere Sorgen als die richtige Unterbringung von Büchern, wie ich an diesem Morgen herausfand. Die Kosten für Heizung und Klimaanlage waren in einem so alten Haus überdimensional, Zugluft ließ sich nicht vermeiden, Vorhänge musste man maßschneidern lassen, da keins der Fenster modernen Standardnormen entsprach, und gerade erst waren sämtliche elektrische Leitungen ersetzt worden. Von den veralteten Badewannen und Toiletten ganz zu schweigen, die Susu
Weitere Kostenlose Bücher