Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
führte, machte einen sehr soliden Eindruck, der Anbau war ja aber auch gerade einmal sechs Jahre alt. Ich folgte Eileen zur Wohnungstür, die in der oberen Hälfte ein kleines Fenster hatte.
Die Wohnung bestand aus einer einzigen, offenen Fläche, von der man lediglich ein kleines Bad abgeteilt hatte, nur mit einer Dusche, ohne Badewanne. Die Küche reichte absolut für eine Person, die sich von Zeit zu Zeit etwas aufwärmen wollte. Mrs. Julius’ Mutter hatte ihre Mahlzeiten wohl meist nebenan im Haupthaus eingenommen. Ein paar hübsche, offene Regale und zwei Wandschränke zogen sich an den Wanden entlang, im Fenster war eine Klimaanlage eingebaut. Aber es gab keine Hinweise darauf, wie dieser Raum geheizt werden konnte.
„Ich tippe auf einen Kerosinofen“, sagte Eileen. „Kein Problem bei einer Wohnung dieser Größe.“
Vielleicht konnte ich die Wohnung an einen Studenten von Lawrencetons kleinem Bibelcollege vermieten. Oder an eine unverheiratete Lehrerin. An eine ruhige, respektable Person.
„Mir gefällt dieses Haus!“, teilte ich Eileen völlig unnötigerweise mit.
„Das sehe ich.“
„Aber natürlich muss ich darüber nachdenken.“
„Natürlich.“
„Ich kann es mir leisten, auch die erforderlichen Reparaturen, und ich könnte die Summe auf einen Schlag bezahlen. Aber es liegt außerhalb der Stadt, ich muss darüber nachdenken, ob mich das nicht auf Dauer nervös machen würde. Andererseits kann ich Mutters Haus von hier aus praktisch sehen. Kannst du herausfinden, wem das Feld gehört? Ich würde ungern hier rausziehen, um hinterher mit ansehen zu müssen, wie nebenan ein Discounter entsteht. Oder eine Hühnerfarm.“
Eileen machte sich eine Notiz.
Wenn es mit diesem Haus nicht klappte, kam mir in den Sinn, dann würde ich einfach einen Architekten anheuern und es anderswo genau so oder doch sehr ähnlich nachbauen lassen.
„Ich möchte auch noch weitersuchen“, sagte ich. „Zeig mir nur bloß nichts zu nah beim Nachbarn und innen völlig zugebaut.“
„Geht in Ordnung, du bist der Boss“, meinte Eileen gut gelaunt. Inzwischen war es so dunkel, dass sie die Scheinwerfer einschalten musste, um seitlich der Garage wenden und die lange Einfahrt hinunterfahren zu können.
Schweigend fuhren wir in die Stadt zurück. Eileen bemühte sich sehr, mir keine guten Ratschläge zu erteilen, und ich konnte nichts anderes denken als: „Das Haus hat mir wirklich gefallen!“
„Moment mal!“, meinte Eileen plötzlich mit scharfer Stimme.
Ich schreckte aus meinen Tagträumen auf.
„Das ist doch Idellas Auto. Aber sie hatte heute doch gar nicht vor, das Westleyhaus zu zeigen! Himmel, wie spät es schon ist! In gut einer Stunde soll ich das Haus einem Ehepaar zeigen, das wegen unterschiedlichem Schichtdienst nur sonntags gemeinsam Zeit hat. Ich brauche den Schlüssel.“
Eileen war ernstlich verärgert. Ware ich irgendeine Kundin gewesen, dann hätte sie sich nichts anmerken lassen, hätte mich zum Büro zurückgebracht und wäre wieder hergekommen oder hätte angerufen. Da ich praktisch zur Maklerfamilie gehörte, ließ sie ihrem Unmut vor meinen Ohren freien Lauf, während sie in die Einfahrt des fraglichen Hauses bog und sich hastig aus dem Auto schwang. Ich folgte, wenn auch gemächlicher. Vielleicht konnte mir Idella sagen, ob Emily Kaye schon auf mein Angebot reagiert hatte.
Außer Idellas Wagen und jetzt Eileens stand kein Fahrzeug in der Auffahrt.
„Die Westleys sind letzte Woche ausgezogen.“ Eileen öffnete die Haustür, ohne anzuklopfen. „Idella?“, rief sie. „In einer Stunde brauche ich den Schlüssel für dieses Haus!“
Nichts. Wir gingen ins Haus. Drinnen war alles dunkel.
Selbst Eileen wirkte zur Abwechslung einmal verunsichert. Noch einmal rief sie Idellas Namen, schien aber gar nicht mehr mit einer Antwort zu rechnen. Alle Jalousien und Vorhänge waren geöffnet, weswegen von der ein paar Meter entfernten Straßenlaterne ein wenig Licht ins Haus fallen konnte. Eileen versuchte, auch das Licht im Flur einzuschalten, aber offenbar hatten die Westleys den Strom abgestellt.
Es war sehr kalt. Ich zog meinen Mantel fester um mich.
„Lass uns die Polizei rufen“, sagte ich, nachdem wir einen Moment lang unschlüssig herumgestanden hatten.
„Was ist, wenn sie verletzt ist?“
„Eileen! Weißt du …“ Ich mochte den Satz nicht beenden. Eileen rührte sich nicht. Seufzend beugte ich mich dem Unausweichlichen. „Wie du willst … hast du eine Taschenlampe im
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