Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
nicht verletzt worden, weil irgendwer versucht hatte, an mich ranzukommen. Das mochte nach Eitelkeit klingen, aber es war schon vorgekommen. Ivys alter Meistervampir hatte sie vergewaltigt, um sie dazu zu bringen, mich zu töten, und hatte Kisten aus demselben Grund seinem Tod überant-wortet. Piscary war jetzt tot, Kisten auch. Ich war am Leben, und ich würde nicht zulassen, dass wieder andere meinetwegen verletzt wurden.
Edden entzog sich meinem Griff, als wir die Bank neben dem Kaffeeautomaten erreichten. Alles hier war krankenhaus-mäßig bequem eingerichtet: beruhigend braune Blenden vor den Fenstern und Kissen, die nicht weich genug waren, um zum Verweilen einzuladen. Ein breites Fenster öffnete sich auf den schneebedeckten Parkplatz, und ich setzte mich so hin, dass meine Füße in den dämmrigen Lichtstrahl ragten, der von dort einfiel. Edden setzte sich mit den Ellbogen auf den Knien 42
neben mich, seine Stirn in den Händen. Mir gefiel es nicht, den intelligenten Mann so niedergeschlagen zu sehen. Ich war nicht mal sicher, ob er noch wusste, dass ich auch da war.
»Er wird in Ordnung kommen«, sagte ich wieder, und Edden holte tief Luft.
»Das weiß ich«, verkündete er mit einer Überzeugung in der Stimme, die verriet, dass er sich nicht sicher war. »Wer auch immer das getan hat, war ein Professioneller. Glenn ist da über etwas Größeres gestolpert als nur eine betrügerische Ehefrau.«
Oh, Hölle. Vielleicht ist es doch meine Schuld. Ivys Schatten fiel auf uns, und ich schaute auf. Ihre Silhouette hob sich scharf vor dem Fenster ab, und ich lehnte mich zurück in die Schatten.
»Ich werde rausfinden, wer das getan hat«, sagte sie und wandte sich dann an mich. »Wir beide werden es rausfinden.
Und beleidige uns nicht, indem du uns Bezahlung anbietest.«
Ich öffnete überrascht den Mund. Sie hatte versucht, sich in den Schatten zu verstecken, aber ihre Stimme verriet ihre Wut.
»Ich dachte, du magst Glenn nicht«, sagte ich dämlicherweise, dann wurde mein Gesicht heiß.
Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Hier geht es nicht um Sympathie oder Antipathie. Jemand hat einen Officer des Gesetzes zusammengeschlagen und ihn für tot liegen lassen. Die I. S. wird deswegen nichts unternehmen, und man darf der Anarchie keinen Ansatzpunkt geben.« Sie drehte sich um, und die Sonne schien an ihr vorbei. »Ich glaube nicht, dass ein Mensch ihm das angetan hat«, sagte sie und setzte sich uns gegenüber. »Wer auch immer es war, er wusste, wie man jemandem eine Menge Schmerz zufügt, ohne zuzulassen, dass er bewusstlos wird. Ich habe so was schon früher gesehen.«
Ich konnte fast ihre Gedanken hören. Vampir .
Edden ballte die Fäuste und zwang sich dann sichtbar dazu, sich wieder zu entspannen. »Du hast Recht.«
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Unfähig still zu sitzen, zappelte ich herum. »Er wird in Ordnung kommen.« Verdammt. Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte! Ivys gesamte vampirische Kultur baute auf Mons-tern auf, die außerhalb des Gesetzes lebten, Leute, die andere behandelten als wären sie eine Schachtel Pralinen. Der größte und stärkste, derjenige, der die Regeln aufstellte, kam mit allem durch.
Ivy lehnte sich in den Raum zwischen uns. »Gib mir die Adresse, wo er gefunden wurde«, verlangte sie. »Ich will es mir anschauen.«
Edden presste die Lippen zusammen, was seinen Schnurrbart vorschob. Das war das erste Zeichen, dass er sich langsam erholte. »Ivy, ich weiß das Angebot zu schätzen«, sagte er mit fester Stimme. »Aber wir können das regeln. Ich habe jetzt im Moment schon Leute draußen.«
Ihr Augenwinkel zuckte, und obwohl es in diesem Licht schwer zu sagen war, hatte ich das Gefühl, dass ihre Pupillen sich gereizt erweiterten. »Gib mir die Adresse«, wiederholte sie. »Wenn das ein Inderlander getan hat, dann werdet ihr Rachel und mich brauchen. Die I. S. wird euch nicht helfen.«
Ganz abgesehen davon, dass das FIB wahrscheinlich die Inderlander-Zeichen übersieht , dachte ich.
Edden beäugte sie, offenbar selbst gereizt. »Meine Abteilung arbeitet daran. In ein paar Tagen wird Glenn wieder bei Bewusstsein sein, und dann …«
Er schloss die Augen und schwieg. Ivy stand erregt auf. Fast brutal meinte sie: »Wenn ihr nicht in den nächsten paar Stunden diejenigen unter Druck setzt, die es getan haben, dann werden sie verschwunden sein.« Edden begegnete ihrem Blick, und sie fügte sanfter hinzu: »Lass uns helfen. Du bist zu invol-viert. Das gesamte FIB ist zu sehr
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