Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
fertig bin.«
Fertig bin? Mir gefiel die Formulierung nicht, und seinem Gesichtsausdruck nach ging es Jenks genauso.
»Als Gegenleistung für meine Hilfe können Sie mir gerne dabei helfen, die Adoption zu beschleunigen«, beendete die Frau ihre Ausführungen, wandte sich ab und akzeptierte die Hand eines Kellners, der ihr aus dem sich drehenden Teil des Restaurants heraushalf.
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Adoption? Beunruhigt stand ich auf. »Hey, warten Sie mal«, sagte ich in ätzendem Ton, und sie drehte sich mit vor Wut ge-röteten Wangen zu mir um. »Adoption? Sie meinen Holly?
Holly hat eine Mutter.«
Eddens Arme hingen schlaff an seiner Seite, aber seine Haltung wurde drohend, obwohl er sich nicht bewegte. »Ms. Walker, es war nie die Rede davon, dass Sie das Kind bekommen.«
Die Frau seufzte und trat mit schnellen, präzisen Schritten wieder auf unsere Ebene hinunter. »Das Kind kann von niemandem außer einer anderen Banshee gehalten werden, bis es Kontrolle lernt«, sagte sie mit einer übertriebenen Geste, als wären wir Idioten. »Fast fünf Jahre. Was wollen Sie tun? Sie in einen Schutzkreis einsperren?«
»Sie unterschätzen die Kontrolle des Mädchens«, sagte Edden. »Ihr Vater kann sie halten.«
Interessiert hob sie die Augenbrauen und nahm die Sonnenbrille ab. »Ach, wirklich?«
Super. Jetzt wollte sie Holly erst recht. Es war für ihresglei-chen unter den menschlichen Gesetzen fast unmöglich, ein Kind zu zeugen, und jetzt dachte Ms. Walker, Holly wäre etwas Besonderes. Mia würde die Woche nicht überleben, und Remus würde wahrscheinlich bei ihrer Verteidigung sterben, wenn wir sie nicht zuerst fanden.
»Es ist nicht Holly«, sagte ich schnell. »Es ist ihr Dad. Es hat etwas mit einem Wunsch zu tun.«
Edden drehte sich mit anklagender Miene zu mir um, und ich zuckte mit den Achseln. »Ich habe es gestern erfahren. Ich wollte es dir noch erzählen.«
Ms. Walker blinzelte in die Sonne, und Jenks lächelte bösartig, als Sorge über ihr Gesicht huschte, bevor sie sie zurück-drängen konnte. »Ihr eigener Sohn ist im Krankenhaus gelandet, Captain Edden«, sagte sie, als würde uns das dazu bringen, ihr das Kind zu geben. »Sie selbst, Ms. Morgan, sind angegriffen und fast getötet worden. Wie viele Leben wollen Sie noch 407
opfern, bevor Sie es akzeptieren? Ich kann sie kontrollieren.
Sie nicht. Im Gegenzug gebe ich dem Kind ein Zuhause.«
»Vorübergehend«, betonte ich, und Ms. Walkers Lächeln verrutschte ein wenig.
»Wenn Mia kooperativ ist.«
Als würde ich glauben, dass das passiert?
»Ms. Walker«, sagte Edden. Seine anfängliche Bezauberung war verschwunden. Zurück blieb sein übliches, hartes Selbst.
»Wir alle wollen das, was für Holly am besten ist, aber weder Mia noch Remus haben bisher ein ordentliches Gerichtsverfahren erhalten.«
Die Frau schnaubte, offensichtlich war sie der Meinung, dass ein ordentliches Gerichtsverfahren auch nicht stattfinden würde, wenn sie Mia allein begegnete. »Schönen Nachmittag, Ms.
Morgan, Captain Edden. Ich werde Ihnen Bescheid geben, wenn ich Mia festgesetzt habe.« Sie schenkte uns ein eisiges Lächeln, drehte sich um und wanderte langsam zum Aufzug.
Zwei der Kellner folgten ihr.
Jenks klapperte mit den Flügeln, atmete auf und flog zurück zum Tisch. Er verlor rotes Funkeln, als er von seinem Lande-platz zu einem kleinen Teller mit Erdnussbutter stampfte, der unbemerkt erschienen war, während wir diskutiert hatten. Er setzte sich im Schneidersitz auf den Tellerrand und bediente sich mit pixiegroßen Stäbchen, die er irgendwo am Körper trug. »Verdammte Banshees«, murmelte er. »Schlimmer als Fairys im Plumpsklo.«
Edden legte mir eine Hand ins Kreuz und führte mich zurück zu meinem Stuhl. »Warum habe ich das Gefühl, dass wir Mia finden müssen, bevor Ms. Walker es tut?«, fragte er besorgt.
Jemand hatte ein Glas mit rosafarbenem Wasser neben meinem Teller abgestellt, und ich setzte mich. Ich sackte in mich zusammen und nahm einen Schluck, wobei ich mich fast voll-kleckerte, weil das Eis sich bewegte. »Weil Banshee-Babies selten und kostbar sind«, erklärte ich und fragte mich, ob sie 408
mich wohl auslachen würden, wenn ich einen Strohhalm bestellte. »Holly dieser Frau zu geben wäre ein Fehler, Banshee oder nicht. Ich vertraue ihr nicht.«
Edden schnaubte. »Ich glaube, das Gefühl beruhte auf Ge-genseitigkeit.«
»Yeah, aber nach dem, was sie sagt, bin ich unbedeutend.«
Vielleicht war es besser, in den Augen einer Banshee
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