Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
gibt nichts, was ich tun könnte, um eure Auren vor ihr zu schützen. Wenn ihr sie also nicht einfach niederschießen wollt, habt ihr keine Chance.«
»Dann durchsieben wir das Miststück eben mit Beruhi-gungspfeilen«, sagte er grimmig. »Machen das eure Leute nicht mit Tiermenschen?«
»Nein, tun wir nicht«, erklärte ich angespannt. Ich fand es barbarisch, das auch nur vorzuschlagen. »Hör mir zu: Wir kön-488
nen nicht riskieren, diese Frau gegen uns aufzubringen. Selbst wenn ich sie mit einem Gute-Nacht-Trank treffe und sie für euch flachlege, in ungefähr achtzehn Jahren habt ihr noch eine dieser Frauen auf der Straße, und ihr werdet ihre Morde nicht von natürlichen Todesfällen unterscheiden können. Du hast Remus doch gesehen. Er ist nur wegen eines dummen Wunsches am Leben, aber dadurch, dass Mia beobachtet hat, wie Holly mit ihm interagiert, hat sie gelernt, Energie auch in Leute reinzudrücken, statt sie nur zu nehmen.«
»Und?«, hakte der FIB-Officer nach. »Für mich klingt das gut.«
»Und es kann wie jede gute Sache, die je erdacht wurde, auch in eine Waffe verwandelt werden. Mia geht rein, lässt irgendeinen armen Trottel glauben, dass sie ihn liebt, und weil sie ihm Gefühle füttert, vertraut er ihr. Er ist nicht mehr wachsam, und dann stirbt er ohne ein Wimmern oder ein emotionales Mal. An einer natürlichen Ursache.«
»Wie Glenns Freund«, sagte er, und ich hob die Weinflasche und musterte sie spekulativ. Nein, Rachel. Morgen früh hast du dann Kopfweh.
»Genau«, sagte ich und füllte den Messbecher bis zum Rand.
Ohne Jenks anzuschauen, trank ich die Hälfte ab, dann schüttete ich nach, um die richtige Menge zu bekommen. Wer hätte gedacht, dass ein lausiger Wunsch solchen Ärger hervorrufen würde? Kein Wunder, dass Ivy sich verantwortlich fühlte.
Edden schwieg, und ich ließ ihn grübeln, während ich noch ein Stechpalmenblatt und ein paar Efeuwurzeln in den Mörser warf und anfing, sie zu zermahlen. »Ich muss diese Frau kriegen«, sagte er schließlich. »Würdest du einfach mit mir auf die Party kommen?«
Frustriert verschob ich das Telefon an mein anderes Ohr. Er kapierte es einfach nicht. »Mia hat keine Angst vor euch«, sagte ich. »Das Einzige, was ihr als Verhandlungsbasis habt, ist Holly, und das ist ziemlich fadenscheinig. Sie will nicht, dass 489
der Walker sie bekommt. Wenn du mir versprechen kannst, dass es im Gerichtssaal keine Sozialarbeiter geben wird, dass es keine vorübergehende staatliche Obhut für Holly geben wird, dass du Holly ständig bei Mia lässt, kommt sie vielleicht aus ihrem Versteck, nur um euch zu zeigen, wie minderwertig und schäbig ihr seid.«
»Ich werde dieser Frau überhaupt nichts versprechen«, sagte Edden, und die Wut in seiner Stimme war so heftig, dass Jenks nervös mit den Flügeln klapperte. »Sie hat meinen Sohn sterbend liegen gelassen. Ihr Kind ist das Problem der Fürsorge, nicht meines.«
Ich schnaubte wütend. »Stimmt ja. Du bist schon im Ruhes-tand, wenn Holly dann allein unterwegs ist.« Ich dagegen bin dann wahrscheinlich gerade in meinen besten Jahren - wenn ich noch lebe . »Komm schon«, drängelte ich, als er schwieg.
»Sieh den größeren Zusammenhang. Sag mir, dass Mias Tochter bei ihr bleiben kann, dann bringe ich Mia vielleicht dazu, sich in einer Geste des Wohlwollens zu stellen. Jeder gewinnt dadurch, und du bist der wohlmeinende Mensch, der eine hilflose Frau im Gefängnis ihr Baby behalten lässt. Sie sitzt ihre Zeit dafür ab, dass sie Glenn zusammengeschlagen hat, und dann kehrt sie friedlich in die Gesellschaft zurück, mit dem Versprechen, sich von jetzt an zu benehmen. Sie schuldet dir dann etwas, und noch besser, Holly schuldet dir auch was.«
»Was ist mit den Tilsons?«, fragte er, und ich zog eine Grimasse, die er nicht sehen konnte. Oh, ja, die habe ich völlig vergessen.
Ich rieb weiter vor mich hin, auch wenn mir langsam die Schultern wehtaten. »Sie wird es wahrscheinlich auf Remus schieben, und Gott weiß, dass er alles verdient, was er kriegt.
Sobald ihr sie hinter Gittern habt, habt ihr die Kontrolle. Eins nach dem anderen.«
Wieder folgte ein langes Schweigen. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, meinte er schlecht gelaunt, dann legte er auf.
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»Edden!«, rief ich noch, aber es war zu spät. Ich konnte nicht zu Mia gehen mit: »Ich werde sehen, was ich tun kann.« Wütend stellte ich das Telefon auf die Station zurück und schrie frustriert die Decke an. »Bullenscheiße«,
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