Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Kindern wagte sich in die Kälte der Küche, weil ihre Neugier einfach zu groß war. Sie alle schossen in einem wirbelnden Alptraum aus Seide und hohen Stimmen um mich herum. Erst als Jenks mit seinen Flügeln dieses schreckliche Kreischen erzeugte, hörten sie endlich auf.
Nervös warf ich den braunen Umschlag auf den Tisch, um ihn später zu öffnen. Ich würde warten, bis Ivy nach Hause kam, damit sie mich aufsammeln konnte, wenn mir der Scherzzau-ber, den Trent mir geschickt hatte, ins Gesicht explodiert war.
Angespannt holte ich eine Vampirische-Hexenkunst-Tasse aus dem Schrank. Ich hatte schon seit einer Woche keine gute 665
Tasse Kaffee mehr gehabt. Nicht seit dem Becher bei Junior.
Ich wollte noch eine, aber ich traute mich nicht, nochmal zu-rückzugehen. Außerdem konnte ich mich nicht mehr genau erinnern, was es gewesen war. Irgendwas mit Zimt.
Jenks schoss hin und her. »Machst du es auf?«, fragte er und schwebte auffordernd über dem Tisch. »Was auch immer drin ist, es hat Beulen.«
Ich leckte mir über die Lippen und warf ihm einen Seitenblick zu. »Mach du es auf.«
»Damit ich von dem fiesen Elfenzauber getroffen werde, der da drin ist? Auf keinen Fall!«
»Elfenzauber?« Neugierig drehte ich mich um. Dann durchquerte ich die Küche und holte meinen Schlüsselbund wieder aus der Tasche. Das Schwermagie-Amulett leuchtete rot. Das Tödliche-Zauber-Amulett zeigte allerdings nichts. Interessiert signalisierte ich den Pixies, sich zurückzuziehen. Er war nicht tödlich … aber trotzdem.
»Mach schon auf, Rache! Tinks Tampons!«
Die Kaffeemaschine wurde mit einem letzten Gurgeln fertig.
Ich ertrug mit einem Lächeln die Beschwerden von etwas über zwanzig Pixies und goss mir eine Tasse ein. Ich nippte vorsichtig, während ich stirnrunzelnd zum Tisch ging. Vielleicht konnte ich mir das nächste Mal aus dem Supermarkt eine Flasche Himbeersirup mitbringen.
Pixies sammelten sich auf meinen Schultern und schubsten sich gegenseitig, als ich mein Zeremonialmesser nahm, das noch auf dem Tresen lag, und den braunen Umschlag auf-schlitzte. Ohne hineinzuschauen kippte ich den Umschlag und schüttelte den Inhalt ein gutes Stück von mir entfernt auf die Arbeitsfläche.
»Es ist ein Seil!«, rief Jenks, der sofort darüberschwebte, und ich linste in den Umschlag, um zu schauen, ob es eine Nachricht dazu gab. »Trent hat dir ein Seil geschickt? Ist das ein Scherz?«, fragte er und wirkte so wütend, dass seine Kinder 666
sich flüsternd zurückzogen. »Um dich damit zu erhängen, vielleicht? Oder ist das die elfische Version von einem Pferde-schädel im Bett? Es ist aus Pferdehaaren.«
Vorsichtig hob ich das kurze grobe Seil hoch und befühlte die Knoten darin. »Es wurde wahrscheinlich aus den Haaren seines Vertrauten gemacht«, sagte ich, weil ich mich erinnerte, dass Trent mir einmal gesagt hatte, sein Vertrauter sei ein Pferd. »Jenks, ich glaube, es ist ein Pandorazauber.«
Sofort verglühte Jenks’ Wut. Hinter uns hörte ich ein Rumpeln und wie ein Stück Eis auf den Boden fiel. Seine Kinder schwärmten darum herum. Rex erschien im Türrahmen und kauerte sich hin, während sie beobachtete, wie Jenks’ Kinder sich gegenseitig schubsten, um zu den ersten fünf auf dem Eiswürfel zu gehören. Mit synchron schlagenden Flügeln schossen sie über den Boden, unter den Tisch und um die Kücheninsel. Dann kreischten sie und hoben im letzten Moment ab, bevor der Eiswürfel außer Kontrolle geriet und gegen die Wand flog.
»Er hat ihn dir einfach so gegeben?«, fragte Jenks, landete auf meiner Hand und trat gegen das Seil. »Bist du dir sicher, dass es das ist?«
»Ich glaube schon«, sagte ich, war mir aber nicht sicher, was ich davon halten sollte. »Man löst die Knoten und eine Erinnerung kehrt zurück.« Ich starrte auf den grauen Strang, in dem komplizierte Knoten waren, die mich an Segelknoten erinnerten. Ich hätte darauf gewettet, dass Trent ihn selbst gemacht hatte. Ich konnte das Wogen wilder Magie darin spüren, die mich ein wenig zittern ließ, als sie meine beschädigte Aura be-rührte. Oder vielleicht fühlte sich Elfenmagie immer so an.
Jenks schaute von dem verknoteten Seil zu mir. »Wirst du es tun?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, für welche Erinnerung es ist.«
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»Der Mord an Kisten«, sagte er voller Überzeugung, aber ich schüttelte den Kopf.
»Vielleicht.« Ich ließ den Strang durch meine Finger gleiten und befühlte die Knoten, die angeordnet waren
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