Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
zwei Tonnen schwerer Cincinnati-Tresor zur Aufbewahrung von Beweisst ü cken.
» Okay, ich werde mal sehen, was wir haben. Du kannst mir dabei ü ber den gestrigen Abend berichten. Bist du sicher, jemand wollte dich umlegen? «
» Ich k ö nnte mir nur sicherer sein, wenn man mich getroffen h ä tte.«
Das Pflaster, das er ü ber die Wunde am Hals geklebt hatte, wurde durch den Kragen verdeckt. Das andere Pflaster an der rechten Hand war ebenfalls nicht sehr auff ä llig.
Bosch erz ä hlte Ramos von dem Anschlag auf ihn und lie ß kein Detail aus. Er erw ä hnte auch die Patronenh ü lse, die er gefunden hatte.
» Was ist mit der Kugel? Kann man sie sicherstellen? «
» Ich nehme an, sie steckt noch im Kopfteil. Ich bin so schnell wie m ö glich weg.«
» Und wahrscheinlich hast du gleich deinen Kumpel gewarnt, den Mexikaner. Bosch, ich rate dir, solche Dummheiten zu unterlassen. M ö glicherweise ist er in Ordnung, aber du kennst ihn nicht. Vielleicht hat er das Ganze arrangiert.«
» Es stimmt, ich habe ihn gewarnt. Aber dann habe ich die Platte geputzt und das getan, was du wolltest.«
» Wovon redest du? «
» EnviroBreed. Ich bin letzte Nacht dort eingestiegen.«
» Was? Bist du verr ü ckt, Bosch. Ich habe dir nicht …«
» Spar dir die Show. Du hast mir gestern abend den ganzen Mist aufgetischt, damit ich Bescheid wu ß te, was noch n ö tig war, um den Durchsuchungsbefehl zu erhalten. Also versuch nicht, mich zu verschei ß ern, wir sind hier unter uns. Ich habe die Information, die du brauchst. Du kannst mich als Informanten in den Akten f ü hren.«
Ramos ging vor den Karteischr ä nken auf und ab. Er spielte seine Rolle exzellent. » Bosch, ich mu ß f ü r jeden Informanten erst einmal von meinem Vorgesetzten die Zustimmung erhalten. Es wird also so nicht gehen. Ich kann nicht …«
» Dann dreh halt dran.«
» Bosch, ich …«
» Willst du wissen, was ich dort entdeckt habe, oder sollen wir das Thema fallen lassen? «
Das stopfte Ramos f ü r ein paar Sekunden das Maul.
» Sind eure Ninjas, die – wie nennt ihr sie? – die Clits, schon in Mexicali? «
» CLETs. Ja, sie sind gestern abend angekommen.«
» Gut. Ihr m üß t losschlagen, ich wurde gesehen.«
Bosch sah, wie sich die Stirn des Drogenfahnders umw ö lkte. Er sch ü ttelte seinen Kopf und lie ß sich in einen Sessel fallen. » Verdammt! Warum glaubst du das? «
» Eine Kamera war dort, die ich erst bemerkt habe, als es zu sp ä t war. Ich bin dann raus, aber ein paar Leute kamen, um nachzusehen. Man konnte mich nicht erkennen, da ich eine Maske trug. Sie wissen jedoch, da ß jemand im Geb ä ude war.«
» Okay, Bosch, du l äß t mir wohl keine Wahl. Was hast du gesehen? «
Ramos hatte es ausgesprochen. Er hatte die illegale Durchsuchung zur Kenntnis genommen und ihr seine Zustimmung gegeben. Sie konnte ihm jetzt nicht mehr zur Last gelegt werden. Er berichtete ihm von der verborgenen Fallt ü r im Bestrahlungsraum.
» Du hast sie nicht ge ö ffnet? «
» Ich hatte keine Zeit. Aber ich h ä tte es sowieso nicht getan. In Vietnam mu ß te ich Tunnels durchsuchen. Jede Fallt ü r war genau das, was der Name sagt, eine Falle. Die Leute, die ankamen, nachdem ich wieder drau ß en war, kamen mit dem Auto, nicht durch den Tunnel. Das allein zeigt, da ß irgendeine Vorrichtung dort unten installiert ist.«
Als n ä chstes bat er Ramos, im Durchsuchungsbefehl die Genehmigung zu beantragen, Werkzeug und Abfall zu beschlagnahmen.
» Warum? «
» Weil darunter Beweisst ü cke f ü r einen der Mordf ä lle sind, wegen denen ich hierherkam. Au ß erdem Beweise f ü r eine Verschw ö rung zur Ermordung eines Gesetzesh ü ters – meiner Wenigkeit.«
Ramos nickte und verlangte keine weiteren Erkl ä rungen. Es interessiere ihn nicht. Aus einem Aktenschrank holte er zwei gro ß e, schwarze Alben.
Bosch setzte sich an einen leeren Schreibtisch, und Ramos legte sie vor ihm hin.
» Das sind die bekannten Mitglieder von Humberto Zorillos Organisation sowie seine Gesch ä ftspartner. Von einigen haben wir biographische Informationen. Von anderen nur Observierungsberichte. Manchmal fehlt sogar der Name.«
Bosch ö ffnete das erste Album und betrachtete das oberste Bild. Es war eine unscharfe Vergr öß erung, 20 x25, einer Ü berwachungsaufnahme. Ramos best ä tigte Harrys Vermutung, da ß es Zorillo war. Dunkles Haar, Vollbart, stechende dunkle Augen. Bosch hatte das Gesicht schon einmal vorher gesehen. J ü nger, ohne Bart, mit
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