Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
gibt keine Garantie, da ß sie es nicht noch einmal versuchen. Besonders wenn Arpis den Auftrag hat. Willst du den Tag hier verbringen? Hier ist es sicher.«
» Danke, mir passiert schon nichts.« Bosch ging zur T ü r, mit der Hand ber ü hrte er den Pieper. »Ich werde verst ä ndigt? «
» Ja, du bist mit von der Partie. Corvo kommt extra runter. Ich werde also daf ü r sorgen m ü ssen, da ß du dabei bist. Wo wirst du sp ä ter sein? «
» Ich wei ß noch nicht. Vielleicht mache ich einen auf Tourist. Gehe ins Heimatmuseum, seh’ mir einen Stierkampf an.«
» Tu nichts Un ü berlegtes. Wir rufen dich an.«
» Das will ich auch schwer hoffen.«
Er ging hinaus zu seinem Caprice, in Gedanken bei dem Zettel, den man in Cal Moores Ges äß tasche entdeckt hatte.
Ich fand heraus, wer ich war.
26
Es dauerte dreißig Minuten, bis Bosch die Grenze ü berquert hatte. Die wartenden Autos stauten sich eine halbe Meile vor dem h äß lich braunen Geb ä ude des US-Grenzschutzes. W ä hrend er wartete und langsam nach vorne kroch, wurde er sein letztes Kleingeld los. Arme Bauern kamen mit ausgestreckter Hand an den Wagen oder verkauften ihm billigen Kitsch und Essen. Viele wischten mit dreckigen Lumpen ü ber die Windschutzscheibe und hielten dann die Hand auf f ü r ein paar M ü nzen. Mit jedem » Waschen « wurde das Glas noch mehr verschmiert, bis er endlich seine eigene Waschanlage und die Scheibenwischer bet ä tigen mu ß te. Als er schlie ß lich neben dem Kontrollposten anhielt, winkte ihn ein Grenzschutzinspektor mit verspiegelter Sonnenbrille durch, sowie er seine Dienstmarke sah, und rief ihm nach: » Dort dr ü ben ist ein Wasserschlauch, wenn du den Dreck von der Scheibe kriegen willst.«
Ein paar Minuten sp ä ter fuhr er in eine der Parkl ü cken vor dem Rathaus von Calexico. Er stellte den Motor ab und schaute zur anderen Stra ß enseite, w ä hrend er eine Zigarette rauchte. Der Park war heute fast leer, Musiker waren nicht zu sehen. Er stieg aus und ging auf die T ü r mit der Aufschrift Heimatmuseum und Historische Gesellschaft Calexico zu. Was er genau suchte, war ihm nicht klar. Aber er hatte einen freien Nachmittag und glaubte, da ß noch mehr hinter Cal Moores Tod steckte – hinter seiner Entscheidung, zur anderen Seite ü berzulaufen, zum Zettel in seiner Tasche, zum Jugendfoto mit Zorillo. Bosch wollte herausfinden, was aus dem » Schlo ß« und dem Mann mit dem schneewei ß en Haar auf den Fotos geworden war.
Die Glast ü r war verschlossen, und Bosch las, da ß sonntags erst um eins ge ö ffnet wurde. Er schaute auf die Uhr und stellte fest, da ß er noch f ü nfzehn Minuten warten mu ß te. Mit den H ä nden schirmte er die Augen ab und pre ß te seine Stirn ans Glas. In dem kleinen Raum befanden sich nur zwei Schreibtische, eine B ü cherwand und einige Glasvitrinen, aber keine Person.
Er trat von der T ü r zur ü ck und ü berlegte sich, ob er sich etwas zu essen besorgen sollte. Aber es war noch zu fr ü h. Statt dessen ging er aufs Polizeirevier und zog sich eine Cola aus der Maschine in dem kleinen Vorraum. Dem Polizisten, der heute hinter der Glasscheibe sa ß , nickte er zu. Es war nicht Gruber.
W ä hrend er an der Wand lehnte und seine Cola trank, sah er einen alten Mann mit einigen verbliebenen Haarstr ä hnen die T ü r zum Heimatmuseum ö ffnen. Es war noch etwas fr ü h, Bosch ging jedoch hinaus und folgte dem Mann.
» Offen? « fragte er.
» Warum nicht? « antwortete der alte Mann. » Ich bin schlie ß lich hier. Kann ich Ihnen mit etwas Bestimmtem helfen? «
Bosch trat ein und erkl ä rte, er sei sich nicht ganz sicher, was er suche. » Ich recherchiere sozusagen die Familiengeschichte eines Freundes und glaube, sein Vater war eine wichtige Pers ö nlichkeit in Calexico. Ich w ü rde gern das Haus der Familie sehen, falls es noch steht, und so viel wie m ö glich ü ber den Vater herausfinden.«
» Wie hei ß t er? «
» Das wei ß ich nicht. Eigentlich wei ß ich nur, da ß sein Nachname Moore war.«
» Junger Mann, das wird uns nicht viel helfen. Der Name Moore kommt hier h ä ufig vor. Gro ß e Familie. Br ü der, Vettern, eine ganze Sippschaft. Passen Sie auf, ich werde …«
» Haben Sie Bilder? B ü cher mit Fotos der Moores? Ich habe den Vater auf Fotos gesehen und w ü rde ihn wiedererkennen.«
» Das sag’ ich ja. Ich werde Ihnen Material heraussuchen. Wir werden Ihren Moore finden. Sie haben meine Neugier geweckt. Warum tun Sie das ü berhaupt f
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