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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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betrifft einen Mann, der einmal in dem Schlo ß gewohnt hat. Als Junge, vor langer Zeit.«
    Sie sah ihn an mit blinzelnden Augen, als ob sie sich zu erinnern versuchte.
    » Meinen Sie Calexico Moore? «
    » Ja. Kannten Sie ihn? «
    » Ist ihm etwas passiert? «
    Bosch z ö gerte einen Moment, dann sagte er: »Er ist leider tot.«
    » Oben in Los Angeles? «
    » Ja. Er war Polizist. Ich glaube, es hatte etwas mit seiner Kindheit hier zu tun. Deshalb bin ich hergekommen. Eigentlich wei ß ich nicht, was ich fragen soll … Er hat nicht lange hier gelebt. Aber Sie erinnern sich an ihn? «
    » Er hat hier nicht lange gelebt, das hei ß t aber nicht, da ß ich ihn nie mehr gesehen habe. Ganz im Gegenteil. Er kam regelm äß ig auf dem Fahrrad oder mit dem Auto. Dann sa ß er auf der Stra ß e und schaute nur das Haus an. Einmal habe ich Marta mit einem Sandwich und einer Limonade f ü r ihn rausgeschickt.«
    Marta war wahrscheinlich ein Hausm ä dchen. Sie waren Teil des Mobiliars dieser Villen.
    » Er schaute es sich nur an und versank dabei in Erinnerungen, nehme ich an. Was Cecil ihm antat, war f ü rchterlich. Er bezahlt jetzt bestimmt daf ü r.«
    » Was meinen Sie mit ›f ü rchterlich‹? «
    » Den Jungen und seine Mutter so wegzuschicken. Ich glaube nicht, da ß er je wieder mit ihnen ein Wort gewechselt hat. Aber ich habe ihn wiedergesehen, als Junge und als Mann, wie er das Haus anschaute. Die Leute hier sagen, das sei der Grund gewesen, warum Cecil die Mauer gebaut habe. Cecil hat seine Probleme immer so bew ä ltigt. Wenn dir nicht gef ä llt, was du vom Fenster aus siehst, errichte eine Mauer davor. Aber Cal kam wieder. Einmal habe ich ihm selbst etwas zu trinken gebracht. Ich habe ihn gefragt: ›Warum kommst du immer?‹ Und er hat nur geantwortet: ›Tante Mary, ich m ö chte mich erinnern.‹«
    » Tante Mary? «
    » Ja, ich dachte, deshalb seien Sie zu mir gekommen. Mein Anderson und Cecil waren Br ü der – m ö gen sie in Frieden ruhen.«
    Bosch nickte und machte aus Piet ä t eine Pause, bevor er sagte: » Der Mann im Heimatmuseum erw ä hnte, Cecil habe keine Kinder gehabt.«
    » Nat ü rlich. Cecil hat es vor der Ö ffentlichkeit geheimgehalten. Ein gro ß es Geheimnis. Er wollte nicht, da ß der Ruf der Company Schaden litt.«
    » Calexicos Mutter war das Hausm ä dchen? «
    » Ja, sie … es h ö rt sich an, als ob Sie schon alles w üß ten.«
    » Nur ein paar Sachen. Was ist passiert? Warum hat er sie und den Jungen weggeschickt? «
    Sie schien sich erst einmal auf die Einzelheiten der Geschichte, die sich vor drei ß ig Jahren zugetragen hatte, zu besinnen, bevor sie begann: » Nachdem sie schwanger wurde, lebte sie im Schlo ß – er wollte es so – und bekam dort ihr Baby. Vier oder f ü nf Jahre danach fand er heraus, da ß sie ihn angelogen hatte. Sie ging ö fter nach Mexicali, um ihre Mutter zu besuchen. Eines Tages lie ß er sie beschatten. Es gab keine Mutter, nur einen Mann und einen anderen Sohn, der ä lter als Calexico war. Daraufhin hat er sie weggeschickt. Sein eigenes Fleisch und Blut.«
    Bosch dachte lange ü ber die Geschichte nach. Die Frau schien in die Vergangenheit zu blicken.
    » Wann haben Sie Calexico das letzte Mal gesehen? «
    » Das mu ß schon ein paar Jahre her gewesen sein. Irgendwann h ö rte er auf vorbeizukommen.«
    » Glauben Sie, da ß er von dem Tod seines Vaters wu ß te? «
    » Er war nicht bei der Beerdigung. Aber das soll kein Vorwurf sein.«
    » Man hat mir gesagt, Cecil hat das Grundst ü ck der Stadt vermacht.«
    » Ja, er starb allein und hinterlie ß alles der Stadt, nichts f ü r Calexico oder eine seiner Exfrauen oder Geliebten. Cecil war ein herzloser Mensch – sogar nach seinem Tode. Nat ü rlich konnte die Stadt mit dem Haus nichts anfangen. Es ist zu gro ß und verschlingt zu viel Geld. Calexico ist nicht mehr so reich, wie es einmal war. Ein paar Leute hatten die Idee, ein historisches Museum daraus zu machen. Aber die Geschichte dieser Stadt h ä tte in einer Besenkammer ausreichend Platz. Wozu braucht man da ein Museum. Sie haben das Haus f ü r mehr als eine Million verkauft. Vielleicht schafft es die Stadt jetzt, ein paar Jahre keine roten Zahlen zu schreiben.«
    » Wer hat es gekauft? «
    » Ich wei ß es nicht. Eingezogen ist niemand. Ab und zu kommt jemand, der nach dem Rechten sieht. Letzte Woche brannte Licht im Haus. Aber soviel ich wei ß , ist niemand eingezogen. Es mu ß ein Spekulationskauf sein. Ich frage mich allerdings,

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