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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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worauf da spekuliert wird. Die Gegend hier ist total abgelegen.«
    » Eine letzte Frage. War jemals jemand bei Moore, wenn er das Haus anschaute? «
    » Immer allein. Der arme Junge stand dort drau ß en immer alleine.«
    W ä hrend er zur Stadt zur ü ckfuhr, dachte Bosch an Moore, wie er vor dem Haus seines Vaters einsam Wache gestanden hatte. Ob er sich nach dem Haus mit seinen Erinnerungen oder nach dem Vater gesehnt hatte, der ihn weggeschickt hatte? Oder nach beidem?
    Einen Moment lang erinnerte sich Bosch an das kurze Zusammentreffen mit seinem Vater. Ein kranker, alter Mann auf dem Sterbebett. Bosch hatte ihm alles, worum er gebracht worden war, verziehen. H ä tte er das nicht getan, h ä tte er f ü r den Rest seines Lebens Gef ü hle und Schmerz daran vergeudet.

27
    Die Warteschlange vor der Grenze war diesmal l ä nger und bewegte sich langsamer als gestern. Bosch vermutete, da ß Leute aus der ganzen Region auf dem Weg zum Stierkampf waren. Das Ereignis schien die gleiche Popularit ä t zu besitzen wie die Footballspiele der Los Angeles Raiders Sonntagabends.
    An der Grenze hatte er nur noch zwei Wagen vor sich, als er bemerkte, da ß seine Smith im Halfter steckte. Es war zu sp ä t, um noch irgend etwas zu tun. Als er neben dem Grenzposten anhielt, sagte er einfach » Stierkampf « und wurde durchgewunken.
    Der Himmel ü ber Mexicali war klar und die Luft k ü hl. Es war perfektes Wetter zu erwarten. Harry f ü hlte, wie seine Kehle vor Erwartung kitzelte. Und zwar aus zwei Gr ü nden: Er w ü rde das Ritual des Kampfes erleben und eventuell Zorillo sehen. Der Mann, dessen Name und Legende ihm in den letzten Tagen auf Schritt und Tritt begegnet waren, so da ß er inzwischen selbst beeindruckt war. Er wollte den Papst jetzt in seinem Element erleben. Mit seinen Stieren. Mit seinem Anhang.
    Nachdem er vor dem Justizcenter geparkt hatte, nahm er sein Fernglas aus dem Handschuhfach. Die Arena lag nur drei Stra ß en weiter, und sie w ü rden sicher zu Fu ß gehen. Dem Polizisten am Empfangsschalter der Justizpolizei zeigte er seinen Ausweis und wurde nach hinten durchgelassen. Aguila sa ß , ü ber handgeschriebene Berichte gebeugt, an dem einzigen Schreibtisch im Detective-B ü ro.
    » Haben Sie die Karten bekommen? «
    » Ja. Wir haben eine Loge auf der Sonnenseite. Aber das ist kein Problem, die Logen bekommen nicht viel Sonne ab.«
    » In der N ä he vom Papst? «
    » Fast direkt gegen ü ber … falls er heute kommt.«
    » Okay, wir werden sehen. Sind sie fertig? «
    » Ja, ich habe den Bericht ü ber die Ermittlungen im Fall Fernal Gutierrez-Llosa abgeschlossen. Wenigstens bis wir einen Verd ä chtigen anklagen.«
    » Was hier sicher nie passieren wird.«
    » Das stimmt … Ich glaube, wir sollten jetzt gehen.« Bosch hielt sein Fernglas hoch. » Ich bin bereit.«
    » Sie werden so nah sein, da ß Sie es nicht brauchen.«
    » Damit will ich nicht die Stiere beobachten.«
    Drau ß en schlossen sie sich dem Menschenstrom an, der sich zur Arena w ä lzte. Viele von ihnen trugen kleine Sitzkissen, die auch von Kindern am Stra ß enrand f ü r einen Dollar verkauft wurden.
    Nachdem sie durch ein Tor gegangen waren, stiegen Bosch und Aguila ein paar Stufen zu einem unterirdischen Gang hinunter. Sie pr ä sentierten ihre Karten und wurden eine katakombenartige Passage entlang gef ü hrt, die dem Oval der Arena folgte. Auf der linken Seite kamen sie an numerierten kleinen Holzt ü ren vorbei.
    Der Platzanweiser ö ffnete eine T ü r mit der Nummer sieben, und sie betraten einen Raum, der nicht gr öß er als eine Gef ä ngniszelle war. Boden, Wand und Decke waren nackter Beton. Die gew ö lbte Decke senkte sich nach vorne, wo sich eine knapp zwei Meter breite Ö ffnung zur Arena befand. Sie standen direkt hinter dem ä u ß eren Ring, wo sich die Matadore, Toreros und die anderen Akteure aufhielten und warteten. Bosch roch den Sand der Arena, die Pferde und Stiere. Sechs Metallst ü hle lehnten zusammengeklappt an der Wand. Sie stellten zwei auf, Aguila dankte dem Platzanweiser und verschlo ß die T ü r.
    » Das ist ein Pillend ö schen «, sagte Bosch, w ä hrend er durch den Fensterschlitz die Logen auf der anderen Seite betrachtete. Zorillo war nicht zu sehen.
    » Was ist ein Pillend ö schen? «
    » Nicht so wichtig.« Bosch mu ß te zugeben, da ß er selbst nie in einem gesessen war. » Es ist wie eine Zelle.«
    » M ö glich «, erwiderte Aguila.
    Bosch begriff, da ß er ihn beleidigt hatte. Es waren

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