Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
Werkzeuge und Hands ä gen lagen herum. Auf einem Regal lagen nach Gr öß e geordnet h ö lzerne Pfl ö cke. Sofort fielen ihm die Pfl ö cke ein, die an dem Bindedraht befestigt waren, mit dem Kapps und Porter erdrosselt worden waren.
Nachdem er oben im Raum stand, signalisierte er Aguila, da ß es hier sicher sei, und ging zur T ü r des Lagerraums. Sie war nicht verschlossen und f ü hrte zu einer gro ß en Fabrikhalle mit Maschinen und Werkb ä nken auf einer Seite und den Herstellungsprodukten auf der anderen: unbearbeitete Holzm ö bel, Tische, St ü hle, Kommoden. Die Halle wurde von einem Nachtlicht, einer einzigen Gl ü hbirne, die oben von einem Tr ä gerbalken hing, erleuchtet. Aguila kam hinter ihm zur T ü r. Sie waren in der Mexitec-Fabrik.
Am anderen Ende der Halle befanden sich mehrere doppelfl ü gelige Tore, von denen eines ge ö ffnet war. Sie durchquerten schnell die Halle und gelangten durch das Tor auf eine Laderampe, die auf die Stra ß e hinausschaute, von der aus Bosch gestern nacht ü ber den Zaun geklettert war. Vor der Rampe war eine Pf ü tze, und nasse Reifenspuren verlie ß en das Betriebsgel ä nde. Niemand war zu sehen. Zorillo war schon lange fort.
» Zwei Tunnels «, sagte Bosch, ohne seine Entt ä uschung verbergen zu k ö nnen.
»Zwei Tunnels«, sagte Corvo. »Ramos’ Informant hat uns reingelegt.«
Bosch und Aguila sa ß en auf unlackierten St ü hlen aus Kiefernholz und sahen zu, wie Corvo auf und ab ging. Er sah beschissen aus, wie ein Einsatzleiter, der zwei M ä nner und einen Hubschrauber verloren hatte und dem der Hauptverd ä chtige durch die Finger geschl ü pft war. Es war zwei Stunden her, da ß sie aus dem Tunnel gekommen waren.
» Wie meinst du das? «
» Der V-Mann mu ß von dem zweiten Tunnel gewu ß t haben. Wie kann er von einem Kenntnis gehabt haben, aber nicht von dem anderen. Er hat uns get ä uscht und Zorillo einen Fluchtweg gelassen. Wenn ich w üß te, wer es war, w ü rde ich ihn anzeigen, wegen Beteiligung an der Ermordung eines Bundesagenten.«
» Du kennst ihn nicht? «
» Ramos hat die Identit ä t des Spitzels nicht bei uns registriert, hatte keine Zeit dazu gehabt.«
Bosch atmete auf.
» Ich kann es immer noch nicht begreifen «, sagte Corvo. » Am besten, ich geh’ erst gar nicht zur ü ck. Ich kann eigentlich nur meinen Abschied nehmen … Wenigstens hast du deinen Cop-Killer, Bosch. Ich hab’ Schei ß e am Stiel.«
» Hast du ein Telex rausgeschickt? « fragte Bosch, um das Thema zu wechseln.
» Schon raus. An alle Stellen, Polizei, DEA, FBI, et cetera. Aber es wird nichts bringen. Er ist inzwischen weit weg. Wahrscheinlich zieht er sich ins Landesinnere zur ü ck und versteckt sich f ü r ein Jahr, um dort wieder anzufangen, wo er aufgeh ö rt hat. M ö glicherweise ist er in Michoacan, vielleicht weiter s ü dlich.«
» Vielleicht ist er auch nach Norden «, sagte Bosch.
» … Ausgeschlossen, da ß er ü ber die Grenze geht. Er wei ß , wenn wir ihn bei uns schnappen, kommt er zeitlebens nicht mehr aus dem Bau. Er ist nach S ü den, wo es sicher ist.«
In der Halle standen andere DEA-Agents mit Klemmbrettern herum, durchsuchten alles und machten Notizen. Sie hatten eine Maschine entdeckt, mit der man Tischbeine aush ö hlen konnte, um darin Rauschgift zu verstecken und ü ber die Grenze zu schmuggeln. Vorher hatten sie den Zugang zum zweiten Tunnel in der Scheune gefunden und waren durch den unterirdischen Gang zu EnviroBreed gelangt. An der Fallt ü r war kein Sprengstoff angebracht gewesen, und sie hatten sie ge ö ffnet. Das Gel ä nde war leer, nur die Hunde liefen drau ß en herum. Sie t ö teten sie.
Die Aktion hatte eine weitverzweigte Rauschgiftorganisation zerschlagen. Drogenfahnder waren nach Calexico gefahren, um den Bo ß von EnviroBreed, Ely, zu verhaften. Auf der Ranch hatte es vierzehn Verhaftungen gegeben, andere w ü rden folgen. Aber weder Corvo oder irgend jemand war damit zufriedengestellt. Nicht wenn Agents tot waren und Zorillo entkommen war. Corvo t ä uschte sich, wenn er glaubte, es reiche Bosch, da ß Arpis tot war. Bosch wollte ebenfalls Zorillo. Er war f ü r alles verantwortlich.
Bosch stand auf, um nicht weiter Zeuge von Corvos Pein zu sein. Er hatte selbst genug Probleme. Aguila f ü hlte anscheinend das gleiche. Auch er stand auf und ging ruhelos zwischen den Maschinen und den M ö beln hin und her. Im Grunde warteten sie nur auf die Milizwagen, die sie zum Flughafen und zu seinem Caprice
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