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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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schlug Bosch wie eine Faust in den Magen, in die geheimsten Winkel seines Herzens.

5
    Donnerstag, der Morgen nach Weihnachten. Es war einer der Tage, von denen Postkartenfotografen tr ä umen. Nicht die geringste Spur Smog am Himmel. Das Feuer auf den H ü geln war ausgebrannt und der Rauch von den Pazifikbrisen l ä ngst davongetragen worden. Statt dessen sonnte sich Los Angeles unter blauem Himmel und Sch ä fchenwolken.
    Bosch entschied sich, den l ä ngeren Weg zur Arbeit zu nehmen, und fuhr auf dem Woodrow Wilson Drive bis zum Mulholland Drive. Auf der kurvenreichen Strecke kam er durch den Nichols Canyon. Das Panorama mit den von blauen Wistarien und Eispflanzen bedeckten H ü geln, auf deren Anh ö hen alte Villen prangten, hatte es ihm angetan. Es verlieh der Stadt die Aura verblichenen Glanzes. Beim Fahren dachte er an die vergangene Nacht und daran, wie er Sylvia Moore getr ö stet hatte. Wie ein Polizist auf einem naiven Gem ä lde von Rockwell war er sich vorgekommen – ganz im Glauben, ihr helfen zu k ö nnen.
    Sobald er von den H ü geln heruntergekommen war, nahm er die Genesee Avenue bis zum Sunset Boulevard und fuhr von dort zur Wilcox Avenue. Sein Auto parkte er hinterm Revier und ging an den vergitterten Fenstern der Ausn ü chterungszelle vorbei zum Detectives-B ü ro. Dort herrschte dicke Luft, dicker als der Zigarettenqualm in einem Pornokino. Seine Kollegen sa ß en an ihren Tischen mit gesenkten K ö pfen, telefonierten leise oder steckten ihre Nase in die Akten, die der Fluch ihres Lebens waren und nie ein Ende zu nehmen schienen.
    Harry setzte sich an den Tisch f ü r Mordf ä lle – Jerry Edgar gegen ü ber, der manchmal als sein Partner fungierte. Partner wurden nicht mehr permanent zugeteilt. Es gab nicht genug Detectives; bei der Polizei herrschte Einstellungs- und Bef ö rderungsstopp wegen Budgetk ü rzungen. Am Mordtisch sa ß en nur noch f ü nf Detectives. Der Commander der Abteilung, Lieutenant Harvey »Achtundneunzig « Pounds, bew ä ltigte den Personalmangel, indem er Detectives solo arbeiten lie ß – mit Ausnahme von wichtigen und gef ä hrlichen F ä llen oder bei Verhaftungen. Bosch gefiel es ohnehin, allein zu arbeiten, aber die anderen beschwerten sich andauernd.
    » Was ist los? « fragte Bosch Edgar. » Moore? «
    Edgar nickte. Sie sa ß en allein am Tisch. Shelby Dunne und Karen Moshito kamen gew ö hnlich nach neun, und Lucius Porter konnte von Gl ü ck reden, wenn er um zehn noch n ü chtern war.
    » Vor ’ner Weile kam Achtundneunzig aus seinem Kabuff und hat verk ü ndet, da ß die Fingerabdr ü cke ü bereinstimmen. Es war Moore. Er hat sein Gehirn selbst ausgeblasen.«
    Ein paar Minuten schwiegen sie. Harry ü berflog den Papierkram auf seinem Schreibtisch, seine Gedanken kehrten jedoch zu Moore zur ü ck. Er stellte sich vor, wie Irving, Sheehan oder eventuell Chastain Sylvia Moore anrufen w ü rde, um ihr die Best ä tigung der Identifizierung mitzuteilen. Seine minimale Beteiligung zu dem Fall l ö ste sich in Rauch auf. Ohne sich umzudrehen, merkte er, da ß jemand hinter ihm stand. Als er sich umsah, war es Pounds, der auf ihn herabschaute.
    » Komm mal mit rein, Harry.«
    Eine Einladung in den Glaskasten. Edgar verdrehte die Augen, er wu ß te von nichts. Harry stand auf und folgte dem Lieutenant in sein B ü ro am Ende des gro ß en Raums. Es war ein kleines Zimmer mit Fenstern an drei Seiten, wodurch es Pounds m ö glich war, seine Untergebenen zu beaufsichtigen, aber so wenig wie m ö glich Kontakt mit ihnen zu haben. Er brauchte sie nicht zu h ö ren oder zu riechen – oder gar zu kennen. Die Jalousien, die manchmal zugezogen waren, waren heute morgen offen.
    » Setz dich, Harry. Du wei ß t ja, Rauchen ist hier verboten. Gute Weihnachten gehabt? «
    Bosch sah ihn nur an. Da ß dieser Typ ihn Harry nannte und sich nach Weihnachten erkundigte, war ihm unangenehm. Z ö gernd setzte er sich.
    » Worum geht’s? «
    » Bitte keine feindseligen Gef ü hle, Harry. Wenn, dann h ä tte ich Grund dazu. Mir wurde gerade mitgeteilt, da ß du einen Gutteil des Weihnachtsabends in dieser Absteige verbracht hast, dem Hideaway, wo dich niemand haben wollte und wo zuf ä lligerweise Raub-Mord eine Ermittlung durchf ü hrte.«
    » Ich hatte Bereitschaft «, erwiderte Bosch. » Und ich h ä tte zum Tatort gerufen werden m ü ssen. Ich bin hin, um zu sehen, was dort ablief. Wie sich herausstellte, hatte Irving doch Verwendung f ü r mich.«
    » Okay, Harry, falls die

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