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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bei der Gewerkschaft beschwerst, nehme ich das gern in Kauf.«
    » Und wie w ü rde dann die Aufkl ä rungsrate hier aussehen? Was w ü rde dann auf der Lokalseite stehen? Zwei Drittel der M ö rder in Hollywood laufen frei herum? «
    Pounds legte das Lineal zur ü ck in die Schublade und schlo ß sie. Bosch glaubte ein s ü ffisantes L ä cheln zu bemerken und begriff, da ß er in die Falle getappt war. Aus einer anderen Schublade holte Pounds einen blauen Hefter, wie er f ü r Ermittlungsakten verwendet wurde – er enthielt jedoch nur einige Seiten.
    » Da hast du ins Schwarze getroffen. Womit wir beim Thema dieser Besprechung w ä ren. Es geht hier um Statistiken, Harry. Wenn wir noch einen Fall aufkl ä ren, k ö nnen wir sagen, da ß wir die H ä lfte der M ö rder gefa ß t haben. Wenn wir noch zwei l ö sen, dann haben wir mehr als die H ä lfte aufgekl ä rt. Das klingt besser als ›mehr als die H ä lfte l ä uft frei herum‹. Kapiert? «
    Pounds nickte, als Bosch schwieg. Er tat, als ob er den Hefter auf seinem Schreibtisch gerader ü ckte, dann sah er Bosch direkt an.
    » Lucius Porter kommt nicht zur ü ck. Ich habe mit ihm heute morgen gesprochen. Er beantragt Berufsunf ä higkeit wegen Stre ß syndrom. Sagt, da ß er sich einen guten Arzt genommen hat.«
    Pounds griff wieder in die Schublade und holte noch einen blauen Hefter hervor. Und noch einen. Bosch begriff, was ablief.
    » Ich hoffte, da ß sein Arzt verdammt gut ist.« Pounds legte inzwischen den f ü nften und sechsten Hefter auf den Stapel. » Soviel mir bekannt ist, wird bei der Polizei Stre ß nicht als Ursache f ü r Leberzirrhose anerkannt. Porter ist einfach ein S ä ufer. Und es ist nicht fair, da ß er Arbeitsunf ä higkeit und Fr ü hpensionierung beantragt, weil er sein Alkoholproblem nicht in den Griff kriegt. Bei der Anh ö rung ziehen wir ihm die Hosen runter. Meinetwegen kann er sich Mutter Theresa als Anw ä ltin nehmen. Wir werden ihn festnageln.«
    Mit dem Finger klopfte er auf den Stapel. » Ich habe mir die Akten durchgesehen. Es ist einfach erb ä rmlich; er hat acht offene F ä lle. Ich habe mir seine Tageszettel kopiert und werde sie ü berpr ü fen. Und ich wette Dollars gegen Doughnuts, da ß sie erstunken und erlogen sind. Statt herumzulaufen und Leute zu vernehmen, ist er irgendwo auf einem Barhocker herumgeh ä ngt.«
    Pounds sch ü ttelte traurig mit dem Kopf. » Seitdem jeder allein ermittelt, gibt es keine Kontrolle mehr. Niemanden, der auf diesen Typ aufgepa ß t hat. Jetzt sitze ich hier mit acht nicht abgeschlossenen und total verschluderten F ä llen. Wer wei ß , vielleicht h ä tte man alle aufkl ä ren k ö nnen.«
    Bosch h ä tte ihn gerne gefragt, wer denn die Idee gehabt habe, Detectives solo arbeiten zu lassen, unterlie ß es aber. Statt dessen sagte er: » Hast du schon mal die Story geh ö rt, als Porter noch auf Streife war vor zehn Jahren? Er und sein Partner hielten an, um so einem Penner, der am Stra ß enrand sa ß und trank, einen Strafzettel wegen ö ffentlichem Trinken zu verpassen. Porter fuhr. Reine Routine, ein Strafzettel wegen einer Ü bertretung. Also blieb er hinterm Steuer. Und wie er da sitzt, zieht der Penner eine Waffe und schie ß t seinem Partner ins Gesicht. Der steht da, Strafzettelblock in beiden H ä nden, und kriegt die Kugel genau zwischen die Augen. Und Porter sah alles.«
    Pounds sah ver ä rgert aus. » Ich kenne die Geschichte, Bosch. Jeder Jahrgang auf der Polizeischule bekommt sie auf der B ü hne vorgef ü hrt. Als abschreckendes Beispiel. Aber das sind alte Kamellen. Wenn, dann h ä tte er damals wegen Stre ß den Ruhestand beantragen sollen.«
    » Darum geht’s ja. Er hat es nicht getan, als es m ö glich war. Er hat versucht, die Geschichte hinter sich zu bringen. Vielleicht hat er zehn Jahre dagegen angek ä mpft, und am Ende ist er mit dem ganzen Schei ß dieser Welt den Bach runter. Was soll er tun? Sich an Cal Moore ein Beispiel nehmen? Bekommst du ein Flei ß k ä rtchen, wenn du der Stadt eine Pension sparst? «
    Pounds schwieg ein paar Sekunden. » Sehr beeindruckend, Bosch, aber letztendlich geht es dich nichts an, was mit Porter passiert. Ich h ä tte es nicht erw ä hnen sollen. Aber ich hab’s getan, damit du verstehst, was ich jetzt sagen werde.«
    Pedantisch richtete er wieder den Stapel blauer Hefter aus und schob sie dann zu Bosch hin ü ber. »Du ü bernimmst Porters F ä lle. Kappalanni legst du f ü r einige Tage auf Eis. Im Moment kommst du

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