Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
ü ber das Rauschgift zu sprechen, und sagte nur aus, da ß der McDonald’s-Pappbecher nicht ihm geh ö re. Er verlangte nicht nach einem Anwalt, aber innerhalb einer Stunde erschien einer auf dem Revier und teilte den Polizisten mit, da ß es gegen die Grundrechte seines Mandanten versto ß en w ü rde, ihn zum Auspumpen des Magens ins Krankenhaus zu verbringen oder seinen Stuhlgang zu untersuchen, falls er die Toilette benutzen w ü rde. Moore, der am Verh ö r teilgenommen hatte, hielt R ü cksprache mit dem Bereitschaft habenden Staatsanwalt und erfuhr, da ß der Anwalt im Recht war.
Zwei Stunden nach seiner Festnahme wurde Dance gegen Hinterlegung einer Kaution von 125.000 Dollar auf freien Fu ß gesetzt – ein Umstand, den Bosch erstaunlich fand. Der Bericht gab den Zeitpunkt der Verhaftung mit 23.42 Uhr an. Das bedeutete, da ß Dance innerhalb von zwei Stunden und mitten in der Nacht einen Anwalt, zehn Prozent der Kaution in bar – 12.500 Dollar – sowie einen Kautionsmakler, der f ü r den Rest b ü rgte, aufgetrieben hatte.
Es kam nie zu einer Anklage gegen Dance. Laut der abgehefteten Entscheidung des zust ä ndigen Staatsanwalts, das Verfahren einzustellen, war nicht erwiesen, da ß Dance der Besitzer des Pappbechers im Rinnstein war.
Also keine Anklage wegen Besitzes. Die Anklage wegen Verkaufs fiel weg, da die Fahnder nicht gesehen hatten, wie Dance vom Stra ß endealer Geld erhalten hatte. Letzterer war siebzehn und hie ß Glenn Druzon. Er weigerte sich zuzugeben, da ß er den Ballon von Dance bekommen hatte. Im Gutachten des Staatsanwaltes war sogar vermerkt, da ß er bereit sei auszusagen, da ß der Ballon schon vor dem Einsteigen ins Auto in seinem Besitz gewesen sei. Falls er als Zeuge vor Gericht gerufen w ü rde, w ü rde er versichern, da ß er an Dance habe verkaufen wollen, aber Dance kein Interesse gehabt habe.
Die Anklagepunkte gegen Dance wurden fallengelassen; Druzon wurde wegen Besitzes angeklagt und erhielt sp ä ter eine Jugendstrafe auf Bew ä hrung.
Bosch sah von den Papieren auf und schaute aus dem Wagenfenster. Ein paar Stra ß enblocks weiter rechts erhob sich das kreisf ö rmige Geb ä ude des Filmregisseur-Verbandes aus Glas und Kupfer. Daneben konnte er gerade noch den Kopf des Marlboromanns auf der Reklametafel erkennen, die schon, solange er sich erinnern konnte, am Sunset Boulevard gestanden war. Zeit f ü r eine Zigarette.
Er nahm das Schreiben des Staatsanwaltes noch einmal in die Hand. Daran befestigt war ein Foto des blonden Dance, wie er f ü r den Erkennungsdienst in die Kamera grinste. Die meisten F ä lle endeten so, das wu ß te Bosch. Die kleinen Fische werden gefangen, die gro ß en zerrei ß en die Leine und schwimmen davon. Den Polizisten war klar, da ß sie f ü r den Drogenhandel einen St ö rfaktor darstellten, aber das Zeug nicht von der Stra ß e schaffen konnten. Sobald ein Dealer eingebuchtet wurde, ü bernahm ein anderer seinen Platz. Oder ein Anwalt holt ihn auf Kaution aus der Untersuchungshaft und ein Staatsanwalt mit einem Aktenschrank voll anh ä ngiger Verfahren l äß t ihn laufen. Das war einer der Gr ü nde, warum Bosch bei Mord blieb – das einzige Verbrechen, das noch ernst genommen wurde.
Aber selbst das ä nderte nichts.
Das Foto steckte sich Harry in die Tasche und schlo ß die Akte f ü rs erste. Die Festnahme von Dance besch ä ftigte ihn. Welchen Zusammenhang hatte Calexico Moore zwischen Dance und Jimmy Kapps gesehen, der ihn veranla ß te, die Sache f ü r Bosch in die Akte zu legen.
In seinem kleinen Notizbuch listete Bosch die Chronologie der Ereignisse auf:
9. Nov. Dance verhaftet
13. Nov. Jimmy Kapps tot
4. Dez. Treffen: Moore/Bosch
Er mu ß te zur ü ck ins Restaurant und Rickard eine Frage stellen . Bevor er ging, schlug er noch einmal die Akte auf. Eine Seite, einen weiteren Intelligence Report des Teams, hatte er noch nicht gelesen. Es handelte sich um die Zusammenfassung eines m ü ndlichen Berichts, den Moore von einem Agent der Bundesdrogenfahndung (DEA) erhalten hatte. Datiert war der Report vom 11. Dezember, was bedeutete, da ß Moore ihn eine Woche nach dem Treffen im Catalina abgefa ß t hatte.
Bosch fragte sich, was Moores Anfrage bei der DEA zu bedeuten hatte. Bei ihrem Treffen hatte er die Information zur ü ckgehalten, aber hinterher hatte er von der DEA Informationen erbeten. Anscheinend tanzte Moore auf zwei Hochzeiten. Oder er versuchte, Bosch den Fall auszuspannen und ihn selbst aufzukl ä
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