Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
vornehmen.«
» Nein, ich werde als bestallte Direktorin und Chef ä rztin meine Finger nicht davon lassen. Ich ü bernehme dann die speziellen F ä lle. Aber nach dem heutigen Tag wei ß ich nicht, ob ich die Stelle bekomme.«
Harry f ü hlte, da ß er auf ein unerfreuliches Thema angespielt hatte. Sie hing ihren Gedanken nach. Jetzt war vielleicht der richtige Zeitpunkt.
» Willst du dar ü ber reden? «
» Nein. Ich m ö chte, aber ich kann nicht, Harry. Ich vertraue dir, im Augenblick mu ß ich jedoch den Deckel drauf lassen.«
F ü r einem Moment lie ß er das Thema fallen. Sp ä ter konnte er noch mal darauf zur ü ckkommen, um zu erfahren, was bei der Autopsie falsch gelaufen war. Er zog sein Notizbuch aus der Jackentasche und legte es auf den Tisch.
» Okay, sprechen wir ü ber Juan Doe #67. «
Sie schob die Suppenschale beiseite und holte einen d ü nnen beigen Hefter aus ihrer ledernen Aktentasche.
» Das ist die Kopie.« Sie ö ffnete den Hefter. » Du kannst sie hinterher behalten. Ich habe Salazars Notizen und das restliche Material durchgelesen. Du wei ß t wohl, da ß er an mehrfachen Kopfverletzungen durch einen stumpfen Gegenstand gestorben ist. Die Hiebe zerschmetterten Stirn-, Scheitel- und Keilbein sowie die Sch ä delknochen der Augenh ö hle.«
Ohne aufzusehen, ber ü hrte sie beim Vorlesen ihren Kopf vorne, oben, an der Schl ä fe und am Rand des linken Auges.
» Jeder dieser Hiebe war t ö dlich. Zus ä tzlich wies die Leiche Abwehrverletzungen auf – das kannst du nachher lesen. Salazar hat aus zwei Kopfwunden Holzsplitter entfernt. Die Waffe wird wohl Ä hnlichkeit mit einem Baseballschl ä ger haben, ist aber nicht so breit. Eine enorme Schlagkraft. Etwas mit Hebelwirkung meiner Ansicht nach . Kein Stock. Gr öß er. Der Griff von einer Spitzhacke oder einem Spaten, vielleicht auch ein Billardstock. Aber das Holz war wahrscheinlich nicht besonders gegl ä ttet, da Salazar Splitter gefunden hat. Ich glaube nicht, da ß ein geschliffener und lackierter Billardstock Splitter hinterlassen w ü rde.«
Einen Moment lang studierte sie die Unterlagen.
» Noch etwas – ich wei ß nicht, ob Porter dir das berichtet hat. Er ist dort schon tot hingebracht worden. Todeszeit war mindestens sechs Stunden vor dem Auffinden der Leiche. Wenn man ber ü cksichtigt, wie viele Leute dort vorbeikommen, kann sie nicht mindestens sechs Stunden dort unentdeckt gelegen haben. Man mu ß sie hingeschafft haben.«
» Ja, das stand in seinen Notizen.«
» Gut.«
Sie bl ä tterte den Hefter durch, sah sich kurz die Autopsiefotos an und legte sie zur Seite.
» Ah, ja, hier ist es. Wir haben noch nicht die toxikologischen Resultate, aber die Farbe von Blut und Leber lassen darauf schlie ß en, da ß es nichts Besonderes gibt. Ich … das hei ß t Salazar r ä t nur, also nagel uns nicht darauf fest.«
Noch hatte er keine Notizen gemacht. Er nickte und steckte sich eine Zigarette an. Es schien sie nicht zu st ö ren. Bisher hatte sie sich noch nie beschwert. Allerdings hatte sie ihm einmal in der Gerichtsmedizin die Lunge eines Vierzigj ä hrigen vor die Nase gehalten, der drei Packungen pro Tag geraucht hatte. Sie sah aus wie ein alter, schwarzer Schuh, der unter einen Truck geraten war.
» Aber wie du wei ß t, machen wir routinem äß ig Abstriche und Analysen des Mageninhalts. Im Ohrenschmalz fanden wir braunen Staub, auch im Haar und unter den Fingern ä geln.«
Bosch mu ß te an Herointeer denken, ein Bestandteil von Schwarzem Eis.
» Heroin? «
» Nicht schlecht geraten, aber das war’s nicht.«
» Einfach brauner Staub? « Bosch begann sich Notizen zu machen.
» Ja, wir haben es auf Gleisstreifen unter dem Mikroskop untersucht, und soviel wir wissen, ist es Weizen. Pulverisierter Weizen.«
» Wie in M ü sli? Hatte er so was in den Ohren und Haaren? «
Ein Kellner mit wei ß em Hemd, schwarzer Krawatte und buschigem Schnurrbart kam mit einer perfekt verdrie ß lichen russischen Miene an ihren Tisch, um sich zu erkundigen, ob sie noch etwas bestellen wollten. Sein Blick fiel auf den Stapel Fotos, zuoberst das von Juan Doe #67, der nackt auf einem Nirostatisch lag. Teresa bedeckte es schnell mit dem Hefter, und Harry bestellte noch zwei Bier. Der Kellner entfernte sich wieder bed ä chtigen Schrittes.
» Irgendwelche Getreideflocken? « fragte Harry nach. » Wie die Kr ü mel in einer Cornflakes-Schachtel? «
» Nicht ganz. Aber halt den Vergleich mal fest. Ich geh’ weiter im Text. Am
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