Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
genug sterilen Fliegen ü berschwemmen k ö nnen.«
An dieser Stelle brach sie ab, aber Bosch kapierte immer noch nicht.
» Das ist wirklich faszinierend, Teresa. Aber gibt es irgendwann eine Pointe, oder willst du blo ß …«
» Kommt noch. H ö r erst einmal zu! Du bist Detective, und Detectives h ö ren zu. Mir hast du mal erz ä hlt, da ß man Morde aufkl ä rt, indem man Leute zum Reden bringt und ihnen zuh ö rt. Nun, ich bin beim Reden.«
Sich ergebend, hob er die H ä nde, und sie setzte ihren Vortrag fort.
» Die Larven, die das USDA aussetzt, werden im Larvenstadium gef ä rbt. Rosa, damit die sterilen von den nichtsterilen leichter zu unterscheiden sind, wenn die Fallen in den Orangenb ä umen ü berpr ü ft werden. Nachdem die Larven rosa gef ä rbt sind, werden sie bestrahlt, um sie unfruchtbar zu machen. Dann werden sie freigelassen.«
Harry folgte ihren Erkl ä rungen. Es begann interessant zu werden.
» Die zwei Tierchen, die wir bei Juan Doe #67 fanden, wurden von dem Entomologen mit folgendem Ergebnis untersucht.« Sie schlug eine Seite auf. » Die ausgewachsene Fliege, die sich im Magen des Verstorbenen befand, ist gef ä rbt und sterilisiert, weiblich. Wie ich sagte, werden circa dreihundert Millionen Exemplare jede Woche – Milliarden pro Jahr – ausgesetzt. Das lie ß darauf schlie ß en, da ß sie von unserem Opfer versehentlich verschluckt wurde, als er sich irgendwo in S ü dkalifornien aufhielt.«
» Das erleichtert die Suche «, sagte Bosch. » Was ist mit dem anderen Exemplar? «
» Bei der Larve ist es anders.« Sie l ä chelte wieder. » Dr. Braxton, so hei ß t der Fliegendoktor, hat festgestellt, da ß sie nach USDA-Richtlinien eingef ä rbt wurde. Aber sie war noch nicht bestrahlt – sterilisiert – worden, als sie unserem Juan Doe in die Nase stieg.«
Sie nahm die H ä nde wieder auseinander und lie ß die Arme an der Seite runterh ä ngen. Die Fakten lagen jetzt auf dem Tisch. Nun war der Zeitpunkt zum Spekulieren gekommen, und sie lie ß ihm den Vortritt.
» Also, in der Leiche ist eine sterilisierte Fliege und eine nicht-sterilisierte «, setzte Bosch an. » Von daher w ü rde ich darauf schlie ß en, da ß unser Mann sich kurz vor seinem Tod an dem Ort aufgehalten hat, wo diese Fliegen sterilisiert werden. Wo es Millionen dieser Fliegen gibt. Eine oder zwei k ö nnten in sein Essen gelangt sein. Oder er k ö nnte sie eingeatmet haben.«
Sie nickte.
» Und was ist mit dem Weizenstaub in den Ohren und Haaren? «
» Der Weizenstaub dient als Nahrung. Laut Braxton wird er beim Z ü chten als Nahrung verwendet.«
» Also mu ß ich herausfinden, wo sie diese sterilen Fliegen z ü chten. Vielleicht wissen sie etwas ü ber Juan Doe. Anscheinend war er in der Zucht besch ä ftigt.«
» Warum fragst du nicht mich, wo sie gez ü chtet werden? « fragte sie ihn verschmitzt.
» Also, Teresa, wo werden sie gez ü chtet? «
» Der Trick bei der Sache ist, da ß man sie dort z ü chtet, wo sie schon in der Natur vorkommen, damit es keine Probleme gibt, falls einmal welche entfliegen, bevor sie bestrahlt wurden.
Das USDA vergibt Vertr ä ge nur an Z ü chter in zwei Gebieten, Hawaii und Mexiko. In Hawaii gibt es drei Zuchtlabors auf Oahu. In Mexiko gibt es einen Z ü chter in der N ä he von Zihuatenejo, und der gr öß te von allen befindet sich nahe …«
» Mexicali.«
» Woher wei ß t du das, Harry? Hast du das schon l ä ngst gewu ß t und mich …«
» Ich habe geraten. Es pa ß t zu einem anderen Fall, den ich gerade bearbeite.«
Sie sah ihn seltsam an, und f ü r einen Moment bedauerte er, da ß er ihr den Spa ß verdorben hatte. Dann trank er sein Bier aus und sah sich nach dem zartbesaiteten Kellner um.
10
Mit ihrem Auto fuhren sie zurück zum Red Wind. Dort stieg er in seinen Wagen, und sie folgte ihm auf dem Weg von Downtown zu seinem Haus in den H ü geln. Sie wohnte in einer Eigentumswohnung in Hancock Park, was zwar n ä her gelegen war, aber sie hatte erkl ä rt, sie w ä re in der letzten Zeit zu oft zu Hause gesessen und wolle einmal wieder den Kojoten sehen oder h ö ren. Er durchschaute sie. Der wahre Grund, da ß es ihr leichter fiel, sich aus seinem Haus zu verdr ü cken, als ihn zu bitten zu gehen, wenn sie bei ihr waren.
Ihm machte es nichts aus. Tats ä chlich f ü hlte er sich nicht wohl in ihrer Wohnung. F ü r ihn war sie symptomatisch f ü r den Wandel in der Stadt. Ein gro ß r ä umiges Loft in einem historischen Wohnhaus im vierten
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