Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
heimlich hinter den Jalousien in seinem B ü ro hinunterschlang. Bosch hatte das R ä tsel gel ö st, nachdem er den Geruch identifiziert hatte, den Pounds um sich verbreitete. Der Lieutenant hatte die Angewohnheit, sich morgens mit Babypuder einzust ä uben, bevor er Hemd und Krawatte anzog – aber nachdem er schon die Hose anhatte.
Pounds sah von dem Report auf und sagte in geheuchelt beil ä ufigem Ton: » Wie sieht’s aus? Schon Fortschritte? «
Bosch l ä chelte beruhigend und nickte, ohne jedoch etwas zu sagen. Pounds sollte ruhig betteln.
» Also, was gibt’s? «
» Oh, einiges. Hast du heute etwas von Porter geh ö rt? «
» Porter? Nein, warum? Vergi ß ihn, Bosch. Er ist eine Flasche, er kann dir nicht helfen. Was hast du? Du hast keine Zwischenberichte abgegeben. Ich habe gerade die Ablage durchgesehen. Von dir war nichts dabei.«
» Ich hab’ zu tun. Im Fall Jimmy Kapps verfolge ich eine Spur, und ich habe die Leiche und eventuell den Tatort von Porters letztem Fall identifiziert. Ich bin nahe dran herauszufinden, wer es getan hat und warum. Vielleicht morgen. Ich werde das Wochenende durcharbeiten, wenn das okay ist.«
» Wunderbar. Mach soviel Ü berstunden, wie du brauchst. Ich werde sie genehmigen und heute noch das Formular daf ü r ausf ü llen.«
» Danke.«
» Aber warum jonglierst du mit zwei F ä llen? Warum konzentrierst du dich nicht auf den aussichtsreicheren? Wir m ü ssen noch einen Fall kl ä ren.«
» Ich glaube, die F ä lle sind miteinander verkn ü pft. Deshalb.«
» Bist du …« Pounds hielt seine Hand hoch, damit Bosch nichts sagen w ü rde. » Vielleicht gehen wir besser in mein B ü ro.«
Sobald er hinter dem mit einer Glasplatte abgedeckten Schreibtisch sa ß , begann Pounds wieder mit seinem Lineal zu spielen.
» Also, Harry. Was geht hier vor? «
Bosch w ü rde improvisieren m ü ssen. Er versuchte so zu klingen, als ob er schlagende Beweise f ü r alles h ä tte, was er vortrug. Tats ä chlich war es fast nur Spekulation und wenig Leim. Er setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Der Babypuder des Lieutenants war bis zu ihm hin zu riechen.
» Jimmy Kapps wurde aus Rache ermordet. Gestern erfuhr ich, da ß er einem Konkurrenten namens Dance die Polizei auf den Hals gehetzt hatte. Der verkaufte Schwarzes Eis auf der Stra ß e. Jimmy hatte was dagegen, weil er Eis aus Hawaii zum Renner machen wollte. Also hat er Dance an die BANG-Typen verpfiffen. Dance wurde verhaftet, aber der Staatsanwalt hat sp ä ter die Anklage mangels Beweisen fallen lassen. Dance kam frei. Vier Tage sp ä ter wurde Kapps erdrosselt.«
» Okay. H ö rt sich gut an. Dance ist also der Verd ä chtige? «
» Solange ich nicht einen besseren finde. Im Moment ist er von der Bildfl ä che verschwunden.«
» Gut. Und wie h ä ngt das mit dem Juan-Doe-Fall zusammen? «
» Laut DEA kommt das Schwarze Eis, das Dance verkaufte, aus Mexicali. Ich habe eine vorl ä ufige Identifizierung von der Polizei in Mexicali, da ß Juan Does Name Gutierrez ist und er von dort kommt.«
» Ein Drogenkurier? «
» M ö glicherweise. Ein paar Sachen passen nicht. Der Justizpolizei ist er als Tagel ö hner bekannt.«
» Vielleicht wollte er das gro ß e Geld machen wie so viele.«
» Vielleicht.«
» Und du glaubst, er wurde wiederum aus Rache f ü r Kapps ermordet? «
» Ist m ö glich.«
Pounds nickte. So weit, so gut, dachte Bosch. Ein paar Momente schwiegen sie beide. Endlich r ä usperte sich Pounds.
» Tolle Leistung f ü r zwei Tage, Harry. Sehr gut. Wie geht’s jetzt weiter? «
» Ich will mich hinter Dance klemmen und die Identifizierung von Juan Doe best ä tigt haben …« Er verstummte. Er war sich unsicher, wie weit er Pounds einweihen sollte. Auf alle F ä lle w ü rde er ihm nichts von seiner geplanten Fahrt nach Mexicali sagen.
» Dance ist verschwunden? «
» Das habe ich von einer Quelle. Ich bin nicht sicher. Dieses Wochenende werde ich nach ihm suchen.«
» Fein.«
Bosch entschlo ß sich, die T ü r etwas weiter zu ö ffnen.
» Es gibt noch ein paar andere Aspekte, wenn du das h ö ren willst. Es betrifft Cal Moore.«
Pounds legte das Lineal auf den Tisch, legte seine Arme ü bereinander und lehnte sich zur ü ck. Seine Haltung signalisierte Vorsicht. Sie betraten ein Gebiet, auf dem Karrieren permanenten Schaden erlitten.
» Bewegen wir uns hier nicht auf d ü nnem Eis? Moores Ermordung ist nicht unser Fall.«
» Ich m ö chte ihn auch nicht haben, Lieutenant. Ich
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