Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
noch nicht, ob Certs Pfefferminzpastillen sind oder Bonbons.«
Corvo rutschte vom Barhocker: » Sch ö ner Abend.«
» Hab dich nicht so, Corvo. Trink ein Bier und entspann dich.«
» Ich habe mich umgeh ö rt, bevor ich kam. Man hat mir gesagt, du bist ein Problemfall, dessen Karriere ins Schleudern geraten ist. Von RM nach Hollywood; n ä chste Station: Beifahrer in einem Wells-Fargo-Geldtransporter.«
» Nein, n ä chste Station ist Mexicali. Entweder tu ich das ganz naiv und zerrei ß dabei das Netz, das ihr um Zorillo gelegt habt, oder du sagst mir, was Sache ist.«
» Das kann ich dir sagen. Du wirst gar nichts dort tun. Nachdem ich hier gehe, mach’ ich einen Anruf, und dein Ausflug f ä llt aus.«
» Nachdem ich hier gehe, bin ich schon auf dem Weg dorthin, und es ist zu sp ä t, um mich aufzuhalten. Setz dich. Entschuldige, wenn ich mich wie ein Arschloch benommen habe. Das hab’ ich manchmal so an mir. Aber ich brauch’ euch, und ihr braucht mich.«
Corvo setzte sich immer noch nicht. » Was willst du tun? Auf die Ranch reiten, dir den Papst ü ber die Schulter werfen und hierher bringen? «
» Ja, so ungef ä hr.«
» Quatsch.«
» Eigentlich wei ß ich nicht, was ich tun werde. Ich werde sehen, wie es sich entwickelt. Vielleicht sehe ich den Papst nie. Vielleicht doch. Willst du das riskieren? «
Corvo setzte sich wieder auf den Hocker und bestellte beim Barkeeper das gleiche wie Bosch. Im Spiegel bemerkte Bosch eine lange, breite Narbe, die auf der rechten Seite Corvos Bart durchschnitt. Wenn er sich den Bart hatte wachsen lassen, um den violetten und rosa Wulst zu verbergen, hatte es keinen Erfolg gehabt. Andererseits wollte er das m ö glicherweise gar nicht. Die meisten DEA-Fahnder, die Bosch kannte oder mit denen er gearbeitet hatte, gefielen sich als Machos. Eine Narbe konnte dabei nicht schaden. Bluffen und den starken Mann markieren geh ö rte zum Handwerk. Narben wurden wie Tapferkeitsmedaillen getragen. Aber Bosch fragte sich, ob Corvo noch oft als Undercover-Agent t ä tig sein konnte mit einem so hervorstechenden Merkmal.
Nachdem der Barkeeper die Getr ä nke gebracht hatte, trank Corvo den Whiskey auf einen Zug aus, wie jemand, der das gewohnt war.
» Also «, sagte er. » Was willst du dort unten eigentlich? Und warum sollte ich dir trauen? «
Bosch dachte ü ber die Frage kurz nach.
» Weil ich euch Zorillo auf dem Tablett servieren kann.«
» Quatsch.«
Bosch sagte nichts. Er mu ß te erst einmal auf Corvos’ Spiel eingehen und ihm Stichworte geben. Wenn Corvo seine Nummer abgezogen h ä tte, k ö nnten sie miteinander reden. Eine der wenigen Sachen, die seiner Ansicht nach realistisch von Film und Fernsehen dargestellt wurden, war die eifers ü chtige und neidische Beziehung zwischen ö rtlichen Cops und den verschiedenen Bundesbeh ö rden. Eine Seite hielt sich immer f ü r besser, cleverer und qualifizierter. Und diese Seite irrte sich in der Regel.
» Okay «, sagte Corvo. » Ich bei ß ’ an. Was hast du zu bieten? «
» Bevor ich anfange, eine Frage. Wer bist du? Ich mein’, du sitzt hier oben in L. A. Warum hat Moore mit dir gesprochen? Wieso bist du der Zorillo-Experte? «
» Das sind schon zehn Fragen. Die einfache Antwort ist, da ß ich Ermittlungen in Mexicali leite, die gemeinsam von den Amtsstellen in Mexiko City und L. A. durchgef ü hrt werden. Mexicali liegt in der Mitte, und wir teilen uns den Fall. Mehr erf ä hrst du nicht, ehe ich nicht wei ß , ob es sich lohnt, mit dir zu reden. Schie ß los! «
Bosch berichtete ihm von Jimmy Kapps, Juan Doe und wie die Morde mit Dance, Moore und den Zorillo-Gesch ä ften zusammenhingen. Abschlie ß end erz ä hlte er ihm, da ß er von einer Quelle erfahren hatte, da ß sich Dance nach der Ermordung Moores nach Mexiko, wahrscheinlich nach Mexicali, abgesetzt hatte.
Corvo trank sein Bierglas aus und fragte: » Erkl ä r mir mal, warum du glaubst, da ß Juan Doe dort unten erschlagen wurde? Da ist n ä mlich ein Riesenloch in deiner Theorie. Und warum wurde die Leiche den ganzen Weg hierhergebracht? Das macht keinen Sinn.«
» Die Autopsie hat ergeben, da ß er acht Stunden, bevor ihn Moore gefunden hat, oder behauptet, ihn gefunden zu haben, ermordet wurde. Ergebnisse der Autopsie deuten auf Mexicali, das hei ß t auf einen bestimmten Ort in Mexicali. Meines Erachtens wollten sie ihn fortschaffen, um sicherzustellen, da ß diese Lokalit ä t nicht mit seinem Tod in Verbindung gebracht wurde. Nach L. A.
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