Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
Gustavo Grena, Direktor der Ermittlungsabteilung, Mexicali.«
» Captain Grena, bitte richten Sie Aguila aus, da ß er die Fotos morgen bekommt.«
» So schnell? «
» Ja. Sagen Sie ihm, da ß ich sie pers ö nlich bringen werde.«
» Detective Bosch, das ist nicht notwendig. Ich glaube …«
» Keine Ursache, Captain Grena «, unterbrach Bosch ihn. » Sagen Sie ihm, da ß ich am fr ü hen Nachmittag da sein werde, nicht sp ä ter.«
» Wie Sie wollen.«
Bosch bedankte sich und legte auf. Als er aufblickte, bemerkte er, da ß Pounds ihn durch die Glasscheibe ansah. Der Lieutenant hob einen Daumen und die Augenbrauen in hoffnungsvoller Erwartung. Bosch sah weg.
Ein Arbeiter, dachte Bosch. Fernal Guiterrez-Llosa war ein Tagel ö hner, der Jobs am Kreis bekam, was immer das sein mochte. Wie pa ß te er ins Puzzle. Vielleicht war er ein Muli, der Schwarzes Eis ü ber die Grenze schmuggelte. Vielleicht geh ö rte er jedoch gar nicht zur Schmuggelorganisation und war nur deshalb get ö tet worden, weil er irgendwo war, wo er nicht h ä tte sein sollen, oder weil er etwas gesehen hatte, was er nicht h ä tte sehen sollen.
Im Moment hielt Bosch nur Mosaiksteinchen in der Hand. Er brauchte etwas, was das Ganze zusammenhielt. Damals, als er seine goldene Detective-Dienstmarke erhalten hatte, arbeitete er mit einem Partner am Raubtisch in Van Nuys zusammen, der ihm anvertraute, da ß nicht die Fakten das Wichtigste bei einer Ermittlung waren, sondern der Leim. Und der bestand aus Instinkt, Vorstellungsverm ö gen, manchmal Raten und meistens aus Gl ü ck und Zufall.
Vor zwei N ä chten hatte Bosch in einem heruntergekommenen Hotelzimmer gestanden und aus dem, was er gesehen hatte, auf Selbstmord eines Polizisten geschlossen. Es war ein Irrtum gewesen. Er lie ß die Fakten zusammen mit den neuen Informationen Revue passieren und wu ß te, er hatte es mit der Ermordung eines Cops zu tun, die mit anderen Morden zusammenhing. Wenn Mexicali die Nabe des Rads war, dann war Moore der Bolzen, der das Rad festhielt.
In seinem Notizbuch sah er den Namen des DEA-Drogenfahnders nach, der auf dem Bericht stand, den Moore in der Zorillo-Akte abgeheftet hatte. Die Nummer des ö rtlichen DEA-B ü ros fand er in seiner Rollkartei. Nachdem er gew ä hlt und sich niemand am anderen Ende gemeldet hatte, bat Bosch, mit Corvo verbunden zu werden. Er wurde nach seinem Namen gefragt.
» Sag ihm, es ist der Geist von Calexico Moore.«
Eine Minute sp ä ter fragte eine Stimme: » Wer ist dort? «
» Corvo? «
» Identifizier dich, wenn du mit mir sprechen willst. Sonst lege ich auf.«
Bosch gab ihm seinen Namen.
» Was soll das Versteckspiel? «
» Schon gut. Wir m ü ssen uns treffen.«
» Du hast mir noch keinen Grund genannt.«
» Du willst einen Grund. Okay. Morgen fr ü h fahre ich nach Mexicali und kn ö pfe mir Zorillo vor. Ich k ö nnte Hilfe gebrauchen von jemandem, der sich auskennt. Du warst Cal Moores Quelle. Vielleicht hast du mir etwas zu sagen.«
» Wer sagt, da ß ich ihn ü berhaupt kannte.«
» Du hast meinen Anruf angenommen, oder nicht? Du hast auch DEA-Informationen an Moore weitergegeben. Das wei ß ich von ihm.«
» Bosch, ich war sieben Jahre Undercover-Agent. Du willst mich bluffen? Nee, nee. Versuch’s mal bei den Achtball-Dealern auf dem Hollywood Boulevard. Die fallen vielleicht drauf rein.«
» Pa ß auf, um sieben Uhr bin ich im Code Seven, in der hinteren Bar. Danach geht’s Richtung S ü den. Es ist deine Wahl. Wenn du da bist, bist du da.«
» Wie erkenne ich dich, falls ich kommen sollte? «
» La ß das meine Sorge sein. Ich werde dich sicher als den Typ erkennen, der sich immer noch f ü r einen Undercover-Agenten h ä lt.«
Nachdem er aufgelegt hatte, sah Harry wieder auf und entdeckte Pounds, der sich in die N ä he des Mordtisches geschlichen hatte und in den neuesten Gewaltverbrechensreport vertieft war. Die Zahl dieser Verbrechen stieg st ä rker als die allgemeine Quote. Das bedeutete, da ß nicht allein mehr Verbrechen ver ü bt wurden, sondern die Verbrecher noch dazu gewaltt ä tiger wurden. Bosch bemerkte auf dem oberen Teil der Hose des Lieutenants wei ß en Staub, der dort ö fter zu sehen und Anla ß f ü r wilde Spekulationen und Witze war. Einige Detektive meinten, da ß er Kokain schniefte und sich dabei einsaute. Diese Theorie war besonders komisch, da Pounds den Redemptoristen angeh ö rte. Andere glaubten, da ß der mysteri ö se Staub von den Doughnuts stammte, die er
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