Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
Leute, die es ü ber die Grenze brachten. F ü r eine Lieferung zahlte er den armen Schluckern mehr, als sie sonst in f ü nf Jahren verdienten.«
Bosch dachte ü ber die Versuchung nach. Viel Geld f ü r ein relativ geringes Risiko. Selbst die, die geschnappt wurden, sa ß en nicht lange im Gef ä ngnis.
» Es war ein logischer Schritt vom Herointeer zu Schwarzem Eis. Zorillo ist Unternehmer. Was den Drogenkonsum insgesamt angeht, steckt er noch in den Kinderschuhen. Aber wir glauben, da ß er den Markt in den USA bereits beherrscht. Schwarzes Eis taucht ü berall auf: New York, Seattle, Chicago, in allen gro ß en St ä dten. Wor ü ber ihr in L. A. gestolpert seid, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Wir glauben, da ß seine Mulis aus den Barrios immer noch Heroin schmuggeln. Aber Eis ist der Wachstumsmarkt, und er wei ß es. Er konzentriert sich mehr und mehr darauf und wird Hawaii vom Markt dr ä ngen. Seine Betriebskosten sind gering, und er verkauft sein Zeug zwanzig Dollar unter dem Preis von Hawaii-Eis oder Glass, oder wie sie es sonst noch nennen m ö gen. Au ß erdem ist sein Stoff besser. Er wirft die Hawaiianer auf dem Festland aus dem Rennen. Wenn die Nachfrage dann steigt – so schnell wie bei Crack in den Achtzigern –, erh ö ht er die Preise und hat praktisch ein Monopol, bis die anderen aufholen.
Er operiert wie diese Schiffe mit einem Zehn-Meilen-Schleppnetz. Zuerst legt er es in einem gro ß en Bogen aus und dann zieht er den Fang an Bord.«
» Unternehmer «, warf Bosch ein, um etwas zu sagen.
» Ja, so w ü rde ich ihn bezeichnen. Erinnerst du dich, wie der Grenzschutz vor einigen Jahren in Arizona einen Tunnel entdeckte, der von einem Lagerhaus in Mexiko zu einem Lagerhaus in den USA verlief – bei Nogales? Wir nehmen an, da ß er einer der Investoren war. Wahrscheinlich war es seine Idee.«
» Aber letztendlich habt ihr ihn nie erwischt.«
» Jedesmal, wenn wir nahe dran waren, kam jemand um. Als Unternehmer ist er wohl ziemlich gewaltt ä tig.«
Bosch sah Moores Leiche in dem schmuddeligen Motelbadezimmer vor sich. Hatte er versucht, an Zorillo heranzukommen?
» Zorillo hat Beziehungen zur eMe « , fuhr Corvo fort. » Man sagt, er kann ermorden lassen, wen er will, wo er will. Anscheinend gab es in den siebziger Jahren blutige Bandenkriege um die Kontrolle der Schmugglerpfade. Zorillo ist daraus als Sieger hervorgegangen. Danach hat er die Barrios unter seiner F ü hrung vereinigt. Aber vorher war sein Klan der m ä chtigste, die Heiligen und die S ü nder. Viele eMe -Mitglieder stammen daher.«
Die eMe war die mexikanische Mafia, eine Latino-Gang, die die meisten mexikanischen und kalifornischen Gef ä ngnisse unter ihrer Kontrolle hatte. Bosch wu ß te nicht viel ü ber sie und hatte kaum F ä lle, die Mitglieder betrafen. Bekannt war ihm, da ß Loyalit ä t mit Gewalt erzwungen wurde. Verst öß e wurden mit dem Tod bestraft.
» Woher wei ß t du das alles? « fragte er.
»Ü ber die Jahre von Spitzeln zusammengetragen. Von denen, die noch lebten, um dar ü ber sprechen zu k ö nnen. Wir haben ein ganzes Buch ü ber unseren Freund, den Papst. Zum Beispiel h ä ngt in einem B ü ro auf der Ranch ein Elvis-Portr ä t auf Samt.«
» Hatte sein Barrio ein Zeichen? «
» Was meinst du mit Zeichen? «
» Ein Symbol.«
» Der Teufel. Mit einem Heiligenschein.«
Bosch trank sein Bier aus und sah sich in der Bar um. Er entdeckte einen Staatsanwalt, von dem er wu ß te, da ß er zu einem Team geh ö rte, das Untersuchungen ü ber den Schu ß waffengebrauch von Polizisten ungepr ü ft abstempelte. Er sa ß alleine an seinem Tisch bei einem Martini. Ein paar der Polizisten, die an den anderen Tischen sa ß en, kannte Bosch. Alle waren Dinosaurier, alle rauchten. Er wollte irgendwo hin, wo er ü ber die Neuigkeit nachdenken konnte. Teufel mit Heiligenschein. Die T ä towierung auf Moores Arm. Er kam aus dem gleichen Barrio wie Zorillo. Harry f ü hlte, wie sein Adrenalinspiegel stieg.
» Wie setz’ ich mich mit Ramos in Verbindung? «
» Er wird zu dir kommen. Wo ü bernachtest du? «
» Keine Ahnung.«
» Steig im De Anza in Calexico ab. Es ist sicherer auf unserer Seite. Das Wasser ist ebenfalls besser.«
» Okay, ich werd’ dort sein.«
» Noch eins. Du kannst keine Waffe mit r ü bernehmen. Es ist zwar leicht; du h ä ltst einfach an der Grenze deine Dienstmarke hoch, und niemand wird im Kofferraum nachsehen. Aber sollte dort unten etwas passieren, werden sie gleich
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