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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Eingangshalle des Fuentes Legal Centers, einem achtstöckigen Bürogebäude, in dem sich ausschließlich Anwaltskanzleien befanden. Die meisten Mieter waren Strafverteidiger oder Anwälte, die häufig im Gerichtssaal zu tun hatten. Sie hatten sich in diesem unauffälligen, wenn nicht ja häßlichen Gebäude niedergelassen, weil es nur einen Block vom Kriminalgericht und nur anderthalb Block vom Bundesgericht entfernt war.
    Bosch wußte das alles, weil Belk es ihm an dem Tag erzählt hatte, als sie zu Honey Chandlers Büro im Fuentes Legal Center gegangen waren. Sie hatte Bosch zu einer anwaltlichen Zeugenvernehmung im Church-Fall vorgeladen.
    Sein unwohles Gefühl schlug ihm jetzt voll auf den Magen, als er an der Tür des Hung Jurys vorbei in die Lobby des Fuentes Center ging. Er kannte den Grundriß der Bar; nach der Vernehmung durch Chandler hatte er hier noch ein Bier und einen Schnaps getrunken. Man konnte auch von der Eingangshalle in die Bar gelangen. Er stieß die Eingangstüre des Gebäudes auf und begab sich in eine Nische, in der sich zwei Münzfernsprecher und die Türen zu den Toiletten befanden. Er näherte sich der Ecke und sah vorsichtig zur Bar.
    Eine Musikbox, die Bosch nicht sehen konnte, spielte Sinatras »Summer Wind«, und eine Bardame mit hochaufgetürmter Perücke und Geldscheinen zwischen den Fingern – Zehner, Fünfer, Einer – brachte vier Anwälten, die vorne saßen, eine Runde Martinis. Der Barkeeper war im schummrigen Licht über die Theke gebeugt, rauchte und las den Hollywood Reporter. Wahrscheinlich ein Schauspieler, Drehbuchschreibers oder Agent, wenn er nicht an der Bar arbeitete. Wer hatte in dieser Stadt nichts mit dem Film zu tun?
    Als der Barkeeper sich weiter nach vorne lehnte, um seine Zigarette in einem Aschenbecher auszudrücken, sah Bosch Edgar am anderen Ende der Bar vor einem Bier sitzen. Ein Streichholz leuchtete auf und Bosch beobachtete, wie Honey Chandler sich eine Zigarette ansteckte und das Streichholz in einen Aschenbecher fallen ließ, der neben einem Drink stand, der nach einer Bloody Mary aussah.
    Bosch zog sich in die Nische zurück, außer Sicht.
     
    Er wartete neben einem Zeitungsstand aus Sperrholz, der an der Ecke von Hill und First Street auf dem Bürgersteig stand und für die Nacht verschlossen und verriegelt war. Allmählich wurde es dunkel, und die Laternen gingen an. Bosch verbrachte seine Zeit damit, Bettler und vorbeikommende Prostituierte abzuwimmeln, die noch einen Geschäftsmann beglücken wollten, bevor sie sich nach Hollywood zur härteren Nachtschicht aufmachten.
    Als Edgar aus dem Hung Jury herauskam, hatte Bosch zu seinen Füßen einen beträchtlichen Haufen Kippen angesammelt. Er schnippte die Zigarette, die er gerade rauchte, auf die Straße und versteckte sich an der Seite des Kiosks, um nicht von Edgar gesehen zu werden. Von Chandler keine Spur. Er nahm jedoch an, daß sie die Bar durch die Lobby verlassen hatte und in die Garage zu ihrem Auto gegangen war. Edgar hatte wohl aus guten Gründen abgelehnt, von ihr am Parkplatz des Parker Centers abgesetzt zu werden.
    Als Edgar vorbeiging, trat Bosch hinter ihm hervor.
    »Jerry, wo stehste?«
    Edgar zuckte zusammen, als hätte ihm jemand einen Eiswürfel in den Nacken gedrückt, und fuhr herum.
    »Harry? Was machst du … He, willst du einen trinken gehen. Das hatte ich gerade vor.«
    Bosch ließ ihn einen Moment dastehen und zappeln, bevor er sagte: »Du hattest schon einen Drink.«
    »Was meinst du?«
    Bosch ging einen Schritt auf ihn zu. Edgar schien wirklich Angst zu haben.
    »Du weißt, was ich meine. Ein Bier für dich, stimmt’s? Und eine Bloody Mary für die Lady.«
    »Hör zu, Harry, ich …«
    »Nenn mich nicht so. Nenn mich nie wieder Harry. Verstanden? Wenn du mit mir sprechen willst, nenn mich Bosch. So nennen mich die Leute, die nicht meine Freunde sind, die Leute, denen ich nicht traue.«
    »Dürfte ich es erklären? Har… äh, gib mir die Gelegenheit.«
    »Was gibt’s da zu erklären? Du hast mich gefickt. Da gibt’s nichts zu erklären. Was hast du ihr heute abend erzählt? Einen vollständigen Bericht über unsere Besprechung in Irvings Büro? Ich glaube nicht, daß sie das noch braucht, Kollege. Der Schaden ist schon angerichtet.«
    »Nein, sie ist schon lange weg. Ich bin noch alleine dort geblieben und habe darüber nachgedacht, wie ich aus der Situation wieder rauskomme. Ich habe ihr nicht das Geringste von dem heutigen Treffen gesagt. Harry, ich …«
    Bosch

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