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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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reagieren sie. Manchmal brechen sie zusammen, manchmal schlagen sie los. Nach dem, was ich jetzt über den Fall weiß, möchte ich, daß Mora beschattet wird, selbst wenn er nur seine Post von draußen reinholt.«
    Alle saßen schweigend da. Auch Rollenberger, der wegen seines letzten Fauxpas eingeschüchtert schien.
    »Okay dann. Sie haben Ihre Aufgaben. Sheehan, Opelt, Observierung. Bosch, Sie werden erst fest eingeteilt, wenn der Prozeß vorbei ist. Edgar, Sie suchen nach der Überlebenden und überprüfen Mora, wenn Sie Zeit haben. Aber nicht so, daß er davon erfährt.«
    »Er ist geschieden«, sagte Bosch. »Er wurde geschieden, kurz bevor die Fahndungsgruppe zusammengestellt wurde.«
    »Gut, fangen Sie da an. Gehen Sie zum Gericht und lassen Sie sich die Scheidungspapiere geben. Wer weiß, vielleicht haben wir Glück und seine Frau hat ihn verlassen, weil er sie als Puppe bemalt hat. Der Fall war bisher schwierig genug; wir könnten einen Glückstreffer gebrauchen.«
    Irving blickte jedem Mann in der Runde nacheinander ins Gesicht.
    »Die Polizei kann sich bei diesem Fall enorm blamieren. Aber ich will nicht, daß jemand falsche Rücksicht nimmt. Stellen Sie sich den Ermittlungen nicht in den Weg … Okay, jeder hat seine Aufgabe. Machen Sie sich an die Arbeit. Bis auf Detective Bosch können alle gehen.«
    Als die anderen den Raum verließen, glaubte Bosch auf Rollenbergers Gesicht Enttäuschung zu erkennen, daß er nicht in einer Privataudienz Irving den Arsch küssen durfte.
    Nachdem die Tür wieder geschlossen war, schwieg Bosch einen Moment, während er sich im Kopf zurechtlegte, was er sagen wollte. Während seiner Dienstzeit war ihm Irving immer wieder in einer disziplinierenden Rolle begegnet, hatte versucht, ihn unter Kontrolle zu bringen und ihn zur Herde zurückzuführen. Bosch hatte sich immer gesträubt. Es war nichts Persönliches. Es war einfach nicht sein Stil.
    Er hätte Bosch im Regen stehen lassen können, hatte es aber nicht getan. Allerdings könnte und würde Bosch sich nicht dafür bedanken. Also saßen sie schweigend da und warteten.
    »Gute Arbeit, Detective. Obwohl sie den Prozeß und noch mehr am Hals haben.«
    Bosch nickte, aber verstand nicht, worauf Irving hinauswollte.
    »Hm, deswegen habe ich Sie hierbehalten. Der Prozeß. Ich wollte – wie soll ich’s ausdrücken – Ihnen sagen, bitte entschuldigen Sie den Ausdruck, daß es mich einen Scheiß interessiert, was die Jury beschließt oder wieviel Geld sie den Leuten geben. Die Geschworenen haben keine Ahnung, was es heißt, da draußen am Rande den Abgrunds zu operieren, Entscheidungen zu treffen, die Leben kosten oder retten. Sie konnten sich nicht eine Woche Zeit nehmen für eine Entscheidung, die Sie in einer Sekunde fällen mußten.«
    Bosch überlegte, was er sagen könnte, und das Schweigen zog sich zu sehr in die Länge.
    »Egal«, sagte Irving endlich. »Ich habe vier Jahre gebraucht, um zu diesem Schluß zu kommen. Aber besser spät als nie.«
    »Vielleicht könnten Sie mein Plädoyer übernehmen.«
    Irvings Gesicht verzog sich, die muskulösen Kiefer verspannten sich, als würde er gerade eine kalte Portion Sauerkraut herunterschlingen.
    »Fangen Sie nicht damit an. Ich meine, was macht die Stadt bloß. Die städtische Rechtsabteilung ist ein Trainingslager für angehende Anwälte, und der Steuerzahler zahlt die Kosten. Wir bekommen diese Greenhorns, diese blutigen Anfänger, die überhaupt nichts von Prozeßführung verstehen. Sie lernen aus den Fehlern, die sie auf unsere Kosten machen. Wenn sie endlich wissen, wo der Hase langläuft, kündigen sie und führen dann Prozesse gegen uns.«
    Bosch hatte Irving noch nie so erregt gesehen. Es war, als hätte er seine unbewegliche dienstliche Maske abgelegt. Harry war wie gebannt.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Irving, »ich kann mich manchmal nicht bremsen. Trotzdem viel Glück mit der Jury, aber machen Sie sich deswegen keine Sorgen.«
    Bosch sagte nichts.
    »Wissen Sie, Bosch, nach einer halben Stunde mit Lieutenant Rollenberger in einem Raum, kann ich mich kaum noch selbst im Spiegel ansehen. Ich frage mich, was aus der Polizei wird. Er repräsentiert nicht das Los Angeles Police Department, bei dem ich oder Sie angefangen haben. Er ist ein guter Manager, das bin ich auch. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß wir Cops sind …«
    Bosch wußte nicht, was oder ob er etwas sagen sollte. Irving schwafelte geradezu, als ob er etwas sagen wollte, aber es dann doch lieber

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