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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Sachen an, strich sich die Haare glatt und verließ das Schlafzimmer. Sie saß am Küchentisch und hielt das drahtlose Telefon in der Hand. Mit dem Finger zeichnete sie Kreise auf den Tisch. Er hatte sich nicht geirrt, sie weinte.
    »Was ist?« flüsterte er.
    Sie hielt die Hand hoch, er sollte sie nicht unterbrechen. Er tat es nicht, er beobachtete sie nur am Telefon.
    »Ich werde da sein, Mrs. Fontenot. Sie müssen mir nur Bescheid sagen, wo und wann es ist … Ja … Ja, ich werde es tun. Noch einmal, mein tiefstes Beileid, es tut mir so weh. Beatrice war ein wundervolles Mädchen und eine hervorragende Schülerin. Ich war sehr stolz auf sie. Mein Gott …«
    Tränen schossen ihr in die Augen, als sie auflegte. Bosch ging zu ihr und legte ihr die Hand in den Nacken.
    »Eine Schülerin?«
    »Beatrice Fontenot.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie ist tot.«
    Er beugte sich zu ihr hinab und hielt sie in den Armen. Sie weinte.
    »Diese Stadt …« begann sie und brach ab. »Sie hat die Hausarbeit geschrieben, die ich dir vor ein paar Tagen vorgelesen habe. Über Der Tag der Heuschrecke. «
    Bosch erinnerte sich. Sylvia hatte gesagt, daß sie sich wegen des Mädchens Sorgen machte. Er wollte etwas sagen, aber er wußte, daß es nichts zu sagen gab. Diese Stadt. Das schien alles zu sagen.
     
    Sie verbrachten den Tag mit Hausarbeiten und Saubermachen. Bosch holte die verkohlten Holzscheite aus dem Kamin und ging dann zu Sylvia in den Garten, die dort Unkraut jätete und Blumen für einen Strauß abschnitt, den sie Mrs. Fontenot bringen wollte.
    Sie arbeiteten nebeneinander, Sylvia sprach jedoch wenig. Ab und zu brachte sie einen Satz heraus. Sie sagte, ein paar Leute wären auf der Normandie Avenue vorbeigefahren und hätten aus dem Auto geschossen. Es sei gestern abend passiert, und man habe das Mädchen ins Martin-Luther-King-Hospital gebracht, wo man festgestellt hätte, daß sie gehirntot sei. Am Morgen habe man die Maschinen abgestellt und dann die Organe für Verpflanzungen freigegeben.
    Später am Nachmittag ging sie in die Küche und machte ein Sandwich mit Eiersalat und eins mit Thunfisch. Sie schnitt sie in der Mitte durch und sie aßen von jedem eine Hälfte. Er machte Eistee und legte Orangenscheiben in die Gläser. Sie erklärte, daß sie nach den riesigen Steaks am gestrigen Abend nie mehr Fleisch essen wolle. Es war der einzige Versuch an diesem Tag, etwas Witziges zu sagen, aber niemand lächelte. Sie stellte die Teller danach ins Becken, aber spülte sie nicht ab. Statt dessen drehte sie sich um, lehnte sich gegen die Arbeitsfläche und starrte auf den Boden.
    »Mrs. Fontenot sagte, die Beerdigung sei irgendwann in der nächsten Woche, wahrscheinlich Mittwoch. Ich glaube, ich werde die Klasse mitbringen. Mit einem Bus.«
    »Das wäre sehr schön. Die Familie wird das zu schätzen wissen.«
    »Ihre zwei älteren Brüder sind Dealer. Sie hat mir erzählt, daß sie mit Crack handeln.«
    Er sagte nichts. Wahrscheinlich war das der Grund für ihren Tod. Seit dem Waffenstillstand zwischen den Bloods und den Crips war der Straßenhandel in South Central nicht mehr so straff organisiert, und die Verkaufsterritorien waren ständig umkämpft. Es kam fast jeden Tag vor, daß jemand aus dem Auto auf unschuldige Passanten schoß.
    »Ich glaube, ich frage ihre Mutter, ob ich Beatrices Buchreport vorlesen kann. Bei der Totenmesse oder hinterher. Vielleicht begreifen sie dann, wen sie verloren haben.«
    »Wahrscheinlich wissen sie es schon.«
    »Ja.«
    »Willst du dich nicht etwas hinlegen, versuchen zu schlafen?«
    »Ja, ich glaube, das werde ich tun. Was wirst du machen?«
    »Ich habe ein paar Sachen zu erledigen. Einige Anrufe. Sylvia, ich werde heute abend weg müssen. Hoffentlich nicht für lange. Ich werde so schnell wie möglich zurückkommen.«
    »Ich werde schon zurechtkommen, Harry.«
    »Gut.«
     
    Bosch schaute um vier ins Schlafzimmer, und sie schlief fest.
    Er sah, daß das Kissen an einer Stelle feucht vom Weinen war.
    Dann ging er über den Flur zu ihrem Arbeitszimmer, in dem auch ein Telefon war. Er schloß die Tür, damit sie nicht gestört wurde.
    Als erstes rief er das Revier an der siebenundsiebzigsten Straße an. Er ließ sich mit dem Mord-Tisch verbinden, und ein Detective Hanks nahm ab. Er nannte keinen Vornamen, und Bosch kannte ihn nicht. Bosch stellte sich vor und fragte nach dem Fontenot-Fall.
    »Hast du irgend was damit zu tun, Bosch? Hollywood hast du gesagt?«
    »Ja, Hollywood. Aber ich habe

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