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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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der Verdachtsperson unterrichtet. Heute nacht werde ich länger bleiben. Ich habe so ein Gefühl.«
    »Was für ein Gefühl?«
    »Heute nacht geht’s los, Bosch.«
     
    Bosch weckte Sylvia um fünf auf und massierte ihr sanft eine halbe Stunde lang den Rücken und den Hals. Danach stand sie auf und duschte. Ihre Augen sahen immer noch verschlafen aus, als sie ins Wohnzimmer kam. Sie trug ihr graues T-shirt-Kleid aus Baumwolle. Ihre blonden Haare hatte sie hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    »Wann mußt du gehen?«
    »Bald.«
    Sie fragte ihn nicht, wohin er fuhr oder weswegen. Und er sagte es ihr nicht von sich aus.
    »Soll ich dir Suppe machen oder etwas anderes?« fragte er.
    »Nein, ich brauche nichts. Ich hab keinen Hunger.«
    Das Telefon klingelte und Harry ging zum Apparat in der Küche. Es war eine Reporterin von der Times, die die Nummer von Mrs. Fontenot erhalten hatte. Sie wollte mit Sylvia über Beatrice sprechen.
    »Worüber?« fragte Bosch.
    »Nun, Mrs. Fontenot hat mir erzählt, daß Mrs. Moore so gut von ihrer Tochter gesprochen hätte. Wir wollen einen größeren Artikel bringen, weil Beatrice so ein nettes Mädchen war. Ich dachte, Mrs. Moore würde etwas beisteuern wollen.«
    Bosch sagte ihr, sie solle warten, und ging zu Sylvia. Er erzählte ihr von der Journalistin, und Sylvia sagte sofort, daß sie über das Mädchen sprechen wollte.
    Sie blieb fünfzehn Minuten am Telefon. Während sie sprach, ging Bosch nach draußen zu seinem Wagen und schaltete den Rover auf Symplex Fünf, der Frequenz der Stadtwerke ein. Er hörte nichts.
    Er drückte auf die Sendetaste und sagte: »Team Eins?«
    Ein paar Sekunden vergingen, und er wollte es gerade wieder versuchen, als Sheehans Stimme zu vernehmen war.
    »Wer ist da?«
    »Bosch.«
    »Worum geht’s?«
    »Was macht der Verdächtige?«
    Als nächstes kam Rollenbergers Stimme, die Sheehans überdeckte.
    »Hier Team Leiter. Bitte benutzen Sie Ihre Codenamen, wenn Sie auf Sendung sind.«
    Bosch grinste. Der Typ war ein Arschloch.
    »Leiter des Teams, was ist mein Codename?«
    »Sie sind Team Sechs, hier Team Leiter, Ende.«
    »Roger, Traum-Leiter.«
    »Wiederholen Sie.«
    »Wiederholen Sie.«
    »Ihr letzter Funkspruch, Team Fünf, wie lautete er?«
    Rollenbergers Stimme klang frustriert. Bosch lächelte. Er hörte ein klickendes Geräusch über Funk und wußte, es war Sheehan, der vor Freude auf die Sendetaste hämmerte.
    »Ich habe gefragt, wer in meinem Team ist.«
    »Team Sechs, Sie sind im Moment solo.«.
    »Sollte ich dann nicht eine andere Bezeichnung haben, Team Leiter. Vielleicht Solo Sechs.«
    »Bo … hm, Team Sechs, bitte gehen Sie nur auf Sendung, wenn Sie Information benötigen oder etwas mitteilen wollen.«
    »Roger!«
    Bosch legte das Funkgerät einen Moment hin und lachte. Er hatte Tränen in den Augen, als ihm aufging, daß er viel zu laut über etwas lachte, das allenfalls leicht amüsant war. Wahrscheinlich entlud sich die im Laufe den Tages angestaute Spannung. Er griff wieder nach dem Rover und rief Sheehan.
    »Team Eins, ist die Verdachtsperson unterwegs?«
    »Ich bestätige, Solo … ich meine, Team Sechs.«
    »Wo ist er?«
    »Er ist Code Sieben im Ling’s Wings Ecke Hollywood Boulevard und Cherokee Avenue.«
    Mora aß in einem Fast-Food-Restaurant. Bosch wußte, daß ihm das nicht genug Zeit für das ließ, was er geplant hatte, – besonders da es eine halbe Stunde mit dem Auto nach Hollywood war.
    »Team Eins, wie sieht’s aus? Bleibt er heute abend draußen?«
    »Sieht gut aus. Sieht nach einem Zug durch die Gemeinde aus.«
    »Bis später.«
    »Roger.«
    Er bemerkte, daß Sylvia wieder geweint hatte, als er hineinging. Aber ihre Verfassung schien besser geworden zu sein. Vielleicht hatte sie es hinter sich, den anfänglichen Schmerz und die erste Wut. Sie saß am Küchentisch und trank heißen Tee.
    »Willst du eine Tasse, Harry?«
    »Nein, danke. Ich muß jetzt gehen.«
    »Okay.«
    »Was hast du ihr erzählt, der Reporterin?«
    »Ich habe ihr alles erzählt, was mir einfiel. Ich hoffe, sie schreibt einen guten Artikel.«
    »Meistens tun sie das.«
    Anscheinend hatte Hanks der Journalistin nichts von dem Buch gesagt, das das Mädchen gelesen hatte. Hätte er es erwähnt, hätte sie sicher Sylvia um einen Kommentar gebeten. Er begriff, daß Sylvias Stärke zurückkehrte, weil sie über das Mädchen gesprochen hatte. Es hatte ihn immer fasziniert, wie sehr Frauen sprechen wollten, um ein wahres Bild von der Person zu

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