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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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tun sollst.«
    Bosch fuhr mit dem Magneten über die Oberkante des Videobandes.
    »Steck es rein, damit wir das Ergebnis sehen«, befahl ihm Mora.
    »Okay, Ray. Was du willst.«
    Bosch steckte die Kassette in den Videorecorder und drückte auf die Abspieltaste. Auf dem Bildschirm flimmerte Schnee, und Bosch wurde von dem grauen, matten Licht eingehüllt. Er drückte auf die Schnellspieltaste, und das Flimmern setzte sich fort. Das Band war gelöscht.
    »Gut«, sagte Mora, »das sollte alles sein. Das war das letzte Band.«
    »Keine Beweisstücke, Ray. Du bist aus allem raus.«
    »Aber du wirst es wissen, Harry. Und du wirst es ihnen sagen, nicht wahr? Ich werde es nie hinter mich bringen. Also sag verdammt noch mal nicht, daß ich aus allem raus bin. Jeder wird es wissen.«
    Bosch erwiderte nichts. Einen Moment später glaubte er den Fußboden knarren zu hören. Als Mora wieder sprach, stand er dicht hinter ihm.
    »Ich geb dir mal einen Tip, Harry … Niemand auf dieser Welt ist, was er vorgibt zu sein. Niemand. Nicht, wenn er hinter verschlossener Tür in seinen eigenen vier Wänden ist. Und niemand kennt den anderen, ganz egal was die Leute denken … Man kann allenfalls hoffen, sich selbst zu kennen. Und manchmal, wenn man das tut und sein wahres Selbst sieht, muß man sich abwenden.«
    Bosch hörte mehrere Sekunden nichts. Er schaute weiter auf den Bildschirm und glaubte im Schnee Schemen zu erkennen, die sich bildeten und wieder auflösten. Das graublaue Flimmern verursachte ein Brennen in seinen Augen und irgendwo in seinem Schädel entwickelten sich Kopfschmerzen. Er hoffte, er würde noch lange genug leben, um sie zu bekommen.
    »Du warst immer ein guter Kumpel, Harry. Ich …«
    Vom Flur her kam ein Geräusch, dann ein Ruf.
    »Mora!«
    Es war Sheehans Stimme. Gleich darauf war das Zimmer voll erleuchtet. Bosch konnte das Geräusch mehrerer Füße auf dem Holzfußboden hören, ein Schrei von Mora und dann das Krachen, wie dieser zu Boden ging, als sich jemand auf ihn warf. Bosch ließ die Sendetaste des Rovers los und warf sich zur Seite, außer Gefahr. In diesem Moment explodierte ein Schuß, der in dem Raum lauter zu hallen schien als alles, was er je gehört hatte.

28
    Sowie Bosch den Funkkanal freigegeben hatte, meldete sich Rollenberger.
    »Bosch! Sheehan … Team Eins! Was ist dort los. Was ist … melden Sie sich sofort.«
    Nachdem ein langer Augenblick vergangen war, antwortete Bosch ruhig: »Hier ist Sechs. Team Leiter, begeben Sie sich bitte zur Zwanzig der Verdachtsperson.«
    »Sein Haus? Was … Hat es einen Schußwechsel gegeben?«
    »Team Leiter, geben Sie bitte den Funkkanal frei. An alle Einsatzkräfte der Fahndungsgruppe, der Befehl, sich am Dome zu sammeln, ist aufgehoben. Alle Einheiten sind bis auf weiteres Zehn-Sieben. Team Fünf, bist du da?«
    »Fünf«, meldete sich Edgar.
    »Fünf, könntest du mich an der Zwanzig der Verdachtsperson treffen?«
    »Bin schon auf dem Wege.«
    »Sechs, Ende.«
    Bosch schaltete sein Funkgerät ab, bevor sich Rollenberger wieder melden konnte.
     
    Der Lieutenant brauchte eine halbe Stunde, um von der Kommandozentrale im Parker Center zur Sierra Bonita Avenue zu fahren. Als er eintraf, befand Edgar sich schon dort, und man hatte einen Plan gemacht. Bosch öffnete die Tür in dem Moment, als Rollenberger den Eingang erreichte. Sein Gesicht war gerötet.
    »Okay, Bosch, was zum Teufel geht hier vor? Sie hatten nicht die Erlaubnis meinen Einsatzbefehl zu widerrufen.«
    »Ich dachte, je weniger Leute im Bilde sind, desto besser. Ich habe Edgar angefordert. Das reicht meines Erachtens aus, um mit der Situation fertig zu werden. Auf diese Weise würden nicht so viele …«
    »Was wissen, Bosch? Mit welcher Situation fertig werden? Was geht hier vor?«
    Bosch schaute ihn einen Moment an, bevor er ihm mit ruhiger Stimme antwortete. »Einer der Männer unter Ihrem Kommando hat eine illegale Hausdurchsuchung bei dem Verdächtigen durchgeführt. Er wurde dabei überrascht, als die Verdachtsperson sich der von Ihnen geleiteten Observierung entziehen konnte. Das geht hier vor.«
    Seine Worte trafen Rollenberger wie ein Schlag ins Gesicht.
    »Sind Sie verrückt, Bosch? Wo ist das Telefon? Ich will …«
    »Wenn Sie Chief Irving anrufen, werden Sie nie wieder eine Fahndungsgruppe leiten. Sie werden eine ganze Menge Dinge nicht mehr tun.«
    »Bullshit! Ich hatte nichts damit zu tun. Sie haben Ihre Extratouren gemacht und wurden mit dem Finger im Honigtopf erwischt. Wo

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