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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Ohne Wenn und Aber.«
    »Was geschah mit Detective Bosch wegen seines Übertretens von Dienstvorschriften beim Erschießen des unbewaffneten Norman Church?«
    »Er wurde für eine Dienstperiode suspendiert und als Detective zum Hollywood-Revier versetzt.«
    »Im Klartext heißt das, er wurde für einen Monat vom Dienst suspendiert, von seiner Stelle in der Eliteabteilung Raub-Mord degradiert und nach Hollywood geschickt.«
    »Wenn Sie es so ausdrücken wollen.«
    Chandler schlug ein Blatt auf ihrem Block um.
    »Chief, wenn man kein Make-up im Badezimmer gefunden hätte sowie keinen Beweis, der widerlegt hätte, daß Norman Church nichts weiter war als ein einsamer Mann, der eine Prostituierte in sein Apartment mitnahm, wäre Harry Bosch dann noch bei der Polizei? Wäre er wegen des Todes dieses Mannes angeklagt worden?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihre Frage verstehe.«
    »Ich frage Sie, ob die angeblichen Beweisstücke, die eine Beziehung zwischen Mr. Church und den Morden herstellten, Detective Bosch’ Rettung waren? Retteten sie nicht nur seinen Job, sondern bewahrten sie ihn nicht auch vor einem Strafverfahren?«
    Belk stand auf, um Einspruch zu erheben, und begab sich dann zum Pult.
    »Sie fordert wieder von ihm zu spekulieren, Euer Ehren. Er kann nicht sagen, was bei einem komplizierten Zusammentreffen von Umständen passiert wäre – Umständen, die nicht vorlagen.«
    Richter Keyes faltete seine Hände und lehnte sich in seinem Sessel zum Nachdenken zurück. Abrupt beugte er sich dann wieder zum Mikrofon.
    »Ms. Chandler ist dabei, die Grundlagen für die Behauptung zu legen, daß die Beweisstücke in dem Apartment fabriziert waren. Ich sage nicht, ob sie das überzeugend macht oder nicht. Aber da das ihre Intention ist, kann man die Frage beantworten. Ich lasse sie zu.«
    Nach einigem Nachdenken sagte Irving schließlich: »Ich kann die Frage nicht beantworten. Ich weiß nicht, was passiert wäre.«

11
    Während der zehnminütigen Pause, die auf Irvings Aussage folgte, schaffte Bosch es, zwei Zigaretten zu rauchen. Im Kreuzverhör hatte Belk nur einige Fragen gestellt, aber der Schaden, den Chandler angerichtet hatte, war irreparabel.
    Chandler hatte den heutigen Tag dazu verwendet, bei den Geschworenen Zweifel hinsichtlich Church und Bosch zu erwecken. Das Alibi für den elften Mord eröffnete die Möglichkeit, daß Church unschuldig war. Und jetzt hatte sie ein Motiv für Bosch aufgedeckt: Rache für einen dreißig Jahre zurückliegenden Mord. Am Ende des Prozesses würde ihre Saat aufgehen.
    Ihm ging durch den Kopf, was Chandler über seine Mutter gesagt hatte. Hatte sie etwa recht? Er hatte nie bewußt darüber nachgedacht. Er war da, der Gedanke an Rache. Irgendwo verborgen, zusammen mit den verblaßten Erinnerungen an seine Mutter. Aber er hatte ihn nie ins Bewußtsein geholt und untersucht. Warum war er in jener Nacht allein losgefahren? Warum hatte er nicht einen der anderen zur Unterstützung angefordert – Mora oder irgendeinen der ihm unterstellten Fahnder?
    Bosch hatte sich selbst und allen anderen immer versichert, er hätte so gehandelt, weil er der Nutte nicht geglaubt hatte. Inzwischen war es seine eigene Story, die er bezweifelte.
    Bosch war so tief in Gedanken versunken, daß er erst merkte, daß Chandler nach draußen gekommen war, als sie ihr Feuerzeug anmachte. Er drehte sich um und starrte sie an.
    »Ich werde nicht lange bleiben«, sagte sie. »Nur eine halbe Zigarette.«
    »Ist mir egal.«
    Er hatte die zweite Zigarette fast aufgeraucht.
    »Wer kommt als nächster?«
    »Locke.«
    Der Psychologe von der University of Southern California. Bosch nickte. Allerdings fiel ihm sofort auf, daß sie damit von ihrem Strickmuster abwich. Es sei denn, sie betrachtete Locke als freundlichen Zeugen.
    »Nun, Sie sind ziemlich erfolgreich«, sagte Bosch. »Nicht, daß ich Ihnen das sagen müßte.«
    »Nein, das ist nicht nötig.«
    »Vielleicht gewinnen Sie sogar … Wahrscheinlich werden Sie gewinnen. Aber letztendlich täuschen Sie sich in mich.«
    »Tu ich das? Und nicht Sie?«
    »Nein. Ich kenne mich … Doch, ja.«
    »Ich muß gehen.«
    Sie drückte die Zigarette aus, die noch nicht einmal halb geraucht war. Tommy Faraway würde sich freuen.
     
    Dr. John Locke war ein Mann mit grauem Vollbart, Glatze und Brille, dem nur noch eine Pfeife fehlte, um das gängige Klischee eines Universitätsprofessors und Sexualwissenschaftlers zu vervollständigen. Er sagte aus, daß er der

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