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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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durchzugehen. Dies ist ein Verfahren, das einen Mörder betrifft, der noch nicht einmal in Dr. Lockes Buch erwähnt wird. Ich kenne das Buch. Norman Church wird darin nicht erwähnt.«
    »Ms. Chandler?« fragte Richter Keyes.
    »Euer Ehren, Mr. Belk hat recht bezüglich des Buchs. Es handelt von sadistischen Sexualmördern. Norman Church kommt nicht darin vor. Die Bedeutung des Buchs für dieses Verfahren wird mit den nächsten Fragen klar werden. Meines Erachtens weiß Mr. Belk, worauf ich hinauswill, und erhebt deshalb Einspruch.«
    »Nun, Mr. Belk, ich glaube, Sie hätten vor zehn Minuten Einspruch erheben sollen. Wir sind schon zu weit, um jetzt abzubrechen. Außerdem haben Sie recht, es ist wirklich faszinierend. Machen Sie weiter, Ms. Chandler. Der Einspruch wird abgelehnt.«
    Belk ließ sich auf seinen Stuhl plumpsen und flüsterte Bosch zu: »Er bumst sie, eine andere Möglichkeit gibt es nicht.« Die Bemerkung war gerade laut genug, daß Chandler sie auch mitbekommen konnte, der Richter jedoch nicht. Falls die Anwältin es gehört hatte, ließ sie es sich nicht anmerken.
    »Danke, Euer Ehren«, sagte sie. »Dr. Locke, es stimmt, was Mr. Belk und ich sagten, daß Norman Church nicht Teil Ihrer Studie war, nicht wahr?«
    »Ja, das ist korrekt.«
    »Wann erschien das Buch?«
    »Erst im letzten Jahr.«
    »Das war also drei Jahre nach Ende des Puppenmacher-Falls.«
    »Ja.«
    »Nun, Sie haben in der Fahndungsgruppe mitgearbeitet und waren offensichtlich mit den Verbrechen vertraut. Warum haben Sie Norman Church nicht in Ihre Untersuchung aufgenommen. Er würde sich dafür direkt anbieten, wie es scheint.«
    »Das ist sicher der erste Eindruck. Aber erst einmal ist Norman Church tot, und ich wollte Leute, die lebten und kooperativ waren. Natürlich sollten sie sich im Gefängnis befinden. Ich brauchte Personen, die ich befragen konnte.«
    »Aber von den fünf Individuen, über die Sie schreiben, lebten nur noch vier. War nicht der fünfte, ein Mann namens Alan Karps, in Texas hingerichtet worden, bevor Sie Ihr Buch begannen? Warum nahmen Sie nicht Norman Church?«
    »Weil Karps als Erwachsener den größten Teil seines Lebens hinter Gittern verbrachte. Es gab Unmengen von öffentlich zugänglichem Material über seine Behandlung und psychiatrische Diagnose. Im Fall von Church war nichts vorhanden. Er war nie zuvor aufgefallen. Er war untypisch.«
    Chandler schaute auf ihren gelben Anwaltsblock und blätterte eine Seite um. Ihr Treffer schwebte wie eine Rauchwolke im stillen Gerichtssaal.
    »Aber Sie haben immerhin Voruntersuchungen über Church angestellt, nicht wahr.«
    Locke zögerte, bevor er antwortete.
    »Ja, ich habe erste Erkundigungen eingeholt. Das beschränkte sich darauf, daß ich mit der Familie Kontakt aufnahm und seine Frau fragte, ob ich sie befragen könnte. Sie lehnte ab. Da der Mann selbst tot war und keine relevanten Unterlagen über ihn existierten – außer dem Material über die Morde selbst, das ich schon kannte –, habe ich die Sache nicht weiterverfolgt und mich für Karps in Texas entschieden.«
    Bosch sah, wie Chandler mehrere Fragen auf ihrem Block durchstrich und einige Seiten zu einer neuen Gruppe Fragen weiterblätterte. Er schätzte, daß sie sich ein anderes Ziel aufs Korn nahm.
    Sie sagte: »Während Sie mit der Fahndungsgruppe zusammenarbeiteten, entwarfen Sie ein Täterprofil des Mörders. Korrekt.«
    »Ja«, sagte Locke gedehnt und setzte sich auf dem Stuhl gerade. Er wußte, was jetzt kam.
    »Worauf basierte es?«
    »Wir analysierten die Tatorte sowie die Art und Weise, wie die Opfer umgebracht wurden, mit unseren – manchmal geringen – Kenntnissen der Triebtäterpsychologie. Ich filterte bestimmte Eigenschaften heraus, von denen ich glaubte, daß Sie den Täter beschrieben. Ungeschminkt.«
    Niemand lachte. Bosch sah sich um. Die Zuschauerbänke füllten sich mehr und mehr. Wahrscheinlich lief hier die beste Show im Gebäude, vielleicht in der ganzen Stadt.
    »Sie waren nicht gerade erfolgreich, oder? Das heißt, falls Norman Church der Puppenmacher ist.«
    »Nein, nicht sehr erfolgreich. Aber das kann vorkommen. Man muß recht viel raten. Es zeigt allerdings nicht so sehr, daß ich mich geirrt habe, sondern eher, wie wenig wir von anderen Menschen wissen. Dieser Mann fiel niemandem – außer natürlich den Opfern – mit seinem Verhalten im geringsten auf bis zu der Nacht, als er erschossen wurde.«
    »Sie drücken sich aus, als stehe es fest, daß Norman Church der

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