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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bedacht.«
    McCaleb nickte. Er wusste mehr, als er sich anmerken ließ.
    »Pounds war doch der Typ, der Ihnen die Sache mit Gunn vermasselt hat«, sagte er. »Der, den Sie durchs Fenster gestoßen haben.«
    »Genau der.«
    Bosch ließ den Kopf sinken und schüttelte ihn vor Selbstekel.
    »Hatte Tafero an diesem Tag Dienst?«
    »Tafero? Keine Ahnung, wahrscheinlich.«
    »Kam es darauf nicht zu einer Untersuchung durch die Dienstaufsicht? Mit schriftlichen Zeugenaussagen?«
    »Ja, aber die habe ich mir nicht näher angesehen. Ich meine, ich habe den Typen vor versammelter Mannschaft durch ein Fenster gestoßen. Ich hatte nicht vor, das abzustreiten?«
    »Und dann – etwa einen Monat später – wird Pounds oben in den Hügel in einem Tunnel tot aufgefunden.«
    »Im Griffith Park, ja.«
    »Und der Fall wurde noch nicht zu den Akten gelegt …«
    Bosch nickte.
    »Rein technisch nicht.«
    »Das haben Sie schon mal gesagt. Was heißt das konkret?«
    »Es heißt, der Fall wurde zwar nicht zu den Akten gelegt, aber es arbeitet niemand mehr daran. Beim LAPD gibt es eine spezielle Bezeichnung für solche Fälle, für Fälle, von denen sie lieber die Finger lassen. Das sind die, die unter ›durch andere Umstände als eine Festnahme abgeschlossen‹ geführt werden.«
    »Und Sie kennen diese Umstände?«
    Bosch trank seine zweite Flasche aus, schob sie zur Seite und stellte eine frische vor sich hin.
    »Sie trinken ja gar nichts«, sagte er.
    »Sie trinken genug für uns beide. Kennen Sie diese Umstände?«
    Bosch beugte sich vor.
    »Also, McCaleb, ich erzähle Ihnen jetzt was, was nur wenige Leute wissen, ja?«
    McCaleb nickte. Er beging nicht den Fehler, jetzt eine Frage zu stellen. Er würde Bosch einfach reden lassen.
    »Wegen dieser Fenstergeschichte wurde ich vom Dienst suspendiert. Als ich es satt bekam, zu Hause rumzuhocken und die Wände anzustieren, fing ich an, zu einem alten Fall Ermittlungen anzustellen. Ein kalter Fall. Ein Mordfall. Ich ging der Sache auf eigene Faust nach und befand mich plötzlich in einer Sackgasse, die zu ein paar sehr mächtigen Leuten führte. Aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt ja keine Dienstmarke, keinen offiziellen Status. Deshalb gab ich mich ein paarmal, wenn ich mit jemand telefonierte, als Pounds aus. Sie wissen schon, damit nicht rauskam, was ich machte.«
    »Wenn sie rausgefunden hätten, dass Sie trotz Ihrer Suspendierung an einem Fall gearbeitet haben, wäre alles nur noch schlimmer für Sie geworden.«
    »Genau. Deshalb gab ich mich als Pounds aus, wenn ich verschiedene, wie ich dachte, harmlose Routineanrufe machte. Doch dann rief eines Abends jemand Pounds an und sagte ihm, sie hätten was für ihn, irgendwelche wichtigen Informationen. Er fuhr zum vereinbarten Treffpunkt. Allein. Danach wurde er dann in diesem Tunnel gefunden. Er war ziemlich übel zugerichtet. Als ob sie ihn gefoltert hätten. Nur dass er ihre Fragen nicht beantworten konnte, weil er der falsche Mann war. Ich war derjenige, der sich als Pounds ausgegeben hatte. Ich war derjenige, auf den sie es abgesehen hatten.«
    Bosch ließ das Kinn auf die Brust sinken und schwieg eine Weile.
    »Ich bin schuld an seinem Tod«, sagte er, ohne aufzublicken. »Pounds war ein Riesenarschloch, aber er wurde meinetwegen umgebracht.«
    Plötzlich riss Bosch den Kopf hoch und trank aus seiner Flasche. Seine Augen, sah McCaleb, waren dunkel und glänzend. Sie wirkten müde.
    »Ist es das, was Sie wissen wollten, Terry? Hilft Ihnen das weiter?«
    McCaleb nickte.
    »Wie viel von all dem wusste Tafero?«
    »Nichts.«
    »Besteht die Möglichkeit, dass er dachte, Sie hätten Pounds an besagtem Abend dorthin bestellt?«
    »Auszuschließen ist es jedenfalls nicht. Es gab Leute, die das dachten und wahrscheinlich immer noch denken. Aber warum wollen Sie das alles so genau wissen? Was hat das mit Gunn zu tun?«
    McCaleb nahm einen ersten langen Schluck von seinem Bier. Es war kalt und er spürte die Kühle in seiner Brust. Er stellte die Flasche ab und entschied, dass es Zeit wurde, Bosch etwas zurückzugeben.
    »Diese Geschichte mit Tafero interessiert mich deshalb so genau, weil ich wissen will, was seine Gründe und Motive sein könnten. Ich habe – noch – für nichts irgendwelche Beweise, aber ich glaube, Tafero hat Gunn umgebracht. In Storeys Auftrag. Um es Ihnen anzuhängen.«
    »Jetzt hören Sie –«
    »Das Ganze war perfekt inszeniert. Der Tatort ist die Verbindung zu dem Maler Hieronymus Bosch, der Maler ist als Ihr

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