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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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seiner Ermordung dennoch irgendwelche Geräusche entstanden sein sollten, wurden sie vermutlich vom Lärm der Silvesterfeier übertönt, die ein Mieter in der Wohnung direkt unter der Gunns veranstaltet hatte. Die Party hatte sich bis weit in die frühen Morgenstunden des ersten Januar hineingezogen. Laut Aussagen mehrerer vernommener Partygäste war Gunn weder auf der Party gewesen noch zu ihr eingeladen worden.
    Bei einer Umfrage in der Nachbarschaft, die sich vorwiegend aus kleinen Mietshäusern ähnlich den Grand Royale Apartments zusammensetzte, fand die Polizei keine Zeugen, die sich erinnern konnten, Gunn in den Tagen vor seiner Ermordung gesehen zu haben.
    Alles deutete darauf hin, dass der Mörder zu Gunn gekommen war. Die Tatsache, dass Türen und Fenster der Wohnung unbeschädigt waren, legte den Schluss nahe, dass kein Einbruch erfolgt war und Gunn seinen Mörder vermutlich kannte. In der Hoffnung, vielleicht auf einen Verdächtigen zu stoßen, vernahmen deshalb Winston und Mintz alle Arbeitskollegen und Bekannten Gunns sowie jeden Hausbewohner und jede Person, die an der Silvesterfeier teilgenommen hatten. Ohne Erfolg.
    Auf der Suche nach einem möglichen finanziellen Motiv überprüften sie auch sämtliche Bankunterlagen des Opfers, ohne jedoch auf irgendetwas Brauchbares zu stoßen. Gunn hatte keine feste Anstellung, sondern hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Meistens trieb er sich vor einem Farben- und Einrichtungsgeschäft am Beverly Boulevard herum, um dessen Kunden seine Dienste anzubieten. Er lebte mehr oder weniger von der Hand in den Mund und arbeitete immer nur gerade so viel, dass er die Miete und den kleinen Pick-up bezahlen konnte, mit dem er Material und Arbeitsgerät beförderte.
    Gunns einzige noch lebende Verwandte war eine Schwester, die in Long Beach wohnte. Er hatte sie mehr als ein Jahr vor seinem Tod nicht mehr gesehen, hatte sie aber am Abend vor seinem Tod aus der Arrestzelle der Hollywood Division des LAPD angerufen. Dort war er nach seiner Festnahme wegen Trunkenheit am Steuer festgehalten worden. Die Schwester sagte aus, sie habe ihrem Bruder klargemacht, dass sie ihm nicht mehr helfen und die Kaution für ihn stellen könne. Danach habe sie einfach aufgehängt. Und sie konnte den Ermittlern keine brauchbaren Hinweise auf mögliche Gründe für seine Ermordung geben.
    Der Zwischenfall, dessentwegen Gunn vor sechs Jahren verhaftet worden war, wurde noch einmal einer gründlichen Überprüfung unterzogen. Gunn hatte in einem Motelzimmer am Sunset Boulevard eine Prostituierte getötet. Laut seinen eigenen Aussagen, die in einem von der Hollywood Division des LAPD zur Verfügung gestellten Bericht festgehalten waren, hatte er die Frau mit ihrem eigenen Messer erstochen, nachdem sie ihn damit anzugreifen und auszurauben versucht hatte. Es gab zwar geringfügige Abweichungen zwischen den Indizien und der Aussage, die Gunn bei seiner Verhaftung durch zwei Streifenpolizisten gemacht hatte, aber sie reichten nicht aus, um die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn erheben zu lassen. Am Ende wurde der Fall widerstrebend als Notwehr deklariert und zu den Akten gelegt.
    McCaleb stellte fest, dass der Detective, der die Ermittlungen geleitet hatte, Harry Bosch gewesen war. Vor Jahren hatte McCaleb einmal mit Bosch an einem Fall gearbeitet, an den er immer noch oft zurückdachte. Bosch hatte sich zwar manchmal unfreundlich und verschlossen gezeigt, war aber dennoch ein fähiger Polizist gewesen, mit Intuition und Instinkt und allem, was sonst noch einen guten Ermittler ausmachte. Man konnte sogar sagen, dass die emotionale Belastung, die der Fall für sie beide bedeutet hatte, eine Art innerer Verbundenheit in ihnen geweckt hatte. Damit er nicht vergaß, Bosch anzurufen und ihn zu fragen, ob ihm noch etwas zum Fall Gunn einfiel, schrieb McCaleb Boschs Namen in sein Notizbuch.
    Dann wandte er sich wieder den Resümees zu. Aufgrund der Tatsache, dass Gunn schon einmal in Zusammenhang mit einer Prostituierten straffällig geworden war, hatten Winston und Mintz als Nächstes die Telefonunterlagen des Mordopfers sowie alle Scheck- und Kreditkartenkäufe nach Hinweisen durchkämmt, ob er weiter mit Prostituierten verkehrt haben könnte. Ohne Erfolg. Sie waren drei Nächte lang mit einem Team von der Sitte des LAPD auf dem Sunset Boulevard unterwegs und vernahmen zahlreiche Straßenmädchen. Aber keine gab zu, den Mann auf den Fotos, die die Detectives von Gunns Schwester zur Verfügung

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