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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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fremde Hilfe zurückgreifen.«
    McCaleb nickte.
    »So in etwa.«
    Er blickte auf seinen Chili Dog hinab und wünschte, er hätte Messer und Gabel.
    »Was haben Sie denn? Wir hätten hier ja nicht hergehen müssen.«
    »Ach, nichts. Ich habe nur gerade gedacht: Wäre kein Wunder, wenn ich nach den Pfannkuchen im Dupar’s und diesem Ding da spätestens beim Abendessen wieder ein neues Herz brauche.«
    »Wenn Sie Ihrem Herzen den Rest geben wollen, dann krönen Sie Ihren nächsten Besuch im Dupar’s mit einem Zwischenstopp im Bob’s Donuts. Gleich im Farmer’s Market. Mit extradicker Glasur. Nach ein paar von diesen Kalorienbomben können Sie richtig spüren, wie sich Ihre Arterien verhärten und abbrechen wie Eiszapfen. Sie haben noch keinen Verdächtigen, stimmt’s?«
    »Ja. Sie tappen total im Dunkeln.«
    »Und wieso plötzlich Ihr Interesse an der Sache?«
    »Da geht es mir wie Jaye. Irgendetwas ist mit dem Fall. Wir glauben, der Kerl, der es war, fängt vielleicht gerade erst an.«
    Bosch nickte bloß. Er hatte den Mund voll.
    McCaleb taxierte ihn. Sein Haar war kürzer, als er es in Erinnerung hatte. Grauer, aber das war zu erwarten. Den Schnurrbart und die Augen hatte er immer noch. Sie erinnerten ihn an die von Graciela, so dunkel, dass die Grenze zwischen Iris und Pupille fast nicht zu erkennen war. Aber Boschs Augen waren müde und dennoch ständig in Bewegung, wachsam. Er saß leicht vorgebeugt da, wie in ständiger Sprungbereitschaft. McCaleb fiel ein, dass Bosch schon immer etwas von einer gespannten Feder gehabt hatte. Er hatte das Gefühl, als könnte bei Bosch der Zeiger jederzeit und aus jedem beliebigen Anlass in den roten Bereich ausschlagen.
    Der Detective holte eine Sonnenbrille aus seiner Anzugjacke und setzte sie auf. McCaleb fragte sich, ob er das tat, weil er gemerkt hatte, dass er taxiert wurde. Er beugte sich vor, hob seinen Chili Dog hoch und nahm endlich einen ersten Bissen. Er schmeckte gleichzeitig köstlich und tödlich. Dann legte er die tropfende Sauerei auf den Pappteller zurück und wischte sich an der Serviette die Hand ab.
    »Dann erzählen Sie mir von Gunn. Sie haben gesagt, er war ein Stück Dreck. Was sonst noch?«
    »Was sonst noch? Das ist eigentlich schon alles. Er war skrupellos. Benutzte Frauen, kaufte Frauen. Er hat das Mädchen in diesem Motelzimmer ermordet, das ist für mich überhaupt keine Frage.«
    »Aber die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren eingestellt.«
    »Tja. Gunn hat auf Notwehr plädiert. Er hat zwar ein paar Dinge gesagt, die nicht so ganz zusammengepasst haben, aber für eine Anklage hat es nicht gereicht. Er hat auf Notwehr plädiert und es gab nicht genug, um es vor Gericht anzufechten. Also haben sie das Verfahren eingestellt, Ende der Vorstellung, weiter zum nächsten Fall.«
    »Wusste er, dass Sie ihm nicht geglaubt haben?«
    »Aber klar doch. Natürlich wusste er das.«
    »Haben Sie versucht, ihn auszuquetschen?«
    Bosch bedachte McCaleb mit einem Blick, den dieser sogar durch die Sonnenbrille mitbekam. Die letzte Frage rührte an Boschs Integrität als Ermittler.
    »Ich meine«, fügte McCaleb deshalb rasch hinzu, »was ist passiert, als Sie versucht haben, ihn auszuquetschen?«
    »Wenn Sie’s genau wissen wollen: Dazu sind wir eigentlich gar nicht gekommen. Es gab da nämlich ein kleines Problem. Dazu müssen Sie wissen, wir hatten an sich schon alles genauestens geplant. Wir lieferten ihn ein und brachten ihn in einen der Räume. Mein Partner und ich hatten vor, ihn dort erst mal eine Weile schmoren zu lassen, damit er in Ruhe über alles nachdenken konnte. Wir wollten in der Zwischenzeit den ganzen Schreibkram erledigen, alles festhalten und ihn uns dann vorknöpfen, versuchen, eine Schwachstelle in seiner Geschichte zu finden. Dazu bekamen wir aber keine Gelegenheit mehr. Jedenfalls keine gescheite mehr.«
    » Wieso? Was ist passiert?«
    »Ich und Edgar, das ist mein Partner – Jerry Edgar, wir gingen den Flur runter, um uns einen Kaffee zu holen und über unser weiteres Vorgehen zu sprechen. In der Zwischenzeit sieht allerdings unser Lieutenant Gunn im Verhörraum sitzen. Hat keine Ahnung, was der Kerl dort zu suchen hat, und meint deshalb, er müsste zu ihm reingehen und ihn auf seine Rechte aufmerksam machen.«
    Obwohl der Vorfall sechs Jahre zurücklag, konnte McCaleb sehen, wie sich Wut in Boschs Gesicht ausbreitete.
    »Dazu müssen Sie wissen, Gunn war als Zeuge und scheinbares Opfer des Verbrechens eingeliefert worden. Er

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