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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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behauptete, sie hätte ihn mit dem Messer angegriffen und er hätte sie dann damit getötet. Deshalb brauchten wir ihn nicht auf seine Rechte aufmerksam machen. Unser Plan sah folgendermaßen aus: Wir wollten zu ihm reingehen, seine Geschichte zerpflücken und ihn dazu bringen, sich in Widersprüche zu verwickeln. Sobald uns das gelungen wäre, hätten wir ihn auf seine Rechte aufmerksam gemacht. Aber dieser Idiot von Lieutenant wusste davon nichts und marschierte einfach zu ihm rein und machte den Kerl auf seine Rechte aufmerksam. Danach konnten wir das Ganze natürlich vergessen. Er wusste, dass wir es auf ihn abgesehen hatten, und verlangte prompt einen Anwalt, als wir wieder zu ihm reinkamen.«
    Bosch sah kopfschüttelnd auf die Straße hinaus. McCaleb folgte seinem Blick. Auf der anderen Seite des Victory Boulevard flatterten auf dem Gelände eines Gebrauchtwagenhändlers rote, weiße und blaue Wimpel im Wind. Für McCaleb war Van Nuys immer gleichbedeutend mit Autos. Sie waren überall, Neu- und Gebrauchtwagen.
    »Und was haben Sie zu dem Lieutenant gesagt?«, fragte er.
    »Gesagt? Nichts habe ich gesagt. Ich habe ihn nur durch das Fenster seines Büros geschoben. Damit habe ich mir eine Suspendierung eingehandelt – unfreiwilliger Urlaub wegen Überarbeitung. Jerry Edgar ging mit dem Fall zur Staatsanwaltschaft und die blieben eine Weile darauf sitzen, bevor sie ihn schließlich einstellten.«
    Bosch nickte. Sein Blick ruhte auf seinem leeren Pappteller.
    »Irgendwie habe ich das Ganze verbockt«, fügte er schließlich hinzu. »Ja, ich hab’s verbockt.«
    McCaleb wartete einen Moment, bevor er etwas sagte. Ein Windstoß wehte Boschs Teller vom Tisch und der Detective beobachtete, wie er zwischen den anderen Tischen dahintrudelte. Er machte keine Anstalten, ihm hinterherzurennen.
    »Arbeiten Sie immer noch unter diesem Lieutenant?«
    »Nein. Nicht allzu lange nach dieser Geschichte ist er eines Abends von zu Hause noch irgendwohin gefahren und nicht mehr zurückgekommen. Sie haben ihn oben im Griffith Park in dem Tunnel beim Observatorium in seinem Auto gefunden.«
    »Wie? Er hat sich umgebracht?«
    »Nein. Das hat ihm jemand abgenommen. Der Fall ist noch offen. Rein technisch.«
    Bosch sah ihn wieder an. McCaleb senkte den Blick und stellte fest, dass Boschs Krawattenclip aus einem Paar winziger silberner Handschellen bestand.
    »Was kann ich Ihnen sonst noch erzählen?«, sagte Bosch. »Nichts davon hatte was mit Gunn zu tun. Er war nur ein Haar in der Suppe – wobei die Suppe der Blödsinn ist, der sich Rechtssystem nennt.«
    »Hört sich nicht so an, als hätten Sie viel Zeit gehabt, sich mit Gunns Background zu befassen.«
    »Gar keine, wenn Sie’s genau wissen wollen. Alles, was ich Ihnen erzählt habe, hat sich in einem Zeitraum von acht oder neun Stunden abgespielt. Danach, nach diesem kleinen Ausraster, wurde mir der Fall entzogen und der Typ durfte nach Hause gehen.«
    »Aber Sie haben nicht lockergelassen. Jaye hat mir erzählt, Sie haben ihn an dem Abend, bevor er selbst ermordet wurde, in der Ausnüchterungszelle besucht.«
    »Ja, er wurde bei einer Routinekontrolle hopsgenommen, als er am Sunset auf Nuttenschau war. Sie haben ihn in die Ausnüchterungszelle gesteckt und mich angerufen. Darauf bin ich hingefahren, um ihn mir vorzuknöpfen, ihm vielleicht ein bisschen auf den Zahn fühlen, ob er irgendwas ausspuckt. Aber der Kerl war sturzbesoffen, lag in seiner eigenen Kotze auf dem Boden. So war das also. Man könnte sagen, wir haben nicht kommuniziert.«
    Bosch sah auf McCalebs halb gegessenen Chili Dog und dann auf seine Uhr.
    »Tut mir Leid, aber das ist alles, was ich habe. Wollen Sie das noch aufessen oder können wir gehen?«
    »Noch ein paar Bissen, noch ein paar Fragen. Wollen Sie nicht eine rauchen?«
    »Damit habe ich vor ein paar Jahren aufgehört. Jetzt rauche ich nur noch bei besonderen Anlässen.«
    »Halt, nicht sagen. Es war wegen des Schilds am Sunset, dass der Marlboro-Mann impotent geworden ist.«
    »Nein, meine Frau wollte, dass wir beide aufhören. Das haben wir dann auch.«
    »Ihre Frau? Sie stecken voller Überraschungen, Harry.«
    »Alles nur halb so wild. Sie kam und ging. Aber wenigstens rauche ich nicht mehr. Wie es bei ihr ist, weiß ich nicht.«
    McCaleb nickte nur, denn er spürte, dass er zu weit in die persönliche Welt des anderen Mannes eingedrungen war. Er kehrte zum Fall zurück.
    »Und haben Sie denn eine Theorie, wer ihn umgebracht haben

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