Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
fragliche Heft im Februar vergangenen Jahres herausgekommen war. Darauf ließ sie sich vom Verlag eine Ausgabe dieses Heftes kommen. Was sie in Erinnerung behalten hatte, war, dass der Artikel mehrere Fotos von Mr. Storey in seinem Haus enthalten hatte. Weil sie selbst viel liest und sich deshalb dafür interessierte, welche Bücher der Filmregisseur zu Hause stehen hatte, waren ihr seine Bücherregale in Erinnerung geblieben.«
Langwiser stellte einen Antrag, die Zeitschrift dem Gericht als nächstes Beweisstück vorlegen zu dürfen. Dem wurde vom Richter stattgegeben, worauf Langwiser Bosch das Heft in den Zeugenstand brachte.
»Ist das die Zeitschrift, die Ihre Partnerin zugeschickt bekam?«
»Ja.«
»Könnten Sie zu dem Artikel über den Angeklagten blättern und das Foto auf der ersten Seite beschreiben?«
Bosch schlug das Heft an einem Einmerker auf.
»Es ist ein Foto von David Storey. Er sitzt im Wohnzimmer seines Hauses auf der Couch. Links von ihm befinden sich die Bücherregale.«
»Können Sie die Titel auf den Buchrücken lesen?«
»Einige. Aber es sind nicht alle scharf.«
»Was machten Sie mit diesem Heft, nachdem Sie es vom Verlag zugeschickt bekommen hatten?«
»Als wir sahen, dass nicht alle Bücher scharf abgebildet waren, setzten wir uns erneut mit dem Verlag in Verbindung und fragten an, ob sie uns leihweise das Negativ dieses Fotos zur Verfügung stellen könnten. Wir verhandelten mit dem Chefredakteur, der die Negative nicht aus den Redaktionsräumen geben wollte. Er berief sich dabei auf Medienrecht und Pressefreiheit.«
»Wie ging es dann weiter?«
»Der Chefredakteur gab uns zu verstehen, er würde sogar eine gerichtliche Anweisung anfechten. Darauf wurde ein Anwalt aus dem Büro des City Attorney hinzugezogen, um mit dem Anwalt des Verlags zu verhandeln. Das führte dazu, dass ich nach New York City flog und im Bildarchiv des Architectural Digest Zugang zu dem Negativ erhielt.«
»Der Ordnung halber, wann war das?«
»Ich nahm am neunundzwanzigsten Oktober eine Nachtmaschine und suchte am nächsten Morgen die Redaktion der Zeitschrift auf. Das war am Montag, den dreißigsten Oktober.«
»Und was haben Sie dort gemacht?«
»Ich ließ mir vom Leiter des Fotolabors Vergrößerungen der Aufnahme mit dem Bücherregal machen.«
Als nächste Beweisstücke legte Langwiser zwei große, auf Karton aufgezogene Vergrößerungen vor. Sobald sie nach einem abgelehnten Einspruch Fowkkes’ als Beweismittel zugelassen worden waren, befestigte sie die Fotos an zwei vor der Geschworenenbank aufgestellten Staffeleien. Auf einer Aufnahme war das ganze Bücherregal zu sehen, auf der anderen der vergrößerte Ausschnitt eines Bords. Das Bild war grobkörnig, aber die Titel auf den Buchrücken waren zu lesen.
»Detective, haben Sie diese Fotos mit den Aufnahmen verglichen, die bei der Durchsuchung des Hauses des Angeklagten gemacht wurden?«
»Ja, das haben wir.«
Langwiser stellte einen Antrag, eine dritte und vierte Staffelei aufstellen und daran zwei Fotos befestigen zu dürfen, die bei der Haussuchung vom ganzen Bücherregal und von dem Bord mit dem fehlenden Buch gemacht worden waren. Der Richter gab ihm statt. Dann bat sie Bosch, den Zeugenstand zu verlassen und zu erklären, was ihm beim Vergleich der Bilder aufgefallen war. Jeder, der die Fotos vor sich hatte, konnte sofort sehen, was ihm aufgefallen sein musste, aber Langwiser ging ganz bewusst Schritt für Schritt vor, damit auch jeder Geschworene mitbekam, worauf sie hinauswollte.
Mit einem Pointer deutete Bosch auf die Lücke zwischen den Büchern im Regal. Dann richtete er den Lichtpfeil auf das Foto aus der Zeitschrift, wo sich an derselben Stelle ein Buch befand.
»Als wir am vierzehnten Oktober das Haus durchsuchten, befand sich zwischen The Fifth Horizon und Print the Legend kein Buch. Auf diesem Foto jedoch, das zehn Monate zuvor aufgenommen wurde, ist zwischen The Fifth Horizon und Print the Legend ein Buch zu sehen.«
»Und welchen Titel hat dieses Buchs?«
»Victims of the Night, Opfer der Nacht.«
»Okay, und haben Sie sich die Fotos, die bei der Haussuchung vom ganzen Bücherregal gemacht wurden, darauf hin angesehen, ob dieses Buch, nämlich Victims of the Night, an einer anderen Stelle ins Regal gestellt worden war?«
Bosch deutete auf die Aufnahme des ganzen Regals, die am 14. Oktober gemacht worden war.
»Ja, haben wir. Es ist nicht da.«
»Haben Sie das Buch irgendwo anders im Haus gefunden?«
»Nein, haben
Weitere Kostenlose Bücher