Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
Bemerkung so auf, dass sie sich auf den Tod von Jody Krementz bezog – korrekt?«
»Das war, worüber wir gesprochen haben, ja.«
»Hat er danach noch etwas gesagt?«
»Ja.«
Bosch zögerte, denn er fragte sich, ob Storey wieder einen Anfall bekäme. Er bekam keinen.
»Er sagte: ›Ich bin in dieser Stadt ein Gott, Detective Bosch. Und mit Göttern legt man sich nicht an.‹«
Fast zehn Sekunden verstrichen, bevor Langwiser vom Richter aufgefordert wurde fortzufahren.
»Was haben Sie getan, nachdem der Angeklagte das zu Ihnen gesagt hatte?«
»Also, ich war ziemlich baff. Ich war überrascht, dass er so etwas zu mir sagte.«
»Sie haben dieses Gespräch nicht auf Band aufgenommen, ist das richtig?«
»Das ist korrekt. Es war nur ein kurzer Wortwechsel an der Tür, nachdem ich geklopft hatte.«
»Was passierte dann?«
»Ich ging zum Auto und schrieb seine Äußerungen sofort auf. Ich wollte mir alles wörtlich notieren, solange ich es noch ganz frisch in Erinnerung hatte. Ich erzählte meinen Partnern, was gerade passiert war, und darauf beschlossen wir, bei der Staatsanwaltschaft anzurufen und zu fragen, ob dieses Geständnis mir gegenüber als berechtigter Grund gelten könnte, Mr. Storey festzunehmen. Allerdings, äh, kam dort oben in den Hügeln keiner von uns mit seinem Handy durch. Deshalb fuhren wir zu der Feuerwache am Mulholland Drive, östlich vom Laurel Canyon Boulevard. Wir fragten, ob wir telefonieren könnten, und von dort rief ich dann in der Staatsanwaltschaft an.«
»Und mit wem haben Sie dort gesprochen?«
»Mit Ihnen. Ich schilderte Ihnen den Fall und was sich während der Haussuchung abzuzeichnen begonnen hatte und was Mr. Storey an der Tür sagte. Daraufhin wurde entschieden, mit den Ermittlungen fortzufahren und keine Festnahme vorzunehmen.«
»Waren Sie mit dieser Entscheidung einverstanden?«
»Zum damaligen Zeitpunkt nicht. Ich wollte ihn festnehmen.«
»Hatte Mr. Storeys Geständnis irgendwelche Auswirkungen auf die Ermittlungen?«
»Es engte die Zielrichtung unserer Ermittlungen sehr stark ein. Der Mann hatte mir die Tat gestanden. Wir begannen, uns nur auf ihn zu konzentrieren.«
»Kam Ihnen auch einmal der Gedanke, dieses Geständnis könnte reine Prahlerei gewesen sein: dass der Angeklagte, während Sie ihn zu ködern versuchten, umgekehrt auch Sie zu ködern versuchte?«
»Ja, diese Möglichkeit habe ich durchaus in Erwägung gezogen. Aber letzten Endes glaubte ich doch, dass er diese Dinge gesagt hatte, weil sie stimmten und weil er zu diesem Zeitpunkt dachte, niemand könnte ihm etwas anhaben.«
Es ertönte ein scharfes Ratschen, als Storey das oberste Blatt seines Skizzenblocks abriss. Er zerknüllte es und warf es über den Tisch. Es flog gegen einen Computerbildschirm und fiel vom Tisch zu Boden.
»Danke, Detective«, sagte Langwiser. »Sie haben eben gesagt, es sei entschieden worden, mit den Ermittlungen fortzufahren. Können Sie den Geschworenen erklären, welche Art von Nachforschungen Sie darauf anstellten?«
Bosch schilderte, wie er und seine Partner Dutzende von Zeugen vernahmen, die den Angeklagten und das Opfer bei der Filmpremiere und bei der anschließenden Feier gesehen hatten, die in einem auf einem Parkplatz errichteten Zirkuszelt stattgefunden hatte. Sie vernahmen auch Dutzende weiterer Personen, die Storey kannten oder mit ihm zusammengearbeitet hatten. Bosch wies darauf hin, dass keine dieser Vernehmungen zu neuen Erkenntnissen führte, die für die Ermittlungen von Belang waren.
»Sie haben an früherer Stelle erwähnt, dass bei der Durchsuchung des Hauses des Angeklagten ein fehlendes Buch Ihre Aufmerksamkeit erregte, ist das richtig?«
»Ja.«
Fowkkes erhob Einspruch.
»Es gibt keinerlei Beweise für ein fehlendes Buch. Im Bücherregal war lediglich eine Lücke. Das heißt nicht, dass an dieser Stelle einmal ein Buch gewesen sein muss.«
Langwiser versprach, den Sachverhalt zufrieden stellend darzustellen, und der Richter erklärte den Einspruch für abgelehnt.
»Konnten Sie irgendwann im Lauf der Ermittlungen in Erfahrung bringen, welches Buch sich in dieser Lücke im Bücherregal des Angeklagten befunden hatte?«
»Ja. Als wir Hintergrundinformationen über Mr. Storey sammelten, erinnerte sich meine Partnerin Kizmin Rider, die sehr genau über seine Arbeit und seinen Ruf als Regisseur im Bilde war, in der Zeitschrift Architectural Digest einen Bericht über ihn gelesen zu haben. Übers Internet fand sie heraus, dass das
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