Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
Fall ohne Unterlage angebracht worden war. Aufgrund der Nachforschungen, die wir über Mr. Storey angestellt hatten, wusste ich außerdem, dass er zum Zeitpunkt von Ms. Lopez’ Tod einen Film für eine Produktionsfirma namens Cold House Films gedreht hatte, der zum Teil von Sony Pictures finanziert wurde.«
Bosch entging nicht, dass es nach seiner Antwort im Gerichtssaal ungewöhnlich still geworden war. Niemand im Zuschauerbereich flüsterte oder räusperte sich. Es war, als hätten alle – Geschworene, Anwälte, Zuschauer und Journalisten – beschlossen, gleichzeitig den Atem anzuhalten. Bosch blickte zu den Geschworenen hinüber und stellte fest, dass fast alle zum Tisch der Verteidigung sahen. Bosch blickte ebenfalls dorthin und sah, dass Storey, der den Blick immer noch gesenkt hielt, innerlich kochte. Schließlich brach Langwiser das Schweigen.
»Detective, stellten Sie darauf weitere Nachforschungen über den Fall Lopez an?«
»Ja, ich sprach mit dem Detective, der ihn für das Culver City Police Department bearbeitet hatte. Außerdem erkundigte ich mich nach Ms. Lopez’ Funktion bei Sony.«
»Und haben Sie dabei etwas herausgefunden, was für diesen Fall von Relevanz sein könnte?«
»Ich erfuhr, dass sie zum Zeitpunkt ihres Todes als Verbindung zwischen dem Studio und der Produktionsleitung des Films fungierte, bei dem David Storey Regie führte.«
»Wissen Sie den Titel dieses Films?«
»The Fifth Horizon. «
»Wo wurde er gedreht?«
»In Los Angeles. Hauptsächlich in Venice.«
»Und hatte Ms. Lopez in ihrer Funktion als Verbindungsfrau direkten Kontakt mit Mr. Storey?«
»Ja. Sie hatte während der Dreharbeiten entweder telefonisch oder persönlich täglich mit ihm zu tun.«
Wieder schien die Stille ohrenbetäubend. Langwiser melkte sie bis zum letzten Tropfen und setzte dann unerbittlich nach.
»Lassen Sie mich noch einmal sehen, Detective, ob ich auch alles richtig verstanden habe. Sie sagen also aus, dass es in Los Angeles County in den letzten fünf Jahren nur einen einzigen Fall von autoerotischer Asphyxie gab, bei dem das Opfer eine Frau war, und dass im hier verhandelten Fall der Tod von Jody Krementz als eine Folge autoerotischer Asphyxie hingestellt werden sollte?«
»Einspruch«, protestierte Fowkkes. »Die Frage wurde bereits beantwortet.«
»Abgelehnt«, sagte Houghton ohne Langwisers Widerspruch abzuwarten. »Der Zeuge möge bitte antworten.«
»Ja«, erklärte Bosch. »Das ist richtig.«
»Und dass beide Frauen den Angeklagten David Storey kannten?«
»Richtig.«
»Und dass beide Todesfälle Ähnlichkeiten mit einem Todesfall durch autoerotische Asphyxie aufweisen, der in einem Buch abgebildet ist, das sich nachweislich einmal unter den Büchern im Haus des Angeklagten befand?«
»Richtig.«
Als er das sagte, blickte Bosch in der Hoffnung zu Storey hinüber, er würde aufblicken, damit sie sich noch einmal in die Augen sehen könnten.
»Was hatte das Culver City Police Department dazu zu sagen, Detective Bosch?«
»Aufgrund meiner Nachforschungen rollten sie den Fall neu auf. Aber die Ermittlungen gestalteten sich schwierig.«
»Warum?«
»Der Fall ist alt. Weil er ursprünglich als Unfall eingestuft wurde, wurden nicht alle Unterlagen im Archiv aufbewahrt. Weil der Verwesungsprozess zum Zeitpunkt der Entdeckung der Leiche schon weit fortgeschritten war, war es schwierig, aus ihrem Zustand eindeutige Schlüsse zu ziehen. Und exhumiert kann die Leiche nicht mehr werden, weil sie eingeäschert wurde.«
»Von wem?«
Fowkkes stand auf und erhob Einspruch, aber der Richter erklärte, sein Argument sei bereits gehört und abgelehnt worden. Langwiser wiederholte ihre Frage, bevor Fowkkes sich wieder gesetzt hatte.
»Aha. Und von wem, Detective Bosch?«
»Von ihrer Familie. Aber bezahlt hat das Ganze … die Einäscherung, die Trauerfeier und alles hat David Storey bezahlt, als Spende zum Gedenken an Alicia Lopez.«
Geräuschvoll schlug Langwiser das oberste Blatt ihres Blocks um. Sie hatte gerade einen Lauf und alle wussten es. Bei Polizei und Staatsanwaltschaft hieß das in Anlehnung ans Surfen »in der Röhre sein«. Damit war gemeint, sie hatten sich mit ihrem Fall in den Wellentunnel manövriert, wo alles glatt und reibungslos lief und sie in wundervoller Balance umgab.
»Detective, im Anschluss an diese Phase der Ermittlungen, kam da eine Frau namens Annabelle Crowe zu Ihnen?«
»Ja. Die Los Angeles Times hatte über das Ermittlungsverfahren und den
Weitere Kostenlose Bücher