Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
dass er sich wieder setzt!«
    Inzwischen hatte der Deputy Storey erreicht. Er legte ihm von hinten die Hände auf die Schultern und drückte ihn unsanft auf seinen Platz nieder. Der Richter fing den Blick eines anderen Deputy auf und deutete auf die Geschworenenbank.
    »Bringen Sie die Geschworenen aus dem Saal.«
    Während die Geschworenen ins Beratungszimmer gelotst wurden, setzte sich Storey weiter gegen den Deputy und Fowkkes zur Wehr. Sobald die Geschworenen weg waren, schien seine Gegenwehr zu erlahmen und er beruhigte sich. Bosch blickte zu den Journalisten hinüber, um zu sehen, ob einem von ihnen aufgefallen war, dass Storey das ganze Theater sofort hatte bleiben lassen, sobald die Geschworenen den Saal verlassen hatten.
    »Mr. Storey!«, rief der Richter, der inzwischen aufgestanden war. »Ein solches Benehmen und solche Worte dulde ich in diesem Saal nicht. Mr. Fowkkes, wenn Sie Ihren Mandanten nicht zur Räson bringen können, werden das meine Leute tun. Noch so eine Vorstellung und ich lasse ihn knebeln und an seinen Stuhl fesseln. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Jawohl, Euer Ehren. Ich bitte um Ent–«
    »Was diese Vorschrift angeht, dulde ich nicht den geringsten Verstoß. Noch so ein Wutausbruch und er wird angekettet, und zwar egal, wer er ist oder wer seine Freunde sind.«
    »Ja, Euer Ehren. Wir haben verstanden.«
    »Wir machen fünf Minuten Pause und fahren dann fort.«
    Die Schritte des Richters hallten laut durch den Saal, als er sich von seinem Platz erhob und rasch die drei Stufen zu der Tür hinunterstieg, die auf den Gang führte, in dem sein Amtszimmer lag.
    Als Bosch zu Langwiser hinübersah, sprach aus ihrem Blick unverhohlene Freude über den Zwischenfall. Für Bosch war es ein Unentschieden. Einerseits hatten die Geschworenen gesehen, wie der Angeklagte in einem Wutanfall die Beherrschung verlor – und damit möglicherweise die gleiche Aggressivität zeigte, die zu dem Mord geführt hatte. Auf der anderen Seite hatte er damit seine Erbitterung über das zum Ausdruck gebracht, was im Gerichtssaal mit ihm geschah. Und das konnte zur Folge haben, dass sich die Geschworenen mit ihm identifizierten. Storey musste nur einen von ihnen für sich gewinnen, um freigesprochen zu werden.
    Vor dem Prozess hatte Langwiser angekündigt, sie würden Storey zu einem Gefühlsausbruch verleiten. Dem hatte Bosch entgegengehalten, dafür sei Storey seiner Meinung nach zu abgebrüht und berechnend. Außer natürlich, bei dem Gefühlsausbruch handelte es sich um einen sorgfältig kalkulierten taktischen Schachzug. Storey war jemand, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, dramatische Ereignisse in Szene zu setzen. Bosch wusste, er hätte ahnen müssen, dass er vielleicht irgendwann in einer solchen Szene, ohne es zu wollen, als Nebendarsteller zum Einsatz käme.

25
    Z wei Minuten nachdem er den Saal verlassen hatte, kehrte der Richter wieder zurück und Bosch fragte sich, ob er sich in sein Amtszimmer zurückgezogen hatte, um unter seiner Robe ein Holster anzulegen. Sobald er sich gesetzt hatte, blickte Houghton zum Tisch der Verteidigung. Storey hatte den Blick finster auf seinen Skizzenblock gesenkt.
    »Können wir jetzt weitermachen?«, fragte der Richter.
    Alle Parteien murmelten ihre Zustimmung. Der Richter rief die Geschworenen, und als sie in den Saal geführt wurden, sahen die meisten Storey an.
    »Also schön, Leute, fangen wir noch mal neu an«, verkündete Houghton. »Die Ausrufe, die Sie vor wenigen Minuten vom Angeklagten gehört haben, bitte ich Sie zu ignorieren. Sie haben keine Beweiskraft, sie haben nichts zu besagen. Wenn Mr. Storey die Anklagepunkte oder sonst etwas, was von einem Zeugen über ihn ausgesagt wird, persönlich widerlegen will, wird er dazu Gelegenheit erhalten.«
    Bosch beobachtete, wie Langwisers Augen funkelten. Diese Äußerung des Richters war seine Art, es der Verteidigung heimzuzahlen. Sie weckte die Erwartung, dass Storey persönlich aussagen würde, wenn die Verteidigung ihre Argumente vorbrachte. Tat er das nicht, konnten es die Geschworenen als Affront betrachten.
    Der Richter erteilte wieder Langwiser das Wort, worauf diese mit der Befragung Boschs fortfuhr.
    »Bevor wir unterbrochen wurden, sagten Sie über Ihr Gespräch mit dem Angeklagten an der Tür seines Hauses aus.«
    »Ja.«
    »Sie zitierten den Angeklagten wie folgt: ›Und Sie werden es mir nicht nachweisen können.‹ Ist das korrekt?«
    »Das ist korrekt.«
    »Und Sie fassten diese

Weitere Kostenlose Bücher