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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Licht kämen. Ich wollte ihnen Detail für Detail und Augenblick für Augenblick schildern, was passiert war. Ich erzählte ihnen keine Unwahrheiten, aber ich erzählte ihnen nicht alles. Ich war immer noch nicht sicher, wie ich mich in Hinblick auf Milton verhalten sollte. Was diesen Punkt anging, wollte ich auf ein Zeichen von Lindell warten. Ich war sicher, er hatte, lange bevor er in die Polizeistation gekommen war, diesbezügliche Anweisungen erhalten.
    Die Details, die Milton betrafen, behielt ich wegen Lindell für mich. Das Detail, das ich meinetwegen zurückhielt, war das, was ich gesehen hatte, als ich die Augen schloss und den Abzug der Flinte drückte. Das Bild von Angella Bentons Händen behielt ich für mich.
    »Das war's«, sagte ich, als ich fertig war. »Dann tauchten die zwei Streifenpolizisten auf, und den Rest kennen Sie ja.«
    Rider hatte sich gelegentlich auf einem Block Notizen gemacht. Jetzt legte sie den Block beiseite und sah mich an. Sie wirkte von meiner Geschichte wie betäubt. Wahrscheinlich glaubte sie, dass ich großes Glück gehabt hatte, noch am Leben zu sein.
    »Danke, Harry. Das war wirklich verdammt knapp.«
    »Und das auch noch ganze fünf Mal.«
    »Ähm, ich glaube, wir sollten erst mal ein paar Minuten Pause machen. Agent Lindell und ich werden kurz nach draußen gehen und Verschiedenes besprechen, und dann werden wir sicher noch ein paar Fragen haben.«
    Ich lächelte.
    »Das kann ich mir denken.«
    »Sollen wir dir was mitbringen?«
    »Gegen eine Tasse Kaffee hätte ich nichts einzuwenden. Ich bin schon die ganze Nacht auf, und bei mir zu Hause wollten sie mir keinen Kaffee geben, obwohl es meine eigene Maschine war.«
    »Kaffee kommt sofort.«
    Sie und Lindell standen auf und verließen das Zimmer. Ein paar Minuten später kam ein North-Hollywood-Detective, den ich nicht kannte, mit einer Tasse schwarzem Kaffee herein. Er sagte, ich solle die Ohren steif halten, und ging wieder.
    Als Rider und Lindell zurückkamen, fiel mir auf, dass auf Riders Block mehr Notizen waren als zuvor. Sie behielt die Führungsrolle und übernahm erneut das Reden.
    »Zuerst müssen wir ein paar Dinge klären«, sagte sie.
    »Okay.«
    »Du sagtest, Agent Milton war bereits in deinem Haus, als du nach Hause kamst.«
    »Das ist richtig.«
    Ich sah Lindell an und dann wieder Rider.
    »Du sagtest, du wolltest ihm gerade sagen, du glaubtest, jemand sei dir nach Hause gefolgt, als von den Eindringlingen die Haustür aufgebrochen wurde.«
    »Richtig.«
    »Darauf ging Agent Milton auf den Flur hinaus, um nachzusehen, und wurde sofort von einem Flintenschuss getroffen, der vermutlich von Linus Simonson abgegeben wurde.«
    »Auch das ist richtig.«
    »Wie kam Agent Milton in dein Haus, obwohl du gar nicht zu Hause warst?«
    Bevor ich antworten konnte, platzte Lindell mit einer Frage dazwischen.
    »Er hat sich dort doch mit Ihrer Erlaubnis aufgehalten, oder nicht?«
    »Moment, Moment. Die Fragen bitte immer schön der Reihe nach«, sagte ich.
    Ich sah wieder Lindell an, und er senkte den Blick auf den Tisch. Er konnte mich nicht ansehen. Mit seiner Frage, die in Wirklichkeit eine als Frage verkleidete Feststellung war, wollte mir Lindell offensichtlich eine ganz bestimmte Antwort in den Mund legen. Ich gelangte an diesem Punkt zu der Überzeugung, dass er mir einen Handel anbot. Er hatte mit ziemlicher Sicherheit Ärger mit dem FBI bekommen, weil er mich bei meinen Ermittlungen unterstützt hatte. Und deshalb hatte er jetzt entsprechende Anweisungen erhalten. Er musste das FBI aus allem heraushalten; andernfalls hätte das Konsequenzen für ihn und möglicherweise auch für mich gehabt. Was mir Lindell also zu verstehen geben wollte, war, dass wir beide besser fahren würden, wenn ich die Geschichte – ohne mich selbst zu belasten – so erzählte, dass er diese Vorgabe erfüllen konnte.
    Tatsache war, dass ich nichts dagegen hatte, Milton posthume Kontroversen und Blamagen zu ersparen. In meinen Augen hatte es ihn ohnehin schon schlimm genug getroffen. Es ihm jetzt noch heimzuzahlen, wäre nachtragend, und einem Toten gegenüber nachtragend zu sein, hatte ich nicht nötig. Ich hatte Besseres zu tun und wollte mich der Möglichkeit, es auch zu tun, möglichst nicht berauben.
    Da waren Special Agent Peoples und seine Antiterroreinheit, aber zwischen ihnen und Miltons Aktionen war zu viel Grau. Ich hatte Milton auf Video, nicht Peoples. Den einen zu benutzen, um es dem anderen heimzuzahlen, würde bestimmt

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