Harry Bosch 09 - Letzte Warnung
vervollständigte die Chronologie, indem ich die neue Information an der entsprechenden Stelle der Zeitlinie einfügte.
Angella Benton – ermordet – 16. Mai 1999
Filmgeldraub – 29. Mai 1999
Gessler/Dorsey – Anruf – 13. März 2000
Martha Gessler – vermisst – 19. März 2000
Ich sah mir an, was ich hatte. Martha Gessler war sechs Tage, nachdem sie Jack Dorsey wegen der Anomalie auf der Nummernliste angerufen hatte, verschwunden und vermutlich ermordet worden.
»Wenn das alles war, gehe ich jetzt lieber mal wieder an den Schalter zurück.«
Ich hatte vergessen, dass Mrs Molloy noch hinter mir stand. Ich stand auf und zeigte auf den Sitz.
»Es ginge wesentlich schneller, wenn Sie das für mich machen könnten«, sagte ich. »Ich muss noch ein paar andere Suchen machen.«
»Eigentlich sollten wir keine Suchen durchführen. Sie sollten gut genug mit dem Computer umgehen können, wenn Sie ihn benutzen wollen.«
»Das kann ich durchaus verstehen. Ich will es ja auch lernen, aber im Moment bin ich noch nicht so gut, und diese Sache ist sehr wichtig.«
Sie schien unschlüssig, ob sie mir weiterhelfen sollte. Ich wünschte, ich hätte die kleine brieftaschengroße Kopie meiner staatlichen Privatdetektivlizenz dabeigehabt. Vielleicht hätte sie Eindruck auf sie gemacht. Sie lehnte sich zurück, um an den Abteilreihen entlang zum Schalter zu schauen, ob dort jemand Hilfe benötigte. Parenting Today stand dort und versuchte so zu tun, als wartete er entweder auf eine bestimmte Person oder auf Hilfe.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte Mrs Molloy. »Ich frage nur schnell den Herrn dort, ob er Hilfe braucht.«
Sie entfernte sich, ohne auf eine Antwort von mir zu warten. Ich beobachtete, wie sie Parenting Today fragte, ob er etwas brauche. Er schüttelte den Kopf, sah kurz in meine Richtung und ging weg. Darauf kam Mrs Molloy wieder den Gang herunter zu mir. Sie nahm vor dem Computer Platz.
»Wonach wollen Sie als Nächstes suchen?«
Sie bewegte die Maus mit raschen, geschmeidigen Bewegungen und kehrte zur Suchmaske zurück.
»John Dorsey«, sagte ich. »Und um die Suche ein wenig einzugrenzen, können Sie noch Nat's Bar hinzufügen.«
Sie tippte die Suchbegriffe und startete die Suche. Sie erbrachte 13 Treffer, und ich bat sie, die erste Meldung aufzurufen. Sie war vom 7. April und hatte die Ereignisse des Vortags zum Gegenstand.
ÜBERFALL AUF BAR IN HOLLYWOOD:
EIN POLIZIST GETÖTET, EIN WEITERER SCHWER VERLETZT
Von Keisha Russell Redaktionsmitglied der Times
Gestern Mittag gegen 13 Uhr verübte ein bewaffneter Mann einen Überfall auf Nat's Bar in der Cherokee Avenue in Hollywood. Der Räuber eröffnete unmittelbar nach Betreten des Lokals das Feuer auf den Barmann sowie zwei Detectives des LAPD, die dort Mittagspause machten.
Während Detective John H. Dorsey, 49, seinen zahlreichen Schussverletzungen erlag, ist der Zustand seines Partners Lawton Cross jr., 38, infolge mehrerer Treffer an Kopf und Hals äußerst kritisch. Auch der Barkeeper Donald Rice, 29, der in der Lounge arbeitete, wurde mehrmals getroffen und starb noch am Tatort.
Laut Aussagen von Lt. James Macy, der einer Spezialeinheit für Angriffe auf Polizeiangehörige angehört, konnte der Täter, der eine schwarze Skimaske trug, mit dem Inhalt der Registrierkasse entkommen.
»Allem Anschein nach hat der Täter allerhöchstens ein paar hundert Dollar erbeutet«, erklärte Macy bei einer Pressekonferenz, die vor der Bar, in der die Schüsse fielen, abgehalten wurde. »Es ist uns unerklärlich, warum der Mann das Feuer eröffnet hat.«
Es sei unklar, erklärte Macy des Weiteren, ob Dorsey und Cross versucht hatten, den Räuber an seinem Vorhaben zu hindern, und dadurch die Schüsse provozierten. Er sagte, die beiden Detectives hätten an einem Tisch im schwach beleuchteten Barbereich gesessen, als der Räuber das Feuer auf sie eröffnete. Keiner von beiden hatte seine Dienstwaffe gezogen.
Laut Macy hatten die Detectives in einer Firma in der Nähe von Nat's Bar eine Vernehmung durchgeführt und im Anschluss daran das Lokal aufgesucht, um dort zu Mittag zu essen. Es gab keine Hinweise darauf, dass einer der beiden Männer in der Bar alkoholische Getränke zu sich genommen hatte.
»Sie hatten die Bar aufgesucht, weil sie sich zufällig in der Nähe befand«, sagte Macy. »Eine unglücklichere Wahl hätten sie kaum treffen können.«
Zum Zeitpunkt des Überfalls befanden sich keine anderen Gäste oder weiteres Personal in der Bar.
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