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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Lidern, aber nach einer Weile wurden ihre Bewegungen langsamer und schließlich hörten sie ganz auf. Ich beobachtete sein Gesicht und wartete. Es war Jahre her, dass ich auf hypnotische Techniken zurückgegriffen hatte, um visuelle Eindrücke von Geschehnissen und Verdächtigen ins Bewusstsein von Zeugen zurückzuholen. Was ich jetzt von Cross wollte, war eine Erinnerung an einen Zeitpunkt und einen Ort und an den dazugehörenden Dialog.
    »Siehst du die Tafel, Law?«
    »Ja, ich sehe sie.«
    »Gut, dann gehst du jetzt an die Tafel und schreibst Jacks Namen darauf. Schreib ihn oben hin, damit du darunter noch Platz hast.«
    »Harry, das ist doch idiotisch. Ich …«
    »Tu's mir zuliebe, Law. Schreib Jacks Namen oben auf die Tafel.«
    »Okay.«
    »Okay, Law, so ist es gut. Und jetzt schaust du auf die Tafel und schreibst unter Jacks Namen das Wort Telefonanruf. Okay?«
    »Okay, hab ich gemacht.«
    »Gut. Jetzt schaust du auf diese zwei Wörter und konzentrierst dich auf sie. Jack. Telefonanruf. Jack. Telefonanruf.«
    Das Schweigen, das auf meine Worte folgte, wurde unterbrochen vom kaum wahrnehmbaren Ticken der neuen Uhr.
    »Und jetzt, Law, möchte ich, dass du dich auf das Schwarz um diese Wörter konzentrierst. Auf das Schwarz, das diese Buchstaben umgibt. Geh durch die Buchstaben hindurch, Law, in das Schwarz hinein. Geh durch die Buchstaben.«
    Ich wartete und beobachtete seine Lider. Ich sah, wie die Netzhautbewegungen wieder begannen.
    »Jack redet jetzt mit dir, Law. Er erzählt dir von der Agentin. Er sagt, sie hat neue Informationen über den Filmgeldraub.«
    Während ich wartete, fragte ich mich, ob ich Gessler namentlich hätte erwähnen sollen, und kam zu dem Ergebnis, dass es besser gewesen war, darauf zu verzichten.
    »Was sagt er zu dir, Law?«
    »Mit den Nummern stimmt irgendwas nicht. Sie stimmen nicht überein.«
    »Hat sie ihn angerufen?«
    »Sie hat ihn angerufen.«
    »Wo bist du, als er dir das erzählt, Law?«
    »Wir sind im Auto. Wir haben einen Gerichtstermin.«
    »Ist es ein Prozess?«
    »Ja.«
    »Wessen Prozess ist es?«
    »Der von diesem kleinen Mexikaner. Dieser kleine Pisser, der den koreanischen Juwelier in der Western Avenue umgebracht hat. Alexandra Penjeda. An diesem Tag wird das Urteil gefällt.«
    »Penjeda ist der Angeklagte?«
    »Ja.«
    »Und Jack bekam den Anruf von der Agentin, bevor ihr ins Gericht gegangen seid, um das Urteil zu hören?«
    »Richtig.«
    »Okay, Law.«
    Ich hatte bekommen, was ich wollte. Ich überlegte, was ich ihn sonst noch fragen könnte.
    »Law? Hat Jack gesagt, wie die Agentin hieß?«
    »Nein, das hat er nicht gesagt.«
    »Hat er gesagt, ob er die Informationen, die sie ihm gab, nachprüfen wollte?«
    »Er hielt das Ganze für Quatsch. Er meinte, es hätte nichts zu bedeuten.«
    »Hast du ihm das geglaubt?«
    »Ja.«
    »Okay, Law, ich werde dich jetzt gleich auffordern, die Augen zu öffnen. Und wenn du sie öffnest, möchte ich, dass du dich fühlst, als wärst du gerade aufgewacht, aber ich möchte, dass du dich an das erinnerst, worüber wir gerade gesprochen haben. Alles klar?«
    »Alles klar, ja.«
    »Und die andere Sache ist, ich möchte, dass du dich besser fühlst. Ich möchte, dass du dich mit deinem Leben … abfindest, wie es ist. Ich möchte, dass du so glücklich wie möglich bist, Law. Okay?«
    »Ja.«
    »Gut, Law, dann mach jetzt deine Augen auf.«
    Die Lider flatterten einmal, und dann waren sie offen. Sie nahmen die Decke unter Beschuss und kamen dann zu mir. Sie wirkten strahlender als zuvor.
    »Harry …«
    »Wie fühlst du dich, Law?«
    »Ganz okay.«
    »Erinnerst du dich, worüber wir gesprochen haben?«
    »Ja, über diesen kleinen Mex. Penjeda. Wir nannten ihn Pin-Heada. Er ging nicht auf den Deal ein, den ihm der DA anbot. Lebenslänglich mit. Er ließ es darauf ankommen und hat eine Niete gezogen. Lebenslänglich ohne.«
    »Man lernt nie aus.«
    Tief unten in seiner Kehle gurgelte etwas, was sich anhörte, als könnte es ein Lachen sein.
    »Ja, das war echt gut«, sagte er. »Ich erinnere mich, wie mir Jack von dem Anruf aus Westwood erzählte, als wir damals zum Gericht fuhren.«
    »Richtig.«
    »Weißt du noch, wann Penjedas Urteil gefällt wurde?«
    »Ende Februar, Anfang März. Das war mein letzter Prozess, Harry. Einen Monat später bekam ich in diesem Drecksloch von einer Bar diese Kugel ab, und dann war Schluss mit lustig. Ich weiß noch, dass ich Pin-Headas Gesicht beobachtete, als er den Schuldspruch hörte und merkte,

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