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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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imaginäres Telefon an sein Ohr.
    Dann sah er wieder Lam an und merkte, dass er mit Worten allein nicht zu überzeugen wäre. Es wurde Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen.
    »Okay, die Kollegen rufen jetzt an, damit Sie Ihren Anwalt bekommen. Aber wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich Ihnen noch einiges erzählen, während wir hier warten. Das können Sie dann gleich Ihrem Anwalt mitteilen, wenn er kommt.«
    »Meinetwegen«, entgegnete Lam. »Solange ich einen Anwalt bekomme, können Sie reden, so viel Sie wollen.«
    »Gut, dann fangen wir am besten mit dem Tatort an. Wie Sie wissen, gab es von Anfang an Verschiedenes, was mir eigenartig vorkam. Einer dieser Punkte war, dass Mr. Li seine Pistole direkt unter dem Ladentisch hatte und nicht dazu kam, sie zu ziehen. Ein weiterer war, dass er keine Kopfwunden hatte. Der Täter schoss Mr. Li dreimal in die Brust, und damit hatte es sich. Kein einziges Mal ins Gesicht.«
    »Sehr interessant«, bemerkte Lam sarkastisch.
    Bosch ignorierte es.
    »Und wissen Sie, was das für mich hieß? Es hieß, dass Li seinen Mörder wahrscheinlich kannte und sich nicht von ihm bedroht fühlte. Und dass es etwas Geschäftliches war. Es ging dabei nicht um Rache, und es war nichts Persönliches. Es war etwas rein Geschäftliches.«
    Bosch fasste zu der Schachtel hinunter und entfernte den Deckel. Er nahm den Beweismittelbeutel mit der Patronenhülse, die in der Kehle des Opfers gesteckt hatte, heraus und warf ihn vor Lam auf den Tisch.
    »Da ist sie, Eugene. Erinnern Sie sich noch, wie Sie danach gesucht haben? Wie Sie hinter den Ladentisch gegangen sind und die Leiche zur Seite geschoben haben und sich nicht erklären konnten, wohin diese blöde Patronenhülse verschwunden ist? Tja, hier ist sie. Das war der entscheidende Fehler, der Ihnen alles anlastet.«
    Er machte eine Pause und beobachtete, wie sich nackte Angst in Lams Augen einnistete, während er die Patronenhülse anstarrte.
    »Man lässt eine Patronenhülse unter keinen Umständen am Tatort zurück. Eine unumstößliche Grundregel. Aber Sie haben dagegen verstoßen, Mann. Sie haben diese Hülse am Tatort zurückgelassen, und sie hat uns direkt vor Ihre Haustür geführt.«
    Bosch griff nach der Tüte und hielt sie hoch.
    »Auf der Hülse war ein Fingerabdruck, Eugene, den wir mit Hilfe eines neuen Verfahrens, das sich elektrostatische Verstärkung nennt, sichtbar machen konnten. Es kommt erst seit kurzem zur Anwendung. Und der Fingerabdruck, der damit auf der Hülse entdeckt wurde, stammte von Ihrem alten Freund Henry Lau. Ja, der Fingerabdruck hat uns auf Henry Laus Spur geführt, und ich muss sagen, er war außerordentlich hilfsbereit. Er erzählte uns, er hätte seine Pistole zum letzten Mal vor etwa acht Monaten auf dem Schießstand benutzt und danach neu geladen. So lange war sein Fingerabdruck also auf der Patrone.«
    Bosch fasste wieder in die Schachtel und holte Henry Laus Pistole heraus, die sich immer noch in dem schwarzen Filzbeutel befand. Er nahm die Waffe aus dem Beutel und legte sie auf den Tisch.
    »Wir waren bei Henry Lau, und er gab uns die Pistole mit. Wir haben sie gestern in der Ballistik untersuchen lassen, und es besteht kein Zweifel, sie ist die Tatwaffe. Das ist die Pistole, mit der John Li am achten September im Fortune Liquors erschossen wurde. Das Problem ist nun allerdings, dass Henry Lau für den Zeitpunkt, zu dem die Schüsse auf Li abgegeben wurden, ein hieb- und stichfestes Alibi hat. Er befand sich nämlich zusammen mit dreizehn anderen Personen in einem Zimmer und kann unter anderem sogar Matthew McConaughey als Alibizeugen vorweisen. Außerdem hat er uns versichert, die Pistole niemandem geliehen zu haben.«
    Bosch lehnte sich zurück und kratzte sich am Kinn, als suchte er immer noch nach einer Erklärung, wie Laus Pistole zur Ermordung John Lis hatte verwendet werden können.
    »Ich muss gestehen, Eugene, das war eine harte Nuss. Aber dann hatten wir schließlich Glück. Die Guten haben oft Glück. Sie haben uns Glück gebracht, Eugene.«
    Er machte eine Pause, um das Gesagte einwirken zu lassen, bevor er zum entscheidenden Schlag ausholte.
    »Die Person, die Henry Laus Pistole benutzt hatte, um damit John Li zu erschießen, säuberte und lud sie hinterher wieder, denn Lau sollte natürlich nicht merken, dass sich jemand seine Pistole ausgeliehen hatte, um damit jemanden umzubringen. An sich war der Plan gut, aber dann machte der Täter einen Fehler.«
    Bosch beugte sich über den

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