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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Polizei jemanden? Jemanden, dem du trauen kannst?«
    »Nein, aber sie haben eine eigene Triadenkommission. Sie kommen regelmäßig ins Casino.«
    Fast zwanzig Jahre nach ihrer Dienstzeit als FBI -Agentin war Eleanor inzwischen Profi-Pokerspielerin. Sie lebte fast sechs Jahre in Hongkong und arbeitete im nahen Macao im Cleopatra Casino. Die ganzen High-Roller vom Festland wollten unbedingt gegen die
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spielen – die weiße Frau. Sie war ein Publikumsmagnet. Sie spielte mit Hausgeld, erhielt einen Anteil an den Gewinnen und musste nicht für die Verluste aufkommen. Ein angenehmes Leben. Sie und Maddie wohnten in einem Hochhaus in Happy Valley, und wenn sie zur Arbeit musste, ließ sie das Casino mit einem Hubschrauber abholen.
    Angenehm bis zu diesem Moment.
    »Sprich mit deinen Leuten im Casino«, sagte Bosch. »Wenn sie dir jemanden empfehlen können, dem du trauen kannst, dann ruf meinetwegen an. Ich muss jetzt Schluss machen und sehen, dass ich in die Gänge komme. Aber ich melde mich noch mal, bevor ich fliege.«
    Sie antwortete wie in Trance.
    »Okay, Harry.«
    »Wenn sich irgendetwas Neues ergibt, egal was, ruf mich an.«
    »Okay, Harry.«
    »Und, Eleanor?«
    »Ja?«
    »Sieh zu, ob du mir eine Pistole besorgen kannst. Meine eigene kann ich nicht mitnehmen.«
    »Wegen Schusswaffenbesitz kannst du hier ins Gefängnis kommen.«
    »Ich weiß, aber du kennst im Casino Leute. Also, besorg mir eine Pistole.«
    »Ich werde es versuchen.«
    Bosch zögerte, bevor er aufhängte. Er hätte gern einfach nur die Hand ausgestreckt und sie berührt, um ihr wenigstens etwas von ihren Ängsten zu nehmen. Aber er wusste, das war unmöglich. Es gelang ihm nicht einmal mit seinen eigenen.
    »Also gut, ich muss jetzt Schluss machen, Eleanor. Und versuch bitte, nicht den Kopf zu verlieren. Für Maddie. Wenn wir den Kopf nicht verlieren, kriegen wir das hin.«
    »Wir bekommen sie doch zurück, Harry, oder?«
    Bosch nickte sich selbst zu, bevor er antwortete.
    »Natürlich. Wir bekommen sie zurück.«

19
    D ie Digital Image Unit, die für die Auswertung digitaler Bilder zuständig war, war eine der zahlreichen Unterabteilungen der Scientific Investigation Division und befand sich immer noch im alten Polizeihauptquartier im Parker Center. Bosch legte die zwei Häuserblocks zwischen dem neuen und dem alten Bau zurück wie jemand, der sein Flugzeug zu verpassen fürchtete. Auf seiner Stirn glänzte der Schweiß, als er schnaufend durch die Glastüren des Gebäudes stürmte, in dem er den größten Teil seiner Laufbahn als Detective verbracht hatte. Die Dienstmarke brachte ihn am Empfang vorbei, dann fuhr er mit dem Aufzug in den zweiten Stock.
    Die SID steckte gerade mitten in den Vorbereitungen für den Umzug ins neue PAB . Die alten Schreibtische und Arbeitstheken würden nicht mitgenommen, aber alle Geräte, Unterlagen und persönlichen Dinge wurden in Umzugskartons verpackt. Der Umzug war zwar bis ins Kleinste durchorganisiert, verlangsamte aber den ohnehin schon schleppenden Gang der Dinge bei der Verbrechensbekämpfung noch mehr.
    Die DIU war in zwei Räumen im hinteren Teil der SID untergebracht. Auf einer Seite des ersten Zimmers waren mindestens ein Dutzend Umzugskartons gestapelt. An den Wänden hingen keine Bilder oder Landkarten mehr, und viele der Regale waren leer. In dem Labor dahinter war eine Technikerin bei der Arbeit.
    Barbara Starkey war eine altgediente Veteranin, die in ihren fast vierzig Jahren bei der Polizei für alle möglichen Spezialabteilungen der SID gearbeitet hatte. Bosch kannte sie aus seiner Anfangszeit beim LAPD , als er als junger Cop die ausgebrannten Überreste eines Hauses bewacht hatte, in dem sich die Polizei mit Mitgliedern der Symbionese Liberation Army ein heftiges Feuergefecht geliefert hatte. Die militanten Extremisten hatten sich zur Entführung der Zeitungserbin Patty Hearst bekannt. Starkey hatte dem Spurensicherungsteam angehört, das feststellen sollte, ob unter den Trümmern des verkohlten Hauses die sterblichen Überreste Patty Hearsts waren. Damals war es beim LAPD Usus gewesen, weibliche Bewerberinnen für den Polizeidienst in Positionen unterzubringen, in denen sich körperliche Konfrontationen und die Notwendigkeit, eine Waffe zu tragen, auf ein Minimum beschränkten. Starkey hatte unbedingt Polizistin werden wollen und war beim SID gelandet, wo sie den rasanten Bedeutungszuwachs von Wissenschaft und Technik bei der Verbrechensaufklärung aus erster Hand miterlebt hatte. Wie

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