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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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des letzten Besuchs seiner Tochter in L.A. waren sie in einen Telefonladen gegangen, und Maddie hatte His-and-Her-Handys ausgesucht, die es ihnen ermöglichten, auf mehreren Ebenen miteinander zu kommunizieren. Er verwendete es zwar nicht oft für E-Mails, aber er wusste, wie man darauf die 30-Sekunden-Videos abspielte, die sie ihm häufig schickte. Er speicherte sie alle und spielte sie oft mehrere Male ab.
    Bo-Jing Chang und die Bedenken wegen des Lecks rückten vorübergehend in den Hintergrund. Mit einem erwartungsvollen Lächeln drückte er auf die Taste und machte ihre jüngste Videobotschaft auf.

17
    B osch betrat das Vernehmungszimmer und ließ die Tür offen. Chu stellte gerade eine Frage und schaute wegen der Störung auf.
    »Antwortet er nicht?«, fragte Bosch.
    »Er sagt kein Wort.«
    »Lassen Sie mich mal versuchen.«
    »Äh, klar, Harry.«
    Chu stand auf, und Bosch machte ihm Platz, damit er das Zimmer verlassen konnte. Chu reichte Bosch das Klemmbrett.
    »Viel Erfolg, Harry.«
    »Danke.«
    Chu ging nach draußen und schloss die Tür hinter sich. Bosch wartete kurz, um sicherzugehen, dass er wirklich weg war, dann stellte er sich rasch hinter Chang. Er schlug ihm das Klemmbrett gegen den Kopf, schlang ihm die Arme um den Hals und zog sie, außer sich vor Wut, mit aller Kraft zu einem bei der Polizei schon lange verbotenen Würgegriff zusammen. Er spürte, wie Changs ganzer Körper sich anspannte, als er merkte, dass ihm die Luftzufuhr abgeschnürt wurde.
    »So, du Schwein, die Kamera ist aus, und der Raum ist schallisoliert. Wo ist sie? Ich bringe dich auf der Stelle um, wenn …«
    Chang schoss von seinem Stuhl hoch und riss den Handschellenring einfach aus der Tischplatte. Er schleuderte Bosch mit dem Rücken gegen die Wand, und beide fielen zu Boden.
    Aber Bosch ließ nicht los, sondern drückte noch fester zu. Chang kämpfte wie ein Tier. Er stemmte sich mit den Füßen gegen die im Boden verankerten Tischbeine und rammte Bosch immer wieder in die Ecke.
    »Wo ist sie?«,
brüllte Bosch.
    Chang ächzte zwar heftig, zeigte aber keinerlei Anzeichen, dass ihn die Kräfte verließen. Obwohl seine Handgelenke aneinander gekettet waren, gelang es ihm, beide Arme gleichzeitig wie einen Knüppel über seinen Kopf nach hinten zu schwingen. Und während er versuchte, Bosch mit dem Körper in die Ecke zu quetschen, zielte er mit den Fäusten auf sein Gesicht.
    Bosch merkte, der Würgegriff würde seinen Zweck nicht erfüllen; er musste seine Taktik ändern und angreifen. Deshalb ließ er Chang los und packte ihn am Handgelenk, als er wieder nach hinten schlug. Gleichzeitig verlagerte Bosch sein Gewicht und lenkte den Schlag zur Seite ab. Changs Schultern verdrehten sich von seinem eigenen Schwung, und er fiel bäuchlings zu Boden. Bosch war sofort auf ihm und drosch mit beiden Händen mit voller Wucht auf Changs Nacken ein.
    »Wo ist sie, habe ich …«
    »Harry!«
    Die Stimme kam von hinten. Es war Chu.
    »Hey!«,
brüllte Chu in den Bereitschaftsraum hinaus.
»Hilfe!«
    Die kurze Ablenkung ermöglichte es Chang, sich so weit aufzurichten, dass er die Knie unter seinen Körper bekam. Er stieß sich hoch, und Bosch flog gegen die Wand und landete auf dem Boden. Chu sprang auf Changs Rücken und versuchte, ihn niederzuringen. Rasche Schritte ertönten, und mehrere Männer drängten sich in den winzigen Raum. Sie warfen sich auf Chang und drückten ihn, das Gesicht in die Ecke gequetscht, unsanft zu Boden.
    Bosch rollte sich schwer atmend auf die Seite.
    Eine Weile waren alle still, und es war nur noch das Keuchen der Männer zu hören. Dann erschien Lieutenant Gandle in der offenen Tür.
    »Was ist hier los?«
    Er beugte sich vor, um durch das Loch in der Tischplatte zu schauen. Der Ring war offensichtlich nicht richtig verschraubt gewesen. Einer von vielen Mängeln, die sich in dem neuen Gebäude sicher noch bemerkbar machen würden.
    »Keine Ahnung«, antwortete Chu. »Ich wollte nur meine Jacke holen, da sind hier drinnen schon die Fetzen geflogen.«
    Alle Augen waren auf Bosch gerichtet.
    »Sie haben meine Tochter«, sagte er.

18
    B osch stand in Gandles Büro. Aber nicht still. Er konnte nicht stillhalten. Er ging vor dem Schreibtisch auf und ab. Der Lieutenant hatte ihn zweimal aufgefordert, sich zu setzen, aber Bosch war nicht dazu in der Lage. Nicht mit der wachsenden Panik in seiner Brust.
    »Was soll das alles, Harry?«
    Bosch holte sein Handy heraus und klappte es auf.
    »Sie haben sie.«
    Er rief

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