Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Mann für sich.
    Bosch taxierte ihn kurz, dann sah er Eleanor an und entdeckte eine Bestimmtheit in ihrer Miene, die er nur zu gut kannte. Es war ein Gesichtsausdruck, den er oft zu sehen bekommen hatte, als sie noch zusammen gewesen waren. Was diesen Punkt anging, würde sie sich auf keine Diskussionen einlassen. Dieser Mann war Teil des Pakets, oder Bosch müsste allein sehen, wie er zurechtkam.
    Bosch wusste, wenn es die Umstände erforderten, konnte er sich notfalls abseilen und allein durchschlagen. Darauf hatte er sich ursprünglich ohnehin gefasst gemacht. Aber bis auf weiteres war er bereit, Eleanor entgegenzukommen.
    »Bist du da wirklich sicher, Eleanor? Ich hatte eigentlich vor, das ganz allein durchzuziehen.«
    »Sie ist auch meine Tochter. Egal, was du tust, ich komme mit.«
    »Na gut, meinetwegen.«
    Sie gingen auf die Glastür zu, die nach draußen führte. Um ungestört mit seiner Ex-Frau sprechen zu können, ließ Bosch Sun Yee vorausgehen. Obwohl Eleanor die nervliche Belastung deutlich anzusehen war, erschien sie ihm so schön wie eh und je. Ihr nüchtern nach hinten gebundenes Haar unterstrich die klare, entschlossene Linie ihrer Kieferpartie. Egal, wie selten oder unter welchen Umständen er ihr begegnete – er konnte sie nie ansehen, ohne daran denken zu müssen, wie es mit ihr hätte sein können. Es war ein abgedroschenes Klischee, aber Bosch war immer fest davon überzeugt gewesen, dass sie füreinander bestimmt waren. Ihre Tochter verhalf ihnen zu einer lebenslangen Verbindung, aber für Bosch war das nicht genug.
    »Dann erzähl, was es Neues gibt, Eleanor«, begann er. »Ich war fast vierzehn Stunden im Flugzeug. Hat sich hier irgendwas getan?«
    Sie nickte.
    »Ich war gestern vier Stunden in der Mall. Als du gestern vom Flughafen angerufen und mir eine Nachricht hinterlassen hast, muss ich gerade im Büro der Security gewesen sein. Entweder hatte ich keinen Empfang, oder ich habe das Läuten nicht gehört.«
    »Ist ja nicht weiter schlimm. Was hast du Neues herausgefunden?«
    »Sie haben ein Überwachungsvideo, auf dem sie mit dem Bruder und der Schwester zu sehen ist. Mit Quick und He. Es ist aus ziemlicher Entfernung aufgenommen. Deshalb sind sie eigentlich gar nicht richtig darauf zu erkennen – außer Mad natürlich. Sie würde ich überall erkennen.«
    »Ist darauf die Entführung zu sehen?«
    »Sie wurde nicht entführt. Sie hingen lediglich zusammen rum, hauptsächlich bei den Imbissständen. Dann zündete sich Quick eine Zigarette an, und jemand beschwerte sich. Die Security rückte an und warf ihn raus. Madeline ging mit ihnen nach draußen. Freiwillig. Und sie kamen nicht wieder zurück.«
    Bosch nickte. Das könnte ein Trick gewesen sein, um sie nach draußen zu locken. Quick zündet sich eine Zigarette an, weil er genau weiß, dass er dann rausgeworfen wird und Madeline mit ihm nach draußen kommt.
    »Sonst noch was?«
    »Das ist alles aus der Mall. Quick ist der Security dort zwar bekannt, aber sie wissen weder, wie er heißt, noch haben sie eine Akte über ihn.«
    »Wann sind sie nach draußen gegangen?«
    »Um viertel nach sechs.«
    Bosch rechnete kurz im Kopf. Das war am Freitag gewesen. Es war fast sechsunddreißig Stunden her, dass sich seine Tochter aus dem Blickfeld der Überwachungskamera entfernt hatte.
    »Wann wird es hier dunkel? Um welche Uhrzeit?«
    »Gegen acht. Warum?«
    »Das Video, das sie mir geschickt haben, wurde bei Tageslicht aufgenommen. Demnach war sie keine zwei Stunden, nachdem sie mit den beiden die Mall verlassen hat, bereits in Kowloon, und sie haben das Video von ihr gemacht.«
    »Ich will das Video sehen, Harry.«
    »Ich zeige es dir im Auto. Du hast also meine Nachricht erhalten. Hast du etwas über die Hubschrauberlandeplätze in Kowloon herausgefunden?«
    Eleanor nickte. »Ich habe den Leiter der Kundenbeförderung im Casino angerufen. Ihm zufolge gibt es in Kowloon sieben Dach-Heliports. Ich habe eine Liste.«
    »Sehr gut. Hast du ihm gesagt, weshalb du die Liste brauchst?«
    »Nein, Harry. Ganz blöd bin ich ja nun auch nicht.«
    Bosch sah sie an, dann schaute er zu Sun, der inzwischen mehrere Schritte vor ihnen ging. Eleanor deutete seinen Blick richtig.
    »Mit Sun Yee ist es was anderes. Er weiß Bescheid. Ich habe ihm alles erzählt, weil ich ihm vertrauen kann. Er ist im Casino seit drei Jahren für meine Sicherheit zuständig.«
    Bosch nickte. Seine Ex-Frau war ein wertvoller Aktivposten für das Cleopatra Resort and Casino in

Weitere Kostenlose Bücher