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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Monitor zurück, auf dem die Reisenden in blaue Schemen verwandelt zu sehen waren. Kein verräterisches Erglühen von Rot. Kein Fieber. Jedenfalls bisher nicht.
    Der Passbeamte blätterte in seinem Pass und sah die Ein- und Ausreisestempel von Boschs zahlreichen HongkongAufenthalten in den vergangenen sechs Jahren. Dann sah der Mann etwas auf einem Monitor nach.
    »Sind Sie geschäftlich in Hongkong, Mr. Bosch?«
    Irgendwie hatte der Mann die eine Silbe von Boschs Nachnamen so verhunzt, dass sie sich wie
Botsch
anhörte.
    »Nein«, erwiderte Bosch. »Meine Tochter lebt in Hongkong, und ich besuche sie regelmäßig.«
    Der Zollbeamte warf einen Blick auf den Rucksack auf Boschs Rücken. »Haben Sie ihr Gepäck aufgegeben?«
    »Nein, ich habe nur den Rucksack dabei. Ich habe nicht vor, lange zu bleiben.«
    Der Zollbeamte nickte und sah wieder auf den Bildschirm. Bosch wusste, was jetzt käme. Bei seinen früheren Hongkong-Aufenthalten hatten die Zollbeamten bei der Ankunft jedes Mal seine Polizeizugehörigkeit im Computer vermerkt gefunden und ihn prompt zum Filzen geschickt.
    »Haben Sie Ihre Dienstwaffe dabei?«, fragte der Beamte.
    »Nein«, antwortete Bosch genervt. »Ich weiß, dass das verboten ist.«
    Der Inspektor tippte etwas in den Computer ein und schickte Bosch dann, wie erwartet, zur Gepäckkontrolle. Das würde ihn weitere fünfzehn Minuten kosten, aber Bosch versuchte, sich nicht aufzuregen. Weil seine Maschine früher als geplant gelandet war, hatte er eine halbe Stunde gewonnen.
    Der Zollbeamte, der Boschs Rucksack durchsuchte, machte ein erstauntes Gesicht, als er das Fernglas und die anderen Gegenstände, darunter einen Umschlag mit Bargeld, herausnahm. Bosch führte jedoch nichts mit sich, womit er nicht hätte einreisen dürfen. Schließlich forderte der Zollbeamte Bosch auf, durch einen Metalldetektor zu gehen, dann war die Kontrolle beendet. Bosch ging in die Halle mit den Gepäckbändern und entdeckte einen Geldwechselschalter, der so früh schon geöffnet hatte. Er holte den Umschlag mit dem Geld aus dem Rucksack und wechselte bei der Frau hinter der Glasscheibe fünftausend US -Dollar in Hongkong-Dollar. Bei dem Geld handelte es sich um Boschs Erdbebengeld, Bargeld, das er in seinem Schlafzimmer im Waffenschrank versteckt hatte. Als 1994 ein schweres Erdbeben L.A. heimgesucht und massive Schäden an seinem Haus angerichtet hatte, hatte Bosch etwas Wichtiges gelernt: Es geht nichts über Bargeld. Geh nie ohne welches aus dem Haus. Jetzt würde ihm das Geld, das er für einen solchen Notfall versteckt hatte, hoffentlich helfen, einen anderen Notfall zu bewältigen. Der Wechselkurs betrug knapp acht zu eins, und seine fünftausend amerikanischen wurden zu achtunddreißigtausend Hongkong-Dollar.
    Nachdem er sein Geld bekommen hatte, steuerte er auf den Ausgang auf der anderen Seite der Gepäckausgabe zu. Die erste Überraschung des Tages kam in Gestalt von Eleanor Wish, die in der Haupthalle des Flughafens auf ihn wartete. Sie stand neben einem Mann, der die breitbeinige Haltung eines Bodyguards eingenommen hatte. Eleanor machte für den Fall, dass Bosch sie nicht bemerkt haben sollte, eine kleine Handbewegung. Er sah die Mischung aus Schmerz und Hoffnung in ihrem Gesicht und musste den Blick zu Boden senken, als er auf sie zuging.
    »Eleanor. Ich hätte nicht …«
    Sie zog ihn in eine rasche und unbeholfene Umarmung, die seinen Satz abrupt beendete. Er fasste die Geste so auf, dass es mit den Schuldzuweisungen und Vorwürfen Zeit bis später hätte. Jetzt stand Wichtigeres an. Sie machte einen Schritt zur Seite und deutete auf den Mann im Anzug.
    »Das ist Sun Yee.«
    Bosch nickte, und dann streckte er die Hand aus, eine Geste, mit der er herauszufinden hoffte, wie er Sun Yee ansprechen sollte.
    »Harry«, stellte er sich vor.
    Der andere Mann nickte ebenfalls und drückte ihm fest die Hand, sagte aber nichts. Dieses Manöver hatte also nichts geholfen. Was den Namen anging, musste er auf einen Hinweis von Eleanor warten. Bosch schätzte Sun Yee auf Ende vierzig. Eleanors Alter. Er war klein, aber kräftig gebaut. Brustkorb und Arme spannten die Nähte seines Seidensakkos bis ans Limit. Obwohl es noch nicht Tag war, trug er eine Sonnenbrille.
    Bosch wandte sich wieder seiner Ex-Frau zu.
    »Fährt er uns?«
    »Er hilft uns«, korrigierte sie ihn. »Er arbeitet für die Casino-Security.«
    Bosch nickte. Damit war schon einmal ein Rätsel gelöst.
    »Spricht er Englisch?«
    »Ja«, antwortete der

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